[Rezension] Noah Gordon – "Der Medicus von Saragossa"

Noah Gordon – Der Medicus von Saragossa
Historischer Roman

Verlag: Goldmann-Verlag
Umschlaggestaltung: Design Team München
Umschlagmotiv: Prado Madrid
Seiten: 503 Seiten
Erschienen: 1. November 2001

Buchrückentext
„Spanien 1492: Im ganzen Land wütet die Inquisition. Jona, der dreizehnjährige Sohn eines jüdischen Silberschmieds, steht nach der Ermordung seines Bruders und dem Tod seines Vaters völlig allein da. Er beschließt, der Inquisition zu trotzen, und schlägt sich auf eigene Faust durch, Nach einer Odyssee durch ganz Spanien gelangt er Jahre später zu einem alten Medicus nach Saragossa. Dort spürt er, dass die Heilkunst seine wahre Berufung ist.“

Meine Meinung
Vorweg eines: man darf dieses Buch nicht mit „Der Medicus“ vergleichen, auch wenn der Titel suggeriert, dass dies die Fortsetzung des Bestsellers ist. Es ist ein eigenständiges Buch und der Originaltitel „The Last Jew“ ist weitaus passender für diesen Roman.

In Spanien herrscht die Inquisition, man schreibt das Jahr 1492. Nach dem Mord an seinem Bruder und Vater steht der 13jährige Jona völlig alleine da, Juden ist es verboten, im Land zu bleiben, so dass er sich auf eine abenteuerliche Reise macht: er will der Inquisition trotzen und scheint, der letzte Jude Spaniens zu sein. Seine Suche nach dem eigenen Ich führt ihn quer durch Spanien und lässt ihn viele Abenteuer erleben.

Der Einstieg in den Roman ist zäh und unübersichtlich, wird doch erst mal erklärt, warum die Familie des kleinen Jona sterben muss. Auch der Sprachstil war mir fremd, er wirkte auf mich ein wenig angestaubt und unmodern, ich brauchte eine Zeit, um mich damit anzufreunden. Dann liest sich die Geschichte um Jona aber recht flüssig.

Er reist in Spanien umher, arbeite als Knecht, Schäfer und Waffenschmied, um sich Kost und Logis zu verdienen. Die Stimmung war mir einfach zu sorglos, die ständige Gefahr der Inquisition gar nicht präsent. Das ganze Thema der verschiedenen Religionen wurde immer nur gestreift, ich hätte mir mehr Einblicke in den jüdischen Glauben gewünscht.

Irgendwann erreicht der mittlerweile jugendliche Jona Saragossa, dort erkennt er seine Berufung zur Heilkunst und wird Medicus. Dieser Teil des Buches hat mir besser gefallen, ich habe wieder etwas lernen können über die Arbeit eines Medicus im 15. Jahrhundert. Das Ende wird dann doch noch spannend und interessant, der Kreis der Geschichte schließt sich und Jona findet endlich Ruhe im Kreis seiner eigenen, kleinen Familie.

Jona hat sicherlich ein schweres Schicksal zu meistern, dennoch war der Protagonist nur oberflächlich gezeichnet, mir hat es an Tiefgang gefehlt. Ich konnte keinen richtigen Bezug zu ihm aufbauen, kam er mir doch immer nur wie ein Abenteurer vor, nicht aber wie ein Verfolgter durch die katholische Kirche. Dennoch liest sich das Buch – nach kurzen Einstiegsschwierigkeiten – flüssig und schnell, kommt aber bei weitem nicht an „Der Medicus“ von Noah Gordon heran. Von mir daher leider nur 3 Sterne.

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