Emily St. John Mandel – Das Licht der letzten Tage
Verlag: Piper-Verlag
Umschlaggestaltung: FAVORITBUERO, München
Umschlagabbildung: gyn9037 /Shutterstock.com
ISBN-13: 978-3-492-06022-6
Seiten: 416 Seiten
Erschienen: 14. September 2015
Originaltitel: „Station Eleven“
Übersetzerin: Wiebke Kuhn
Zum Inhalt
„Niemand konnte ahnen, wie zerbrechlich unsere Welt ist. Ein Wimpernschlag, und sie ging unter. Doch selbst jetzt, während das Licht der letzten Tage langsam schwindet, geben die Überlebenden nicht auf. Sie haben nicht vergessen, wie wunderschön die Welt war. Sie vermissen all das, was einst so wundervoll und selbstverständlich war, und sie weigern sich zu akzeptieren, dass alles für immer verloren sein soll. Auf ihrem Weg werden sie von Hoffnung geleitet – und Zuversicht. Denn selbst das schwächste Licht erhellt die Dunkelheit. Immer.“ (Quelle: www.piper.de)
Meine Meinung
Diese Rezension schiebe ich jetzt schon einige Tage vor mir her, da ich bei diesem Buch hin und her gerissen bin. Ich hatte mich sehr auf das Buch gefreut, auch wenn postapokalyptische Romane nicht zu meinem Lieblings-Genre zählen, aber die vielen positiven Stimmen und das wunderschön gestaltete Cover haben mich dann doch überzeugt, das Buch zu lesen.
Die Geschichte spielt auf verschiedenen Zeitebenen, so dass man einige Charaktere vor der die Menschen fast ausrottenden Pandemie kennenlernt, einige etwa 20 Jahre nach dem grässlichen Virusausbruch, dem 99% der Weltbevölkerung zum Opfer fallen. Letztlich aber sind es zwei Hauptcharaktere, die man begleitet – den Schauspieler Arthur Leander, der vor Ausbruch der Pandemie ein genussreiches Leben führt und dann kurz vor Ausbruch der todbringenden Infektion an einem Herzinfarkt stirbt, und Kirsten Raymonde, die sich in der post-pandemischen Zeit einer Schauspieltruppe angeschlossen hat, die durchs Land zieht, Shakespeare rezitiert und Musikstücke vorführt. Natürlich gibt es noch viele weitere Charaktere, die mal eine größere, mal eine kleinere Rolle einnehmen, und von denen der Leser erst nach und nach erfährt, wie sie miteinander verbunden sind oder waren.
Wirklich wunderbar gelungen ist es der Autorin, die verschiedenen Stimmungen zu den unterschiedlichen Zeiten einzufangen – war das Leben vor der todbringenden Virusinfektion genussreich, lebendig, bunt und farbenfroh, so hat sich dieses Bild in der Postapokalypse vollständig gewandelt – es ist nun trist und traurig, düster, und auch nach 20 Jahren kämpft jeder noch um das pure Überleben. Diese Gegensätze waren wirklich sehr eindrücklich und genau das empfinden auch Überlebende der Pandemie, die sich noch genau an ihr altes Leben erinnern können – und auch als Leser habe ich diese bedrückende Stimmung und melancholische Atmosphäre spüren können.
Was mir aber gefehlt hat in der Geschichte ist der rote Faden, und gerade in der ersten Hälfte wusste ich nicht, wo die Geschichte einen hinführen soll. Ich will nicht sagen, dass es langweilig war, aber es gab einfach keinen Spannungsbogen, keine Aktion – es wurde lediglich das Leben zu den verschiedenen Zeiten beschrieben. Erst in der zweiten Hälfte wird dann klar, wie die verschiedenen Charaktere zueinander stehen, was sie verbindet – und leider ist die Verbindung bei einigen doch nur sehr locker.
Die beiden Protagonisten Arthur und Kirsten waren mir zwar nicht unsympathisch, aber richtig ans Herz gewachsen sind sie mir auch nicht – vermutlich habe ich deshalb auch nicht mit ihnen gefiebert und gelitten. Es gab aber einige Nebencharaktere, über die ich gerne mehr erfahren hätte und die mich weitaus mehr interessiert haben – hier meine ich zum Beispiel Jeevan in der Präapokalypse, der versucht, Arthur zu reanimieren, als der mit seinem Herzinfarkt mitten in einer Aufführung leblos zu Boden fällt oder auch Clark in der Postapokalypse, der Dinge aus der alten Zeit sammelt, um sie in einem Museum auszustellen. Diese beiden habe ich sofort in mein Herz geschlossen und von ihnen hätte ich gerne noch viel mehr erfahren.
Was ich zudem vermisst habe ich ein Kampfgeist bei den Überlebenden, irgendwie schienen mir alle sehr unselbstständig und abhängig, keiner zeigte auch Jahre nach der Katastrophe Ambitionen, etwas Neues aufzubauen, Dinge zu erschaffen oder eine neue Gesellschaftsform zu gründen. Das fand ich doch sehr befremdlich und auch nicht glaubhaft.
Toll ist dagegen der Schreibstil der Autorin – nicht nur, dass sie Stimmungen und Atmosphären wunderbar einfangen kann, ihr Schreibstil ist auch sehr bildhaft und an vielen Stellen poetisch. Er bleibt dabei aber flüssig zu lesen, so dass ich trotz meiner Kritikpunkte gut durch das Buch gekommen bin.
Mein Fazit
Leider konnte mich die Geschichte nicht gänzlich überzeugen – zu sehr habe ich in der ersten Hälfte den roten Faden vermisst, so dass die Idee des Buches zwar gut fand, mich die verschiedenen Handlungsstränge aber leider nicht zu fesseln vermochten. Erst in der zweiten Hälfte hat sich das dann geändert, und die Geschichte hat mich packen können – trotzdem aber bleibt auch hier der Spannungsbogen leider eher flach. Die Charaktere sind zwar gut gezeichnet, vieles aber konnte ich nicht nachvollziehen oder verstehen. Toll ist dagegen der Schreibstil, der nicht nur bildreich und poetisch ist, sondern vor allem wunderbar die verschiedenen Stimmungen zu vermitteln weiß. Ich gebe dem Buch knappe 4/5 Sternen, weil es in der zweiten Hälfte dann doch packender wurde – meiner Meinung nach ist aber bei der tollen Idee der Geschichte viel Potential verschenkt worden.
Vielen Dank an den Piper-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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