Anke Stelling - Schäfchen im Trockenen
Gegenwartsliteratur
Verlag: speak low-Verlag
ISBN-13: 978-3-940-01868-7
Dauer: ungekürzt, 442 Minuten
Erschienen: 8.11.2019
Ersterscheinung: (Print 31.8.2018)
Sprecherin: Anke Stelling
Buchrückentext
„Resi hätte wissen können, dass ein Untermietverhältnis unter Freunden nicht die sicherste Wohnform darstellt, denn Freundschaft hört bekanntlich beim Geld auf. Sie hätte wissen können, dass spätestens mit der Familiengründung der erbfähige Teil ihrer Clique abbiegt in Richtung Eigenheim und Abschottung und sie als Aufsteigerkind zusehen muss, wie sie da mithält.
Meine Meinung
Ich mochte dieses Gedankenkonstrukt über das Leben gespickt mit einer gehörigen Gesellschaftskritik, was eher einem Essay gleicht, als ein Roman zu sein – ich fühlte mich angesprochen, obwohl ich doch gar nicht mit der Protagonistin einig bin und sie auch nicht unbedingt sympathisch fand; auf jeden Fall aber werde ich zu weiteren Büchern der Autorin greifen.
Verfasst ist das Ganze als Brief an die älteste Tochter Bea, und Mutter Resi lässt ihren Gedanken freien Lauf. Auslöser ist der „Rauswurf“ aus der Wohnung, die sie sich mit Freunden teilt, und das lässt Resi über sich und ihre Freundschaften nachdenken. Dabei schlägt sie große Bögen und verweilt mal in der Gegenwart, schaut aber auch zurück in die Vergangenheit.
Resi ist nicht unbedingt ein Sympathieträger – sie wirkt enttäuscht und empört, fühlt sich ungerecht behandelt. Aus ihrer Sicht hat sie vieles aufgegeben für Liebe, Loyalität und Liberalität, hat sich nicht an Konventionen gehalten und auf ihren Bauch gehört – nun sitzt sie da mit 4 Kindern, erfolglos als Autorin und bald auch wohnungslos; und das nur, weil sie sich nicht an die ungeschriebenen Spielregeln hält. So zumindest die Sicht Resis – und eine andere bekommt man auch nicht; ich bin sicher, dass das Buch polarisieren wird, denn Resi ist keine einfache Protagonistin, ihre Meinung gefärbt von Empörung und Verletzung. Sie wirkt an vielen Stellen egoistisch und vielleicht auch schon narzisstisch, mit ihrem Schmerz, den sie sich von der Seele schreibt, aber auch sehr authentisch. Die anderen Figuren bleiben eher blass, weil man sie nur aus Sicht Resis kennenlernt und die ist durchweg nicht positiv. Und obwohl ich Resi nicht mochte, habe ich ihr gerne gelauscht und ihre eigene Geschichte verfolgt. Man könnte sagen, es ist die Stimme einer Mittvierzigerin, die sich über das Leben voller Neid und Frust auslässt, man kann aber auch sagen, dass es eine verletzte Stimme ist, die nach Mitgefühl schreit.
Vielleicht liegt es an der Sprache, die mir so gut gefallen hat, denn es ist eine Mischung aus Umgangssprache und wohl überlegten Sätzen, dabei oft witzig und pointiert, auch sarkastisch und ironisch, immer aber von ganzem Herzen und voller Leben.
Die Autorin liest das Buch selber – und für dieses Buch passt das auch sehr gut. Anke Stelling liest mit einer genervten und empörten Stimme, die sehr gut zu Resi passt und die für mich so zum Leben erwacht ist; zwar keine angenehme Stimme, aber eben eine passende.
Ich habe den Gedanken von Resi gerne gelauscht und gebe daher 4 von 5 Sternen.
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