[Rezension] Tessa Duncan - "Wer das Vergessen stört"

Tessa Duncan - Wer das Vergessen stört (Canterbury-Fälle #1)
Spannungsroman
 

 Verlag: dtv
 ISBN-13: 978-3-423-21847-4
 Seiten: 431 Seiten
 Ersterscheinung: 14.9.2023
 Umschlaggestaltung: semper smile, München
 Umschlagabbildung: plainpicture /Daniel Hirscher – aus der Kollektion Rauschen; shutterstock.com

   
Buchrückentext
"Nach einer gescheiterten Beziehung lässt sich Lily Brown, zuvor Polizeipsychologin bei Scotland Yard, in Canterbury als Psychotherapeutin nieder. Zu ihren ersten Patientinnen gehören Samantha Harris, die in einer toxischen Beziehung mit ihrem gewalttätigen Ehemann gefangen ist. Und Vera Osmond, die aufgrund eines schlimmen Kindheitserlebnisses unter Panikattacken leidet. 
Lily hält Veras Behandlung schon für erfolgreich abgeschlossen, als diese sich wieder bei ihr meldet. Doch Lily ist abgelenkt. Wenig später wird Vera tot aufgefunden – angeblich Selbstmord. Lily glaubt nicht daran und stellt Nachforschungen an. Dabei stößt sie auf ein furchtbares Geheimnis und gerät selbst in Lebensgefahr …"

Meine Meinung
Ich kenne die Autorin durch ihre historischen Romane, als Tessa Duncan wagt sie sich nun ins Genre Spannungsroman – und dieser Sprung ist ihr gelungen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Lily Brown – sie ist psychologische Psychotherapeutin, hat vor ihrer Niederlassung die Polizei als forensische Psychologin bei sogenannten Cold Cases unterstützt, und dabei auch Erfahrung beim „Ermitteln“ sammeln bzw. gute Kontakte knüpfen können. Zu Beginn erfährt man als Leser von dem Tod einer jungen Frau, Vera Osmond. Sie soll Selbstmord begangen haben, das jedoch kann Lily nicht glauben - sie kennt Vera als ehemalige Klientin und hatte zuletzt den Eindruck, dass sie die Angst- und Panikattacken gut im Griff hatte und voller Energie im Leben stand. Im ersten Teil des Buches lernt man Vera im Rückblick näher kennen, wie sie zu Lily gekommen ist und wie die Therapie abgelaufen ist. Im zweiten Teil versucht Lily dann, den Tod Veras aufzuklären – und gerät dabei selber in Gefahr. 

Es gibt verschiedene Perspektiven, aus denen das Geschehen berichtet wird, zudem auch einige zeitliche Rückblenden in die fernere Vergangenheit. Die Kapitel sind eher kurz, so dass eine unglaubliche Spannung entsteht, da man natürlich immer wissen will, wie es weitergeht und so die Kapitel nahezu verschlingt. Sorge, dass man durcheinanderkommt mit den verschiedenen Erzählperspektiven, muss man aber nicht haben, denn vor jedem Kapitel steht, an welchem Ort und zu welcher Zeit man gerade ist. 

Während man im ersten Teil vor allem Einblicke in das therapeutische Geschehen erhält, ist es im zweiten Teil vor allem die Aufklärung von Veras Tod. Gleichzeitig gibt es noch einen anderen Fall, der Lily sehr beschäftigt – Samantha. Sie wird von ihrem Ehemann misshandelt und landete nun schon zum wiederholten Male mit Verletzungen im Krankenhaus. Obwohl sie sich mit einer Therapie einverstanden erklärt, kommt Lily einfach nicht richtig zu ihr durch und die Misshandlungen durch den Ehemann gehen weiter.

Man merkt, dass die Autorin selber Psychologin ist und sich mit den Themen "häusliche Gewalt" und auch "Angst- und Panikstörungen" gut auskennt. So beschreibt sie verschiedene Behandlungsformen, was interessant und zugleich auch lehrreich für den Leser ist. Im zweiten Teil wird es dann aber immer spannender, denn Veras Tod gibt einige Rätsel auf und Lily versucht, diese aufzulösen – und gibt sich dabei selber in Gefahr. 

Lily ist eine Protagonisten, die ich gerne begleitet habe. Sie ist eine selbstbewusste Frau, die gerade beruflich durch Fachwissen und Empathie glänzt, im privaten Bereich ist sie dagegen nicht immer so selbstbewusst, und tappt hier auch schon mal in die gleichen Fallen wie ihre Klientinnen. Sie zeigt sich durchaus auch verletzlich, manchmal auch naiv in ihrem Handeln, dann wieder stur - immer aber spürt man ihr großes Herz und ihr Engagement für andere Menschen. 

Auch Vera und Samantha sind als Charaktere gut gezeichnet – wenn sie in gewisser Weise auch traurige Klischees bedienen: Vera, die erfolgreiche Karrierefrau, die durch ihre Panikattacken vor allem beruflich zurückgeworfen wird und das natürlich sofort geändert haben will, und Samantha, die in völliger Abhängigkeit zu ihrem Ehemann steht und keinen eigenen Willen hat, sich dafür aber devot und unterwürfig seinen Wünschen hingibt. 

Der Schreibstil ist eher einfach und sehr gut lesbar – die kurzen Kapitel und der leichte Schreibstil lassen die Seiten rasch dahinfliegen. Gerade in der zweiten Hälfte kommt dann gehörige Spannung auf, als Lily der Wahrheit immer näher kommt – im großen Finale löst sich dann alles auf und offene Fragen werden geklärt.

Ich habe das Buch wirklich gerne gelesen und war durchweg gefesselt – an mancher Stelle bin ich über medizinische Ungereimtheiten gestolpert, das liegt aber eher an meiner eigenen Profession und wird die meisten Leser eher nicht stören. Insgesamt ein Spannungsroman, den ich gerne empfehle.

Mein Fazit
Ein gelungener Einstieg in das Genre Spannungsroman, der nicht nur viele Einblicke in die moderne Psychotherapie bietet, sondern gerade in der zweiten Hälfte auch sehr spannend ist. Ein leichter Schreibstil und kurze Kapitel haben mich durch das Buch fliegen lassen. Ich hatte tolle Lesestunden und empfehle das Buch gerne weiter.

Die Canterbury-Fälle
1. Wer das Vergessen stört

Ein Interview mit der Autorin mit interessanten Hintergrundinformationen gibt es hier.

WERBUNG: Vielen Dank an die Autorin Tessa Duncan und an dtv für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Teile mir deine Gedanken und Kommentare zu meinem Beitrag mit - ich freue mich sehr auf unseren Austausch!

DATENSCHUTZ: Mit dem Absenden deines Kommentars und dem Einverständnis der Kommentar-Folgefunktion bestätigst du, dass du meine Datenschutzerklärung sowie die Datenschutzerklärung von Google gelesen hast und akzeptierst.