[Rezension] Kate Lord Brown – "Das Haus der Tänzerin"

Kate Lord Brown – Das Haus der Tänzerin
Familienroman, historischer Roman, Gegenwartsliteratur

Verlag: Piper-Taschenbuch
Umschlaggestaltung: Johannes Wiebel/punchdesign unter Verwendung von Motiven von Shutterstock und rowan/ photocase.com
Umschlagabbildung: Mircea BEZERGHEANU (Orangenbäume), ollirg (Landschaft) – alle Shutterstock
ISBN 13: 9783492302326
Seiten: 528 Seiten
Erschienen: 16. Juli 2013

Buchrückentext
„Die alte Villa in den Hügeln von Valencia ist für Emma der perfekte Rückzugsort: Der verwilderte Garten duftet nach Orangenblüten, die Leute im Dorf sind hilfsbereit und schon bald eröffnet die gelernte Parfümeurin einen Blumenladen. Doch warum vermachte ihre verstorbene Mutter ihr dieses Anwesen? Immer mehr fühlt sich Emma von der geheimnisvollen Vergangenheit des Hauses angezogen. Und dann entdeckt sie ein zugemauertes Zimmer …“

Meine Meinung
In den Hügeln von Valencia hütet ein kleines Haus sein Geheimnis. Wie durch ein Wunder ist nichts beschädigt durch den verehrenden spanischen Bürgerkrieg im Jahre 1936. Emma Temple hat dieses Haus geerbt, nach vieler privater Schicksalsschläge zieht sie sich mit einer Schachtel voller Briefe ihrer verstorbenen Mutter und dem Schlüssel zu dieser jetzt baufälligen kleinen Villa nach hier zurück. Doch ihre Großmutter Freya ist wenig begeistert von diesem Gedanken, hat sie doch zu Zeiten des Bürgerkrieges als Krankenschwester hier viel Leid und Unglück erleben müssen. Doch keiner will Emma so richtig sagen, was eigentlich damals passierte, nur langsam erkennt sie Stück für Stück die ganze Wahrheit.

Ich liebe Geschichten, die auf zwei Zeitebenen spielen und deren Verbindung erst im Laufe der Geschichte zu erkennen ist. „Das Haus der Tänzerin“ spielt zum einen in den späten 30er Jahren, zum anderen in den frühen 2000ern. Beide Handlungsstränge haben ihren Reiz, jedoch gerade die Beschreibungen und die Geschichten rund um den spanischen Bürgerkrieg waren sehr eindringlich und aufschlussreich, manchmal schwer zu lesen, weil einfach zu belastend und dennoch immer wieder auch ein Stück Hoffnung gebend durch den unglaublichen Zusammenhalt von Menschen und die Kraft von Liebe und Freundschaft. Der Schrecken des Krieges und die Grausamkeiten sind sehr realistisch beschrieben und berühren mich, sicher auch durch die persönliche Verstrickung von Freya und ihrem Bruder Charles. Beide sind mir sehr sympathisch und ich achte sie wegen ihres Mutes und ihrer Kraft, diese schreckliche Zeit durchzustehen. Ich kann durchaus verstehen, dass die beiden diese Kriegsjahre vergessen möchten und deshalb Emma bislang nicht viel erzählt haben.

Die Geschichte rund um Emma war für mich nicht ganz so interessant. Dabei hätte sie auch viel Potential gehabt, doch manche Dinge wurden einfach nur gestreift und zu rasch abgehandelt. Gerade die Beziehungen zwischen Emma, ihrer Freundin Delilah und ihrem Ex-Freund Joe hätte man interessanter gestalten können und so mehr Tiefe auch den einzelnen Charakteren geben können. Emma ist mir zwar nicht unsympathisch, aber sie ist mir einfach zu glatt, hat keine Ecken und Kanten. Gerade auch ihre Zeit in Spanien läuft einfach nur zu rund: sie bekommt direkt Hilfe, findet Freunde, hat keine Sprachprobleme, das Blumenlädchen entwickelt sich. Vergleicht man die beiden Handlungsstränge – die Kriegszeit und die Zeit im Hier und Jetzt – könnten die Gegensätze nicht größer sein.

Das Geheimnis, dass die Großmutter und ihr Bruder zu verschweigen versuchen und die beiden Handlungsstränge verbindet, ist nicht ganz so überraschend, wie man vielleicht denken mag. Aber durch diese Verstrickung wir noch einmal gezeigt, was Freundschaft, Familie und Liebe in schweren Zeiten bedeuten kann, aber auch, dass Verrat und Betrug Menschen zerstören und Familien zerreißen kann.

Das Buch liest sich flüssig, der Sprachstil ist angenehm. Der Roman ist in Kapiteln aufgebaut, die eine angenehme Länge aufweisen, und trägt eine Überschrift, die einen immer wissen lässt, in welcher Zeit man sich befindet. Leider fand ich den Klappentext unpassend, auf der einen Seite lässt er völlig außen vor die Geschichte um den spanischen Bürgerkrieg, zum anderen verrät er mit dem zugemauerten Zimmer einfach zu viel. Dafür ist das Cover umso ansprechender, vermittelt es Ruhe und Zufriedenheit, die man den Protagonisten sicherlich wünschen möchte.

Wer Romane um Familiengeheimnisse mag, wird mit diesem Buch sicherlich seine Freude haben. Gerade die Thematik des spanischen Bürgerkrieges war für mich sehr eindringlich und interessant, und auch wenn mich die Geschichte um Emma nicht ganz so faszinieren konnte, habe ich das Buch gerne gelesen.

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