Markus Orths - Picknick im Dunkeln
Roman
Verlag: Carl Hanser-Verlag
ISBN-13: 978-3-446-26669-8
Seiten: 240 Seiten
Erschienen: 27.1.2020
Umschlaggestaltung: Peter-Andreas Hassiepen, München
Umschlagmotiv: © Sean Gladwell / Moment / Getty Images
Zum Inhalt
„Eine unglaubliche, unerhörte Begegnung, die den Bogen spannt über siebenhundert Jahre Weltgeschichte: Zwei Männer treffen sich in vollkommener Finsternis. Sie wollen ans Licht, unbedingt. Sie tasten sich voran, führen irrwitzige Gespräche und teilen die Erinnerungen an zwei haarsträubend unterschiedliche Leben. Die Männer? Stan Laurel und Thomas von Aquin. Der begnadete Komiker trifft auf den großen Denker des Mittelalters. Warum hier? Warum jetzt? Warum gerade sie beide? Genau dies müssen sie herausfinden, um endlich ans Licht zu gelangen. „Picknick im Dunkeln“ ist eine aufregende philosophische Reise, eine urkomische und todernste Geschichte über die großen Fragen des Lebens.“ (Quelle: Verlagsseite)
Meine Meinung
Der Plot dieses Buches ist schnell erzählt: Der berühmte Komiker Stan Laurel findet sich in einem dunklen tunnelartigen Korridor wieder – und trifft dort auf Thomas von Aquin. Sie kommen ins Gespräch und analysieren ihre Situation. Und ganz nebenbei erzählt jeder auch von sich – und beide versuchen so, dem anderen ihr Leben und ihre Realität zu erklären.
Das Buch ist eine gelungene Mischung aus Gedankenexperiment, Romanbiographie und philosophischen Gedanken über das Leben und den Tod. Und der Autor hat mit dieser Geschichte meinen Nerv getroffen. Es ist überwiegend Stan, der zu Wort kommt, aber auch Thomas hat seine Zeiten, in denen er von sich erzählt. Während Stans Erzählweise eher humorvoll und trocken ist – passend zu dem Komiker, den er lange gespielt hat – ist Thomas eher ernst und bedacht. Und gerade diese Gegensätze der Erzählstimmen haben mich sehr begeistert. Man bekommt so nicht nur durch das Gesagte, auch durch die Art, wie es geschieht, ein gutes Gefühl für die beiden Figuren – und ganz nebenbei erfährt man einiges aus deren Biographie.
Es macht Spaß, wie Stan versucht zu erklären, was Filme sind und warum die Menschen sie schauen – und warum sie über diesen Slapstick überhaupt lachen. Thomas hat damit seine Probleme, besteht sein Leben doch vor allem in der Philosophie, dem Hinterfragen von Dingen und nicht darin, einfach nur Spaß zu haben. Beide versuchen, dem anderen ihr Leben und ihren Standpunkt näherzubringen – doch das ist gar nicht so einfach und gelingt nur in kleinen Schritten. Dieser Gedankenaustausch der beiden ist wirklich unterhaltsam und oft auch zum Schmunzeln, er regt aber auch die eigenen Gedanken an, so dass ich oft Innegehalten habe und das Gelesene erstmal sacken ließ.
Neben manchen philosophischen Gedanken geht es aber auch um ganz praktische Dinge – allen voran der Wunsch, diesen Tunnel irgendwie wieder zu verlassen. Und bei allem Erkunden entdecken sie vieles ungeahnte und neue.
Ich wusste nicht viel über Stan Laurel und Thomas von Aquin – durch dieses Buch aber habe ich ganz nebenbei eine Menge von ihnen erfahren. Stan erzählt von seinem durchaus steinigen Weg, bis er endlich zum Komiker wurde und erinnert sich an seine Freundschaft mit Oliver Hardy – Thomas wiederum denkt zurück an die Zeit, als er von seiner Familie eingesperrt wurde, weil diese seinen Wunsch, Dominikaner zu werden, nicht akzeptieren wollten.
Das Ende ist sehr speziell – einiges finde ich sehr gelungen, anderes ein bisschen übertrieben. Es ist in sich aber schlüssig und bietet nochmal Raum für eigene Gedanken.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, weil es auf unterhaltsame Weise die beiden Protagonisten (und historischen Persönlichkeiten) näher bringt, aber auch zum Nachdenken anregt. Ein sehr gelungenes Werk, das ich gerne weiterempfehle.
Mein Fazit
Ein schlichter Plot, der großartig umgesetzt ist: Stan Laurel und Thomas von Aquin treffen in einem dunklen tunnelartigen Korridor aufeinander – und gemeinsam versuchen sie, sich und ihr Leben zu erklären, aber natürlich auch einen Ausgang aus dem Dunkel zu finden. Ich hatte ein großartiges Lesevergnügen!
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