Remo Rapino - Das wundersame Leben des Liborio
Roman
Originaltitel: „Vita, morte e miracoli di Bonfiglio Liborio“ (Oktober 2019)
Übersetzer: Walter Kögler
Verlag: Argon Hörbuch
ISBN-13: 978-3-732-41976-0
Dauer: 574 Minuten
Erschienen: 12.4.2022
Sprecher: Thomas Sarbacher
Zum Inhalt
„Liborio Bonfiglio ist der Verrückte im Dorf, den alle verspotten, ein »cocciamatte«, wie er selbst von sich sagt. Den Vater hat er nie kennengelernt, die Mutter ist früh gestorben. Kindheit und Jugend sind geprägt vom Zweiten Weltkrieg und bitterer Armut. Unglücklich verliebt verlässt er das kleine Dorf an der Grenze zwischen Apennin und Adria und geht zum Militärdienst ins Friaul. Nach einer kurzen Rückkehr folgt ein neulicher Aufbruch Richtung Norden auf der Suche nach Arbeit in der Fabrik. Es sind die 68er, eine politisch bewegte Zeit. In der Gewerkschaft findet Liborio erstmals ein Gefühl von Verbundenheit und Solidarität, doch die Proteste und Kämpfe enden für ihn im Gefängnis und markieren das jähe Ende einer erhofften besseren Zukunft. Und so landet er letztendlich wieder in der Heimat, wo er in seiner eigenen, anrührenden Sprache zu erzählen beginnt. “ (Quelle: Verlagsseite)
Meine Meinung
Ein besonderes Buch, nicht nur wegen der Sprache, sondern vor allem wegen des Ich-Erzählers – nur gegen Ende ist mir ein bisschen die Luft ausgegangen.
Der Inhalt ist schnell erzählt – Liborio Bonfiglio erzählt sein Leben, das vor dem zweiten Weltkrieg in einem kleinen Dorf in Italien beginnt und das vor allem von Armut, Hunger und der Suche nach sich selbst geprägt ist.
Liborio ist ein eigenwilliger Protagonist – er hat es schon als Kind nicht leicht und anfangs hatte ich auch Mitleid mit ihm. Er hat aber das Talent, sich selber immer tiefer in den Schlamassel zu bugsieren und auch, sich selbst zu bemitleiden und die Schuld (wenn man denn von Schuld sprechen kann) stets bei anderen zu suchen, so dass er im Laufe der Geschichte einige Sympathiepunkte eingebüßt hat.
Liborios Leben ist ereignisreich und führt ihn zu unterschiedlichen Stätten. Er wird in den Krieg eingezogen (aber keine Sorge, es gibt nur wenige Szenen, die sich ausschließlich mit dem Krieg beschäftigen), überlebt und lernt auf der Suche nach Arbeit unterschiedliche Menschen und Orte kennen. Dabei begleiten ihn stets der Wunsch, seinen Vater kennenzulernen, dessen Augen er geerbt hat, und das Unverständnis, dass seine Angebetete ihn nicht hat heiraten wollen.
Es ist eine interessante Zeitreise, die man mit Liborio macht. Als Ich-Erzähler wirkt er auch durch seine eigene, grammatikalisch nicht immer ganz saubere Sprache, sehr authentisch, Thomas Sarbacher als Sprecher hat es zudem geschafft, mit seiner rauchigen und reifen Stimme Leben in die Figur des Liborio einzuhauchen. Dieser Sprecher war mir bislang nicht bekannt, seine Stimme aber hat mir sehr gut gefallen, so dass ich mich nach weiteren Hörbüchern mit ihm umschauen werde. Im letzten Drittel ist der Schauplatz ein besonderer (den ich natürlich nicht verrate) und auch wenn ich da wieder mehr mit Liborio fühlen konnte, war es mir doch ein wenig zu langatmig erzählt. Dennoch insgesamt eine interessante und oft auch unterhaltsame Geschichte, der ich 3,5 von 5 Sternen gebe.
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