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Eowyn Ivey - "Das Leuchten am Rand der Welt"

[Rezension] M. L. Stedman - "Das Licht zwischen den Meeren"

M. L. Stedman - Das Licht zwischen den Meeren
Gegenwartsliteratur

Verlag: Limes-Verlag
Umschlaggestaltung und –motiv: bürosüd, München, www.buerosued.de
ISBN-13: 978-3-8090-2619-8
Seiten: 448 Seiten
Erschienen: 23. September 2013

Zum Inhalt
Tom Sherbourne arbeitet als Leuchtturmwärter auf Janus, einer kleinen Insel im Westen Australiens. Nach harten Kriegsjahren als Soldat genießt er nun die Ruhe seines einsamen Lebens. Bis er Isabel, seine große Liebe, kennenlernt, die ihn heiratet und auf die Insel begleitet. Nichts wünschen die beiden sich mehr als eine kleine Familie, doch nach 3 Fehlgeburten verlieren sie zunehmend die Hoffnung auf eigene Kinder. Da wird ein Boot mit einer Leiche und einem kleinen lebenden Baby an den Strand von Janus getrieben – während Isabel das Kind behalten möchte, ist Tom zerrissen zwischen seiner Pflicht zur Meldung und seinem Wunsch, das Baby zu behalten. Doch sie nehmen das kleine Mädchen auf und ziehen es groß, bis Tom die wahre Mutter der kleinen Lucy kennenlernt. Und erkennen muss, das seine Entscheidung das Leben eines anderen Menschen zerstört hat.

Meine Meinung
Es fällt mir schwer, zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben, denn der Roman hat mich tief berührt und aufgewühlt.

Die Geschichte beginnt langsam und ein wenig Geduld sollte man schon mitbringen, denn es ist kein handlungsreiches oder spannendes Buch. Nach und nach lernt man erst Tom, dann auch Isabel kennen, in Rückblenden dann auch die Vergangenheit der beiden Protagonisten. Dabei mochte ich gerade Tom sehr gerne – er hat eine ruhige Art und strahlt Wärme und Sympathie aus. Sein Pflichtbewusstsein, ohne dabei kalt und abgebrüht zu wirken, ist sehr ausgeprägt, Tom schafft es aber, dieses mit Wärme und Verständnis zu kombinieren. Vielleicht ist der Charakter etwas flach geraten, denn er zeigt wenig Entwicklung, dennoch finde ich ihn glaubhaft und plausibel durch seine gemachten Erfahrungen und Erlebnisse.

Isabel wirkt dagegen fast wie das Gegenteil, neugierig, witzig, lebendig und bunt – so habe ich sie zunächst kennengelernt. Auch sie ist ein warmer Charakter, den ich sofort ins Herz geschlossen habe, doch im Laufe der Geschichte verändert sie sich: Mehr und mehr merke ich beim Lesen, dass ich sie immer weniger verstehe und ich mich auch emotional von ihr abwende und mich auf Toms Seite stelle.

Auch die anderen Charaktere finde ich gelungen, sie haben Ecken und Kanten, keiner ist einfach nur gut oder böse und damit wirken alle Figuren glaubhaft.

Eindrücklich wird der moralische Konflikt beschrieben, das Dilemma, in dem sich vor allem Tom sieht, hin und her gerissen zwischen Pflicht und Gefühl. Seine Zerrissenheit und seinen Schmerz kann ich fast spüren, ich habe mit Tom gelitten und gefühlt. Gerade das letzte Drittel des Buches fand ich sehr schmerzhaft zu lesen, oft musste ich das Buch zur Seite legen, um es dann aber direkt wieder zur Hand zu nehmen, weil ich wissen wollte, wie die Geschichte weitergeht und endet.

Besonders gefallen hat mir bei diesem Buch der Schreibstil: Er ist angenehm zu lesen, einfühlsam und poetisch, vielleicht manches Mal etwas schwülstig – doch darüber konnte ich gut hinwegsehen bei meinem insgesamt doch eher positivem Eindruck. Die australische Autorin schafft es, durch ihre Worte eine wunderbare Atmosphäre zu schaffen und Gefühle bei mir als Leserin zu erzeugen. Durch die Beschreibungen konnte ich mir alles gut vorstellen – gerade auf der Insel Janus schien ich den Wind pfeifen und das Wasser am Strand rauschen zu hören.

Mein Fazit
Ein wunderbares Buch, das sich mit Moral und Emotion, das Glück des Einen und dem Schmerz des Anderen auseinandersetzt. Dabei hat mich neben der Geschichte vor allem der Schreibstil der Autorin überzeugt und schon nach wenigen Seiten eingefangen. Eine sehr emotionaler Roman, kein Buch für zwischendurch, sondern eines, für das man sich Zeit nehmen sollte, um ab und an auch mal inne zu halten. Ein tolles Debüt der Autorin!


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