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Eowyn Ivey - "Das Leuchten am Rand der Welt"

[Rezension] Eva Weaver - "Jakobs Mantel"

Eva Weaver - Jakobs Mantel
Roman

Verlag: Droemer
Umschlaggestaltung: Network! Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: Mark Owen /Trevillion Images
ISBN-13: 978-3-426-30442-6
Seiten: 394 Seiten
Erschienen: 1. April 2015 (Neuauflage)

Buchrückentext
„New York 2009. Eines Tages während eines Spaziergangs mit seinem Enkel, glaubt der alte Mika auf einem Plakat den Mantel seines Großvaters Jakob zu sehen. Mit dem Mantel kehrt die Erinnerung an seine Kindheit zurück, an die lange verdrängten Schrecken des Warschauer Ghettos und an seine Rettung.“

Meine Meinung
Ich bin durch das tolle Cover auf das Buch aufmerksam geworden – ich finde es sehr atmosphärisch und es passt richtig gut zur Geschichte. Und da ich gerne Bücher lese, in denen es um die Judenverfolgung und den zweiten Weltkrieg geht, musste ich dieses natürlich lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht – ganz im Gegenteil – meine Erwartungen wurden übertroffen.
Es ist die Lebensgeschichte eines jüdischen Mannes, der in seiner Kindheit das Leid und die Angst, den Hunger und die Not in einem Warschauer Ghetto miterleben musste, der aber das Puppenspiel beherrschte und damit anderen Menschen – ob jung oder alt – Hoffnung geschenkt hat und auch das eine oder andere Lächeln entlocken konnte. Dass er auch für die Deutschen spielen musste, hat ihn dabei sehr belastet, ihm aber auch ermöglicht, im Untergrund aktiv zu werden.

Doch es ist nicht nur die Geschichte von Mika, dem Puppenspieler, es geht auch um einen deutschen Soldaten, Max, der zwar seine Befehle befolgt, der aber mit seiner Schuld nicht umzugehen weiß und schließlich an ihr zu zerbrechen droht. 

Mir hat die Verknüpfung dieser beiden Lebensgeschichten sehr gut gefallen und gerade auch, Einblick in die Gedanken der Täter zu erhalten, fand ich sehr interessant und war für mich in diesem Maße neu. Die Art, wie die beiden Handlungsstränge miteinander verwoben sind und wie dann zum Schluss die Fäden zusammenlaufen, fand ich zwar gut gelöst, am Ende aber vielleicht ein bisschen überzogen – dennoch war auch ich berührt von der Geschichte und habe das Buch mit einem hoffnungsvollen Gefühl im Bauch zugeschlagen.

Die Geschichte liest sich sehr flüssig und angenehm, was zum einen an dem bildreichen und gefühlvollen Schreibstil liegt, der eine ganz eigene, zur Geschichte passende Atmosphäre schafft, zum anderen aber auch an der Sogwirkung, die das Buch auf mich ausgelöst hat. Die Geschichte hat mich einfach gefesselt, ich wollte wissen, wie es weitergeht und konnte daher das Buch kaum aus der Hand legen.

Die Charaktere sind toll gezeichnet, allen voran natürlich Mika und Max. Selten habe ich so viel Einblicke in die Gedanken und Gefühle von Protagonisten erhalten, wie bei diesen beiden. Ich habe mit ihnen gefühlt und gelitten, geliebt und gefiebert. Und stets habe ich die geheimen Helden der Geschichte, die Puppen von Mika, vor Augen gehabt, habe deren Entstehung miterleben dürfen und durch die detailverliebten Beschreibungen sie fast als lebendig empfunden. 

Auch wenn der Titel „Jakobs Mantel“ sehr passend gewählt wurde – denn in dem Mantel waren immer alle Puppen Mikas versteckt und er war ein wertvolles Erbstück seines verstorbenen Großvaters Jakob – gefällt mir der Originaltitel „The Puppet Boy of Wasaw“ doch besser, denn er stellt Mika und das, was er tut mehr, mehr in den Mittelpunkt und legt das Augenmerk mehr auf die Puppen, die in dem Roman eine große Rolle spielen.

Die Geschichte selber ist erfunden, dennoch aber ist sie glaubhaft und könnte genau so passiert sein. Toll ist aber, wie die Autorin Wahrheit und Fiktion miteinander verknüpft hat, wie sie ihre Geschichte in historische Fakten eingebettet hat und wie sie verschiedene historische Persönlichkeiten hat aufleben lassen. Ein tolles Buch, das ich jedem nur empfehlen und ans Herz legen kann!

Mein Fazit
Ein tolle Geschichte über einen jüdischen Jungen, der mit seinem Puppenspiel im Warschauer Ghetto Hoffnung schenkt und sich schließlich dem Widerstand anschließt; ein Buch aber auch über die nationalsozialistischen Täter, ihre Schuld und ihrem Weiterleben mit genau dieser. Eine eindringliche Geschichte, die fesselt und berührt und vor allem durch tolle und sehr gut gezeichnete Charaktere überzeugen kann, dabei aber angenehm und flüssig lesbar bleibt. Von mir 5/5 Sternen.

Vielen Dank an den Droemer-Knaur-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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