[Rezension] Borger & Straub - "Katzenzungen"

Borger & Straub - Katzenzungen
Gegenwartsliteratur

Verlag: Diogenes-Verlag 
Umschlagillustration: Franz Gertsch, „Mireille, Colette, Anne“, 1967
ISBN-13: 978-3-257-23356-8
Seiten: 357 Seiten
Erschienen: 30. Mai 2003

Buchrückentext
„Was als heiterer Ausflug beginnt, entpuppt sich für die langjährigen Freundinnen Dodo, Nora und Claire als Reise in eine Vergangneheit, die alles andere als unbelastet war. Katzenzungen erzählt die Geschichte dreier eng miteinander verbundener Frauen, aus jeweils wechselnder Perspektive. Aus den verschiedenen Sichtweisen setzt sich allmählich ein Bild zusammen, das so vielschichtig ist wie das Leben und die drei Protagonistinnen selbst – mal witzig, mal traurig, mal verletzend kaltschnäuzig, mal überraschend liebevoll.“

Meine Meinung
Nachdem mich „Sommer mit Emma“ von dem Autorenduo ja sehr begeistert hatte, war ich natürlich neugierig auf deren Erstlingswerk. Obwohl mich die Erzählweise und auch der Aufbau des Romans wieder begeistern konnten, hat mir diesmal die Geschichte selber nicht so gut gefallen.

Es geht um drei Frauen, die schon seit Kindheit miteinander befreundet sind und regelmäßig gemeinsame Reisen antreten. Diesmal soll es nach Brügge gehen – doch es will keine rechte Freude aufkommen bei den gemeinsamen Unternehmungen, denn jede hadert mit sich und vor allem auch mit der Freundschaft zu den anderen.

Was mir wirklich gut gefallen ist die Erzählweise, dass nämlich die Geschichte wechselnd aus Sicht der drei Frauen geschrieben ist und man schon am Schreibstil merkt, wer gerade erzählt – doch keine Sorge, vor jedem Kapitel ist auch vermerkt, wer gerade der Erzähler ist, so dass man da gar nicht durcheinander kommen kann.

Die drei Frauen könnten unterschiedlicher gar nicht sein, und oft habe ich mich gefragt, warum sie eigentlich miteinander befreundet sind. Die verschlossene Claire arbeitet als Galeristin und hat eine steile Karriere hingelegt, wirkt immer sehr distanziert und freundlos und ganz anders als Dodo, die impulsiv und nicht auf den Mund gefallen ist, sich aber mehr schlecht als recht durchs Leben schlägt, weil es finanziell nicht sonderlich rosig bei ihr aussieht. Die Dritte im Bund ist Nora, die Bodenständige, die sich um Familie und Haushalt kümmert und damit vollends ausgelastet ist. Alle drei Figuren sind gut gezeichnet, richtig sympathisch ist mir aber keine von ihnen, dafür aber wirken sie sehr authentisch und glaubwürdig. Einzig die gemeinsame Kindheit scheint die drei zu verbinden, doch so schön die Erinnerungen zunächst erscheinen, zeigt sich im Laufe der Geschichte, dass doch nicht alles so gut gelaufen ist, wie die drei sich vormachen. Schon gleich zu Beginn der Reise ist die Stimmung angespannt, wird dann immer brenzliger bis sich der ganze in den drei Frauen gestaute Ärger in einem großem Finale entlädt – und zu einem wirklich bedrückenden und auch überraschenden Ende führt.

Richtig gut eingefangen haben die Autorinnen die bedrückende Stimmung und knisternde Atmosphäre zwischen den drei vermeintlichen Freundinnen, die sich dann im Laufe der Geschichte immer weiter zuspitzt. Was ich aber nicht glaubhaft fand, dass diese unterschiedlichen Frauen, die gedanklich an den anderen wirklich kein gutes Haar lassen, tatsächlich mal befreundet gewesen sein sollen – sieht man mal von der Kindheit ab. Jede trägt eine gehörige Portion Ärger in sich, den sie anscheinend bisher gut versteckt haben und immer eine gute Miene zum bösen Spiel aufgesetzt haben – das ist sicherlich nicht das, was man sich unter Freundschaft vorstellt. Und das das so viele Jahre gut gegangen sein soll, ist für mich kaum glaubhaft.

Obwohl im Buch eine unterschwellige Spannung herrscht, da man als Leser ja weiß, dass irgendwas passieren wird, fand ich die Geschichte an vielen Stellen doch langatmig. Die immer wiederkehrenden Rückblicke in die Kindheit und Vergangenheit lassen einen zwar die Charaktere verstehen und ergeben dann auch ein großes ganzes Bild, mir war das aber zu nostalgisch und hat mich oft nicht richtig fesseln können. Erst die letzten 50 Seiten werden richtig spannend, als sich nämlich das große Finale ankündigt – und dann geht es tatsächlich Schlag auf Schlag.

Leider hat mich die Geschichte nicht überzeugen können, weil ich sie einfach nicht glaubhaft fand, dafür aber haben mir umso besser der Aufbau des Buches und die Erzählweise gefallen. Ich gebe dem Buch 3 von 5 Sternen, werde aber sicherlich zu weiteren Büchern des Autorinnen-Duos greifen. 

Mein Fazit
Obwohl die Idee des Buches wirklich toll klang, hat sie mich letztlich doch nicht überzeugen können – zu wenig glaubhaft fand ich den Verlauf der Geschichte um die drei ungleichen Frauen, die eine jahrelange Freundschaft verbindet. Dafür aber ist die Erzählweise und der Aufbau der Geschichte toll, und wiedermal haben die Autorinnen es geschafft, die Atmosphäre und Stimmung im Buch wundervoll einzufangen, auch wenn sie vorwiegend bedrückend und einengend erscheint. Ich gebe diesem Buch, weil ich es trotz der unterschwelligen Spannung an manchen Stellen langatmig fand, 3 von 5 Sternen.


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