[Rezension] Pieter Webeling - "Die Stunde des Schmetterlings"

Pieter Webeling - Die Stunde des Schmetterlings
Historischer Roman

Verlag: Blessing-Verlag
Umschlaggestaltung: Bauer + Möhring, Berlin
Umschlagfoto: © plainpicture, Mischa Keijser
ISBN 13: 978-3-896-67568-2
Seiten: 304 Seiten
Erschienen: 26. September 2016
Originaltitel: „Het uur van de vlander“
Übersetzer: Christiane Burkhardt

Buchrückentext
„Vier Freunde, die arglos in einem sächsischen Dorf aufwachsen, geraten in den Mahlstrom der Geschichte. Ein großer Roman über Freundschaft, Liebe und Verrat. Und über den Trost, den die Schönheit der Schöpfung gewähren kann.“

Meine Meinung
Man sollte natürlich Bücher mögen, die zur Zeit des ersten Weltkrieges spielen und in denen nichts beschönigt wird, dann aber kann ich dieses in Abschnitten an Remarques Klassiker „Im Westen nichts Neues“ erinnernde Buch sehr empfehlen: eine eindringliche und berührende Geschichte über Schuld, Verrat und Illusion, aber auch über die Kraft der Liebe und der Freundschaft.

Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen, die aber sehr nah beieinander liegen. Julius Reinhardt ist im Jahr 1915 auf Heimaturlaub und möchte seinem Leben ein Ende setzen – zu groß ist das Gefühl der Schuld und des Verlustes – doch ein Priester hält ihn davon ab und lässt ihn seine Geschichte erzählen. Diese beginnt ein paar Jahre vor Kriegsbeginn mit einer innigen Freundschaft vierer ganz unterschiedlicher Jungen.

Pieter Webeling lässt sich Zeit, die Geschichte zu erzählen – zunächst wir man rein geschmissen in die bedrückende Szenerie in den Ruinen einer Kirche, in der Julius sich das Leben nehmen will, einmal „gerettet“ jedoch, begleitet man Julius zurück in seine Kindheit und Jugend, als alles noch ganz normal erschien, bis der Ausbruch des Krieges dann alles veränderte.

Langsam werden die vier unterschiedlichen Freunde vorgestellt, so dass man sich jeden sehr gut vorstellen kann und auch das interessante Geflecht, das die vier miteinander verbindet. Alle vier melden sich als Soldaten, denken, damit dem Einerlei des Alltags entfliehen zu können – und werden bald desillusioniert. Jeder geht in dieser schweren Zeit einen eigenen Weg und doch sind sie untrennbar miteinander verknüpft. 

Julius erzählt dabei seine Geschichte und man erlebt dabei als Leser hautnah, was ihn in der Zeit des Krieges berührt und geängstigt hat, was er verloren, aber auch gefunden hat – und nicht immer sind seine Erlebnisse leicht zu ertragen.

Der geduldige und sehr inspirierende Zuhörer Julius‘ Geschichte ist ein alter Mann, der Priester eines nahezu völlig zerstörten französischen Dorfes – er hat eine ganz eigene Philosophie des Lebens, die den Titel des Romans erklärt, und die er wunderbar mit seinem Glauben verknüpft, das aber ganz unaufdringlich, so dass ich mich nicht genötigt oder in eine Ecke gedrängt fühlte. 

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, mal sehr schlicht mit einfachen, aber sehr treffenden Worten, dann aber wieder auch poetisch und an manchen Stellen auch etwas blumig – immer aber schafft er eine melancholische und bedrückende Stimmung, die mich völlig eingenommen hat, und die einfach anschaulich die Atmosphäre der jeweiligen Szenerien widerspiegelt.

An manchen Stellen lässt der Autor sich vielleicht etwas viel Zeit, die Geschichte zu erzählen, zumindest habe ich es beim Lesen so empfunden – nach Zuschlagen des Buches aber scheint kein Satz mehr überflüssig und alles wirkt in sich rund und schlüssig.

Mich hat das Buch sehr beeindruckt und wer sich für das Thema interessiert, dem kann ich es sehr ans Herz legen. Ich gebe ihm gute 4 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Eine bedrückende Geschichte, die von den Schrecken des Krieges erzählt, von den Gefühlen und Ängsten derer, die an der Front kämpfen, von dem, was sie verloren, aber vielleicht auch gewonnen haben. Wer sich auf dieses Thema einlassen kann, dem sei dieses zwar melancholische, aber sehr ergreifende Buch empfohlen – ich konnte richtig abtauchen in der Geschichte und gebe gute 4 von 5 Sternen.

Vielen Dank an den Blessing-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares.

2 Kommentare:

  1. Bin noch dabei,das Buch zu lesen, kann mich aber deiner Rezension bis jetzt zu 200% anschließen.Bedrückend, traurig und was ich immer wieder finde in Büchern dieser Art und auch in Berichten über die Weltkriege: wie freudig, bereitwillig und positiv gestimmt diese jungen Leute in den Krieg gezogen sind, um irgendwie was zu erleben. Wird sich mir nie erschließen.

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    1. Ja - das hat mich auch sehr schockiert. Und gerade in diesem Buch ist dann auch der Gegensatz so krass - die "Vorfreude" und das bittere Erwachen ... Bin schon auf deine Rezi gespannt!

      LG Sabine

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