Elif Shafak - Die vierzig Geheimnisse der Liebe
Zwei Zeitebenen
Originaltitel: „The Forty Rules of Love“ (2010)
Übersetzerin: Michaela Grabinger
Verlag: Kein & Aber
ISBN-13: 978-3-036-99223-5
Seiten: 512 Seiten
Erschienen: 1.2.2013
Umschlagabbildung: Jen Wang
Zum Inhalt
„Ella ist vierzig Jahre alt, hat einen Ehemann, drei Kinder im Teenageralter und ein schönes Zuhause in einer amerikanischen Kleinstadt. Eigentlich sollte sie glücklich sein, in ihrem Herzen breitet sich aber eine Leere aus, die früher von Liebe gefüllt war. Als Gutachterin für eine Literaturagentur taucht sie tief in einen Roman über den Sufi-Dichter und Mystiker Rumi und die vierzig ewigen, geheimnisvollen Regeln der Liebe ein. Trotz der Ansiedlung im 13. Jahrhundert scheint ihr der Roman immer mehr eine Spiegelung ihrer eigenen Geschichte zu sein. Zusehends distanziert von ihrem Ehemann, beginnt Ella, ihr bisheriges Leben zu hinterfragen. Sie besucht den Verfasser des Buches, Aziz Zahara, mit dem sie sich schriftlich schon rege und sehr persönlich ausgetauscht hat - und erfährt eine derart grundlegende persönliche Veränderung, wie sie es sich nie hätte ausmalen können.“ (Quelle: Verlagsseite)
Meine Meinung
Schon lange wollte ich etwas von dieser Autorin lesen, hätte mir wegen des Themas aber eher nicht dieses Buch ausgesucht – aber es wurde in meinem Lesekreis ausgewählt, so dass ich doch dazu gegriffen habe. Der Erzählstil gefällt mir sehr gut, nicht dagegen der Plot, der ein paar merkwürdige Botschaften vermittelt.
Es gibt in diesem Buch zwei Erzähl- und Zeitebenen: Zum einen die in der Gegenwart, in der die 40-jährige Ella ein Buch begutachten soll, das die Geschichte eines Wanderderwisch erzählt. Der historische Teil ist dann genau diese Geschichte, die vorwiegend in Anatolien im 13. Jahrhundert spielt, und der die Begegnung zwischen dem Wanderderwisch Schams und dem Prediger Rumi erzählt. Ella ist sehr berührt von der Geschichte, und schon bald haben die darin geschilderten 40 Geheimnisse der Liebe auch Auswirkungen auf ihr eigenes Leben.
Das Buch ist aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt – bei Ella sind die Kapitel von einem allwissenden Erzähler erzählt, in dem historischen Teil kommen die Charaktere immer selber zu Wort – zum Glück ist immer vorangestellt, aus wessen Sicht gerade erzählt wird, denn es gibt einige Personen, deren Sichtweise man erlebt, und das wäre sonst zu verwirrend geworden. Nach und nach wird man so mit den Grundsätzen und Regeln der Sufisten vertraut gemacht – und ich muss gestehen, dass ich damit so meine Probleme hatte. Es war zwar interessant, dennoch aber war mir das alles zu belehrend und schwülstig in der Art und Weise der Beschreibung. Auch inhaltlich bin ich da nicht immer einverstanden gewesen, aber das soll hier jetzt nicht zur Debatte stehen.
Ella in der Gegenwart macht gerade eine Krise durch – in ihrer Ehe läuft es nicht gut, ansprechen auf die vielen Liebschaften will sie ihren Mann aber nicht, sondern gibt sich dem Schicksal hin und mimt die glückliche Ehefrau. Ihre Wandlung hat mich dann doch überrascht, weil ich sie so gar nicht nachvollziehen konnte, ihre Reaktion und ihr Ausbruch aus ihrem Leben fand ich dann auch schwierig – ihre Interpretation der von dem Sufisten gelehrten Geheimnisse der Liebe konnte ich leider gar nicht nachvollzeihen und fand sie in ihrem Verhalten sehr egoistisch. Leider konnte ich auch mit den historischen Figuren nicht so recht fühlen: Schams ist so selbstgerecht und überheblich, dass er mir einfach nur unsympathisch war, sein Gelehrte Rumi war mir dagegen zu unterwürfig und zu wenig kritisch, als dass ich mit ihm fühlen konnte. Vielleicht ist es der Zeit geschuldet, vielleicht auch dem Glauben, aber so fand ich diesen Teil zwar ganz interessant, aber ich habe auch oft mit den Augen rollen müssen.
Ich mochte aber sehr den Schreibstil der Autorin – der Erzählstrang der Gegenwart ist locker und leicht geschrieben, oft schon umgangssprachlich und so sehr einfach zu lesen. Der Handlungsstrang aus dem 13. Jahrhundert war in der Wortwahl der Zeit angemessen, inhaltlich bei der Darstellung der Botschaften oft aber schwülstig und belehrend, blieb aber dennoch auch gut lesbar. In beiden Zeitebenen konnte ich auch gut die jeweilige Atmosphäre spüren – das hat die Autorin sehr gut hinbekommen.
Das Thema dieses Buches hat es mir nicht leicht gemacht – sicher aber ist es eine gute Wahl, um über die Inhalte zu diskutieren. Ich gebe dem Buch 3 von 5 Sternen.
Mein Fazit
Ein schwieriges Buch deshalb, weil mir zwar die Sprache und auch der Aufbau gut gefallen haben, ich aber mit der Gedankenwelt der Sufisten nicht konform gehe und ich daher einiges fragwürdig fand. Wer aber in das Gedankengut eines Wanderderwischs Einblick haben möchte, der ist mit dieser Geschichte gut bedient – ich gebe 3 von 5 Sternen.
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