[Rezension] Ayelet Gundar-Goshen - "Lügnerin"

Ayelet Gundar-Goshen - Lügnerin
Gegenwartsliteratur
 

Verlag: Kein & Aber
Coverbild: -lena Vazhenina
ISBN-13: 978-3-036-95980-1
Seiten: 334 Seiten 
Erschienen: 12. September 2018
Originaltitel: „Ha-Schakranit we ha-ir“
Übersetzer: Helene Seidler

   
Buchrückentext
„Als Nuphar ein Missverständnis zu einer Lüge formt, richten sich plötzlich die Augen der ganzen Stadt auf sie. Im hellen Licht der Kameras blüht die junge Eisverkäuferin auf, und mit ihr die Lüge. Doch wie lange kann Nuphar sie noch aufrechterhalten?“

Meine Meinung
Über eine Booktuberin bin ich auf die Autorin aufmerksam geworden und habe mir dann dieses Buch ausgesucht, da mich der Klappentext angesprochen hat. Niemals hätte ich vermutet, um was für ein ernstes Thema es bei der Lüge geht, enttäuscht war ich dann leider, wie die Autorin die Geschichte umgesetzt hat.

Die Geschichte spielt in Israel, könnte aber genauso gut in jedem anderen Land spielen. Nuphar ist eine junge Frau, die neben ihrer schönen Schwester Maya völlig blass dasteht und genau das auch täglich zu spüren bekommt. Sie arbeitet neben der Schule in einem Eisgeschäft, und auch dort erfährt sie immer wieder ablehnende Blicke und Gesten. Zwischen ihr und dem alternden Fernsehstar Avischai Milner ergibt sich eine unschöne Situation und daraus eine Lüge, die nicht nur das Leben der beiden, sondern auch das anderer maßgeblich beeinflusst und ändert.

Es ist schon ein starkes Stück, was da im Mittelpunkt der Lüge steht. Und ich hätte gedacht, dass sich die Fäden von dieser aus anders entwickeln. Denn es gibt Zeugen, die aber ebenfalls ganz merkwürdig mit ihrem Wissen umgehen, und irgendwie scheint jeder nur sein eigenes Wohl im Sinn zu haben. Das hat mich schon erschüttert. 

Mit Nuphar bin ich nicht richtig warm geworden – ihre Verzweiflung, immer im Schatten der schönen Schwester zu stehen, kann ich verstehen, nicht aber, wie sie die Lüge pflegt und immer weiter ausbaut. In Teilen ist ihr bewusst, dass auch andere Menschen involviert sind, das Ausmaß aber hat sie nicht erkannt, und irgendwie fehlt mir bei ihr auch eine Einsicht, dass sie einen Fehler gemacht hat. Sie lässt sich da in einen Strom fallen und gibt sich ihm hin, ohne großes Hinterfragen – und das mochte ich nicht an ihr. Irgendwie gab es eigentlich keine Figur, die mir gut gefallen hat – auch Avischei Milner, das Opfer, besticht erst mal durch Unsympathie. Natürlich ist verständlich, dass ihn Rachegedanken plagen, und natürlich fand ich diese Ungerechtigkeit, die ihm wiederfährt, furchtbar – trotzdem bleibt er arrogant und unsympathisch. Und irgendwie scheint jeder niedere Hintergedanken und Absichten zu haben, so auch Nuphars Schwester, die zunächst noch ganz freundlich und natürlich erscheint, die aber dann doch nur sich sieht. Genauso Nuphars Freund – er ist auch ein Nutznießer der Situation, und die Beziehung zwischen ihm und Nuphar fand ich sehr merkwürdig und völlig unverständlich.

Die Autorin hat einen sehr eigenen Schreibstil, poetisch und mit ungewöhnlichen Metaphern, die mir gut gefallen haben. Manchmal war es mir zu viel der Bilder, denn keine Seite vergeht, dass es nicht irgendeinen Vergleich gibt, trotzdem aber mochte ich diesen warmen und einhüllenden Stil. Leider verliert sich die Autorin auch schon mal in Nebensächlichkeiten, und der Fokus auf die eigentliche Geschichte geht verloren. Gerade im Mittelteil sind so auch schon mal Längen entstanden, dafür aber ist das letzte Viertel des Buches spannend, weil sich die Dinge überschlagen.

Anderen war die Botschaft des Buches sehr offensichtlich – mir dagegen nicht. Natürlich prägen Lügen unseren Alltag, große und kleine, solche, die keine Auswirkungen haben und andere, die maßgeblich beeinflussen – doch mir hat in dieser Geschichte das Verständnis gefehlt, und ich habe eben nicht mit Nuphar gefühlt, so dass sich mir auch nicht die Frage nach „Richtig“ oder „Falsch“ gestellt hat. Ich gebe dem Buch 3 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Eine Lüge steht im Mittelpunkt der Geschichte, die dann unterschiedliche Auswirkungen auf die Beteiligten hat. Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und er hat mich auch durch die Geschichte getragen, denn diese hat mich nicht abgeholt, vermutlich, weil ich keine der Figuren wirklich mochte und deren Verhalten nicht gut aushalten konnte. Ich gebe dem Buch 3 von 5 Sternen.


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