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[Rezension] Liz Trenow - "Die vergessenen Worte"

Liz Trenow - Die vergessenen Worte
Roman

Verlag: Blanvalet-Verlag
Umschlaggestaltung: www.bürosüd.de, München unter Verwendung eines Motivs von Corbis/Mark Fiennes; plainpicture/Antonio Saba
ISBN-13: 978-3-442-38351-1
Seiten: 415 Seiten
Erschienen: 20. Oktober 2014

Buchrückentext
„London, 1911: In einem Waisenhaus erregt die junge Maria Romano die Aufmerksamkeit einer adeligen Dame. Die Lady ist beeindruckt von Marias feinen Nadelarbeiten und stellt sie als Näherin für ihren Haushalt ein. Knapp hundert Jahre später entdeckt Caroline im Haus ihrer Mutter einen alten handgefertigten Quilt. Die Decke ist mit eigentümlichen Versen bestickt und aus äußerst seltenen Seidenstoffen aus königlichem Besitz gefertigt. Wie ist das wertvolle Stück in die Hände der Familie gelangt? Und welche Bewandtnis hat es mit den Stickereien? Caroline folgt den Spuren der vergessenen Verse und macht eine unglaubliche Entdeckung…“

Meine Meinung
Nachdem mich „Das Kastanienhaus“ restlos überzeugen konnte, war ich natürlich neugierig auf das neue Buch von Liz Trenow. Diesmal ist die Geschichte ganz anders, nicht linear erzählt, sondern als Familiengeheimnisroman konzipiert mit zwei Erzählsträngen zu verschiedenen Zeiten.

Zum einen erzählt die jetzt 74jährige Maria Romano ihre Lebensgeschichte, schwelgt in Erinnerungen ihrer Kindheit und Jugend, in der sie Unglaubliches erleben durfte und man auch als Leser nicht weiß, ob dies eine erdachte Vergangenheit oder doch die Wahrheit gewesen ist. 

In der Gegenwart im Jahre 2008 findet Caroline einen alten Quilt auf dem Dachboden ihrer Mutter, der eine Geschichte zu erzählen scheint und dessen Geheimnis Caroline zu lüften versucht.

Wie die beiden Geschichten zusammenhängen ahnt man als Leser vielleicht, dennoch bleibt es spannend, und langsam verknüpfen sich verschiedenen Begebenheiten und ergeben nach und nach einen Sinn. Hier hat die Autorin es wirklich geschafft, geschickt die beiden Erzählstränge miteinander zu verbinden, diese Verbindung aber erst nach und nach preiszugeben.

Die Geschichte um Maria hat mir sehr gut gefallen und auch fasziniert. Maria, die im Waisenhaus aufwächst, dann eine Stelle als Näherin findet und beginnt, ihre Geschichte in einen Quilt zu nähen, warum sie in einer psychiatrischen Klinik landet – all das wird wirklich sehr eindringlich und berührend von ihr erzählt. Die Umstände im frühen 20. Jahrhundert in einer psychiatrischen Anstalt sind wirklich erschreckend, die Not und Verzweiflung greifbar und ich habe mit Maria gelitten. Sie ist mir richtig ans Herz gewachsen, auch wenn sie zunächst jung, naiv und unerfahren erscheint und leider auch dafür auch einen hohen Preis bezahlt. Gefangen in ihrem Schicksal habe ich mit ihr gefühlt.

Der Erzählstrang der Gegenwart dagegen hat mir leider nicht so gut gefallen. Das liegt zum einen an der Geschichte selber, die mir an vielen Stellen zu konstruiert erschien, zu viele Zufälle, die letztlich zur richtigen Lösung führten, immer gerade die richtigen Experten am richtigen Ort – ich fand die einfach oft nicht glaubwürdig und hat mir ein wenig den Lesespaß genommen. Aber auch die Protagonistin der Gegenwart, Caroline, war mir einfach nicht sympathisch. Ihr Verhalten und ihre Handlungen konnte ich zumeist nicht nachvollziehen, zu wankelmütig schien sie mir in ihren Gedanken und manches Mal zu unentschlossen – wenn sie auch Hartnäckigkeit bewiesen hat, das Geheimnis um den Quilt zu lösen. Aber ohne die vielen Zufälle, die gerade immer zur rechten Zeit erschienen und die vielen ihr zuarbeitenden Menschen, hätte sie das wohl auch nicht geschafft,

Auch wenn mir der Erzählstrang der Gegenwart nicht so gefallen hat, habe ich das Buch gerne gelesen, denn Marias Geschichte war einfach berührend und ergreifend, zudem habe ich eine Menge über die Zeit und auch das Nähen lernen dürfen. Das war sehr interessant und hat das Buch nicht langatmig werden lassen, ganz im Gegenteil - das letzte Drittel, in dem sich die Verbindungen der Handlungsstränge abzeichnen, fand ich sehr spannend und fesselnd. Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm, eingängig und gut lesbar, so dass ich das Buch innerhalb weniger Tage beendet habe.
Auch wenn mich dieses Buch nicht ganz so begeistern konnte, war es dennoch eine schöne Lektüre, die mir unterhaltsame Lesestunden geschenkt hat und die ich jedem empfehlen würde, der Bücher mit Familiengeheimnissen mag.

Mein Fazit
Eine interessante Geschichte, die sich um einen alten Quilt dreht, zwei Handlungsstränge zu unterschiedlichen Zeiten, die sich um genau dieses Nähwerk drehen und geschickt miteinander verbunden sind. Zwar konnte mich die Geschichte der Gegenwart nicht so überzeugen, umso mehr aber die der Vergangenheit, in der man eine Menge über das Nähen, aber auch über das Leben im frühen 20. Jahrhundert lernt – besonderes Augenmerk liegt hier auf einer psychiatrischen Anstalt. Auch wenn es für mich einige Schwächen in dem Buch gab, war es dennoch unterhaltsam und hat mir schöne Lesestunden geschenkt – wer also Familiengeschichten und ihre Geheimnisse mag, der sollte sich dieses Buch einfach mal anschauen.

Vielen Dank an den Blanvalet-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars.

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