[Rezension] Mechtild Borrmann - "Wer das Schweigen bricht"

Mechtild Borrmann - Wer das Schweigen bricht
Roman

Verlag: Droemer Taschenbuch
Umschlaggestaltung: NETWORK! Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: © Getty Images/Erik Rank
ISBN-13: 978-3-426-30418-1
Seiten: 239 Seiten
Erschienen: 1. Oktober 2014

Buchrückentext
„In den Wirren des Zweiten Weltkriegs verlieren sich sechs junge Menschen in einem Netz aus Freundschaft, inniger Liebe und tiefgreifendem Hass.
Was aber hat das mit Robert Lubisch zu tun, der beinahe sechzig Jahre später den Nachlass seines Vaters verwaltet und dabei eine merkwürdige Entdeckung macht? Er stößt auf den SS-Ausweis eines Unbekannten und das Foto einer schönen Frau. War sein Vater doch nicht so makellos, wie er immer angenommen hat? Und wer ist die Fremde?“

Meine Meinung
Ich war sehr neugierig auf diese Geschichte, für die Mechtild Borrmann im Jahr 2012 mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet wurde – und ich wurde beim Lesen auch nicht enttäuscht.

Es ist eine sehr interessante Geschichte, die trotz der wenigen Seiten komplex aufgebaut ist und durch unerwartete Wendungen immer wieder überraschen kann. Dabei kommt der Roman ohne viel Blutvergießen und Action aus, fesselt eher durch einen interessant angelegten und auch glaubhaften Plot.

Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen - 1939-52 und 1998 – und beide Handlungsstränge sind auf zunächst unklare Weise miteinander verknüpft. Während im Jahr 1998 Robert Lubisch den Nachlass seines Vater verwaltet und dabei auf die Fotografie einer jungen Frau stößt, die er nicht kennt, geht es in der Vergangenheit um sechs junge Menschen, die sich ewige Treue versprechen, diese aber dann doch nicht halten können, weil der Krieg und die schrecklichen Zeit sie Dinge machen lassen, die eigentlich nicht ihrem Naturell entsprechen. Robert lässt das Foto keine Ruhe und er beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln - und erfährt Unglaubliches über seinen Vater, die Vergangenheit und eine Zeit, in der Angst und Kampf ums Überleben an der Tagesordnung standen. 

Ich habe mich auf beiden Zeitebenen sehr wohl gefühlt und fand die Verknüpfung von Kriminalroman in der Gegenwart und den Lebensgeschichten in der Vergangenheit sehr gelungen. Es geht um Freundschaft und Liebe, um Sehnsüchte und Schuld – und das zu einer Zeit, in der die Menschen unter ständiger Angst leben und auch darunter zu handeln hatten.

Die Charaktere sind gut gezeichnet, dabei schafft es die Autorin, sie durch die Geschichte wirklich lebendig werden zu lassen – es sind Menschen mit Ecken und Kanten und zum Teil sehr schrulligen und eigenen Ansichten. Ich fand sie dadurch authentisch, und auch wenn mir nicht jeder sympathisch war, habe ich das Handeln durch die Lebensgeschichten vielleicht ein bisschen besser verstehen können.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, kommt ohne große Schnörkel aus und schafft eine ganz eigene, zum Teil bedrückende Atmosphäre, die aber wunderbar zur Geschichte passt. Dadurch wird das Buch sehr berührend und intensiv, und auch wenn die Geschichte nicht im klassischen Sinne spannend ist, war ich doch gefesselt und wollte unbedingt wissen, wie denn nun die verschiedenen Handlungsstränge miteinander verknüpft sind. Natürlich habe ich auch selbst überlegt, wie sie verbunden sein könnten, wurde aber immer wieder auf verschiedene Fährten gelockt. Erst ganz zum Schluss habe ich die Zusammenhänge erahnt – ich fand das Ende dann aber passend und habe es als guten Abschluss für die Geschichte empfunden.

Mein Fazit
Eine tolle Mischung aus Lebensgeschichte und Kriminalroman, gut lesbar durch einen direkten und schnörkellosen Schreibstil, mit Figuren, die zwar nicht immer sympathisch, dafür aber authentisch sind und durch ihre Zeit geprägt wurden. Mich hat das Buch packen und fesseln können – daher gebe ich gerne 4/5 Sternen.


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