[Rezension] Lukas Rietzschel - "Raumfahrer"

Lukas Rietzschel - Raumfahrer
Gegenwartsliteratur 

Verlag: dtv
Umschlaggestaltung: zero-media.net
Umschlagabbildung: Lukas Rietzschel: “Man hört, dass die meisten ehemaligen Bewohner jene Stelle wiederfinden würden, an der zuvor ihr Hauseingang war“, 2020
ISBN-13: 978-3-423-28295-6
Seiten: 287 Seiten
Erschienen: 23. Juli 2021

Buchrückentext
„Jan und sein Vater wohnen in der Einfamilienhaussiedlung am Stadtrand, im Schatten der alten Plattenbauten, im Neonlicht der Laderampe des Dänischen Bettenlagers. Das Krankenhaus schließt, wo Schule und Sportplatz waren, ist jetzt ein Supermarkt. Zu den Ruinen der DDR gesellt sich der Leerstand der Gegenwart. Eines Tages taucht ein Mann auf, der Jan mit der Frage nach seinen Eltern konfrontiert und damit Mauern aufbricht: Welche Beziehungen hatte Jans Mutter zu DDR-Zeiten? Wer was sie überhaupt? Und was hat das mit einem verschwundenen Gemälde von Georg Baselitz zu tun? Die Familien von Jan und Baselitz haben scheinbar nichts miteinander gemein und sind doch verknüpft. Überall Menschen, die nirgends so recht dazugehören, die das Alte verloren haben und zum Neuen keinen Zugang finden, die in einem luftleeren Raum zwischen Gegenwart und Vergangenheit schweben, Raumfahrer sind. Und scheinbar gehört Jan dazu.“ 

Meine Meinung
Ich habe das Buch durch die „Buchflüsterer“ bekommen – und ich gestehe, dass mich schon der Klappentext nicht sehr angesprochen hat. Trotzdem wollte ich mich auf die Geschichte einlassen, da es ein wichtiges Thema ist, aber leider hat mich der Autor nicht packen können. 

Im Mittelpunkt stehen Jan und sein Vater, die ein trauriges Leben in der ehemaligen DDR fristen: Sie wohnen am Rande einer Plattenbausiedlung, Jan arbeitet in einem Krankenhaus, das bald schließen wird und eine düstere Stimmung liegt über beider Leben. Eher zufällig wird Jan dann mit seiner Vergangenheit konfrontiert und deckt furchtbare Wahrheiten auf.

Ich habe mich sehr schwer getan mit diesem Buch – nicht, weil etwa der Schreibstil schwierig ist, sondern weil ich diese düstere Atmosphäre und die Hoffnungslosigkeit, die das ganze Buch ausströmt, kaum ertragen konnte und wollte. Der Schreibstil ist eher angenehm und lässt sich auch leicht lesen; zu Gute halten muss man ihm, dass er auch die bedrückende Stimmung wirklich sehr gut rüberbringt – für mich zu gut, denn Spaß hatte ich nicht beim Lesen und gut unterhalten fühlte ich mich auch nicht. Erschwert wurde das Ganze für mich noch dadurch, dass der Autor sowohl zwischen verschiedenen Charakteren als auch Zeiten hin und her springt – mich hat das verwirrt, weil immer erst nach einigen Sätzen klar war, wo man sich gerade befindet und ich so immer wieder aus dem Lesefluss gerissen wurde.

Auch zu den verschiedenen Figuren habe ich keinen rechten Zugang gefunden – sie sind mir fremd geblieben, obwohl ich nicht mal sagen kann, dass sie mir unsympathisch waren. Aber sympathisch halt auch nicht, eher „egal“ – und das ist für eine Geschichte natürlich nicht gut, denn so fehlte mir der Drang weiterzulesen, irgendwen zu begleiten bei der Suche nach der Wahrheit, die irgendwo in der Zeit der ehemaligen DDR zu finden ist. 

Die Themen sind traurig, und leider aber auch wahr: Es geht um Trauer und Verrat, um den Staat und die Stasi, um Familie und deren Zerfall. Leider alles sehr traurige Themen, und das spürt man in nahezu jeder Zeile der Geschichte.

Zugutehalten muss man dem Autor, dass er weiß, wovon er redet – trotzdem hätte ich mir auch ein paar freundliche Augenblicke gewünscht und nicht nur Hoffnungslosigkeit und Traurigkeit. Und durch die unterschiedlichen Handlungsstränge kam zu der bedrückenden Atmosphäre auch noch Verwirrung hinzu – ich fühlte mich leider nicht gut unterhalten und kann daher nur 2 von 5 Sternen vergeben. 


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