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Eowyn Ivey - "Das Leuchten am Rand der Welt"

[Rezension] Pascal Mercier - "Lea"

Pascal Mercier - Lea
Zeitgenössische Literatur

Verlag: btb-Verlag
Umschlaggestaltung: semper smile; München nach einem Coverentwurf von El Aleph Editores, Barcelona
Umschlagillustration: Lou Jones / Getty Images
ISBN-13: 978-3-442-73746-8
Seiten: 256 Seiten
Erschienen: 6. Juli 2009

Zum Inhalt 
Martijn van Vliet erzählt die dramatische Geschichte seiner Tochter Lea, die nach dem Tod der Mutter in ein tiefes Loch fällt, aus dem nichts sie zu retten scheint. Als sie zufällig in einem Bahnhof einer Geigerin lauscht, entdeckt sie ihre Liebe zur Musik. Mit großem Ehrgeiz und gesegnetem Talent wird Lea zu einer Virtuosin, die mit ihrem Geigenspiel fasziniert – bis sie an genau diesem zu zerbrechen droht. Während Martijn merkt, wie sich seine Tochter immer mehr von ihm entfernt, kämpft er um die Liebe seiner Tochter und droht, dabei auch selber unterzugehen… 

Leseindruck
Es ist kein Buch, das man mal eben nebenbei liest und verschlingt – dafür ist es zu poetisch und berührend. Immer wieder musste ich innehalten und über das Gelesene nachdenken. Und dennoch hat mich die Geschichte gefesselt und mir gefallen – um es kurz zu machen – das Buch war toll.

Die Geschichte um Lea, die dem Geigenspiel verfallen ist und ihren Vater Martijn, der um die Liebe seiner Tochter ringt, hat mich sehr berührt und nachdenklich gemacht. Es ist ein ruhiges Buch, das die Abgründe menschlicher Gefühle und Handlungen aufzeigt, dabei aber dennoch fesselt und spannend ist. Ich konnte Martijn so oft sehr gut verstehen, seinen Schmerz spüren und nachvollziehen, warum er so handelt, wie er es tut. Seine Figur finde ich sehr gut gezeichnet, dagegen bleibt seine Tochter Lea mir die ganze Zeit über distanziert und fremd. Nicht, weil sie als Figur nicht gut dargestellt wurde – nein, gerade ihre Liebe zum Geigenspiel wurde so toll skizziert, dass ich die Faszination und die Kraft der Musik beim Lesen spüren konnte – sondern weil ich das “sich Verlieren in der Sache“, das ja auch krankhafte Züge angenommen hat, in diesem Ausmaß nicht nachvollziehen konnte.

Beeindruckt hat mich vor allem der Schreibstil von Pascal Mercier, ich war davon eingenommen und fasziniert. Nur mit wenigen Worten schafft es der Autor, eine bedrückende und melancholische Atmosphäre zu schaffen. Seine Sprache ist sehr gewählt und oft auch poetisch. Ich fand es nicht einfach zu lesen, sondern musste mich auf den Text konzentrieren, konnte aber oft auch in Szenen, die beindruckend und packend waren, eintauchen und absinken. Dennoch ist es für mich kein Buch gewesen, dass ich in einem Rutsch verschlungen habe, vielmehr habe ich immer nur einzelne Kapitel gelesen, die dann aber umso mehr genossen.

Das Ende des Buches – auch wenn ich es so geahnt habe – hat mich bedrückt und mir viel Raum zum Nachdenken gelassen. Ich fand es aber schlüssig und passend, dennoch stimmt es traurig, wie allein und verzweifelt ein Mensch sein kann und wie zerstörerisch die Liebe oft ist.

Mein Fazit
Ein ruhiges Buch, das mich nachdenklich zurückgelassen hat und das mich sowohl vom Inhalt als auch vom Schreibstil überzeugen konnte. Eine Geschichte zum Langsamlesen und Genießen, zum Innehalten und Nachdenken. Pascal Merciers poetischer und ansprechender Schreibstil hat mich wieder mal beeindruckt, sicher werde ich auch weitere Bücher von ihm lesen und genießen. Viel Action sollte man in diesem Buch nicht erwarten, dafür bekommt man aber eine ruhige Geschichte, die noch lange nach Beenden der Lektüre nachhallt.


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