[Rezension] Sarah Easter Collins - "So ist das nie passiert"

Sarah Easter Collins - So ist das nie passiert
Gegenwartsliteratur
 

Originaltitel: „Things don’t break on their own“ (2024)
Übersetzer: Beate Brammertz, Ute Brammertz, Carola Fischer
Verlag: Heyne-Verlag
ISBN-13: 978-3-453-27451-8
Seiten: 399 Seiten
Erschienen: 12.6.2024
Umschlaggestaltung: t.mutzenbach design, München
Umschlagabbildung: Gettyimages (Thomas Barwick) und shutterstock.com (TaniaKitura)

   
Buchrückentext
„Als Willa ein Teenager war, verschwand ihre jüngere Schwester Laika spurlos. Auch über zwanzig Jahre später hat Willa die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Laika noch lebt. Hartnäckig sucht sie weiter nach ihr. Sie sehnt sich nach der Familienidylle, die mit Laika verloren zu sein scheint. Darüber vernachlässigt sie die Beziehungen zu den Menschen, die tatsächlich noch Teil ihres Lebens sind. Dann trifft sie auf einer Dinnerparty eine Frau, in der sie endlich ihre verlorene Schwester zu erkennen glaubt. Was als zwangloses Essen beginnt, wird zu einem denkwürdigen Abend, der alles verändert, was Willa von ihrem Leben zu wissen meinte.“

Meine Meinung
Ich war in der Verlagsvorschau auf das Buch gestoßen – ein sehr interessanter Plot, in dem Erinnerungen im Mittelpunkt stehen, bei denen man aber nicht weiß, ob sie wahr oder von anderen geprägt sind. Leider spielte dieses Thema dann doch eine untergeordnete Rolle, nichtsdestotrotz hat mich die Geschichte gut unterhalten. 

Vor über 20 Jahren ist Willas kleine Schwester Laika plötzlich verschwunden – eine Spur, wo sie sein könnte, hat sich nie gefunden, und trotzdem – oder geradedeshalb - hat Willa nie die Hoffnung aufgegeben, ihre Schwester irgendwann wiederzufinden. Auf einer Dinnerparty mit Freunden  sieht  sie  eine Frau, die sie an ihre Schwester erinnert – und je weiter der Abend fortschreitet, desto sicherer ist sie: das ist Laika. 

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven und auf verschiedenen Zeitebenen erzählt und ist sehr gut aufgebaut. Es gibt Rückblicke in die Vergangenheit, dann immer wieder Kapitel auf der Dinnerparty – und so setzt sich dann nach und nach eine in sich schlüssige Geschichte zusammen. Man erfährt von Laikas Verschwinden, bekommt Einblicke in Willas Familienleben, dann in die Zeit ihres Studiums und schließlich in ihr Leben als Erwachsene. Und auch die anderen Dinner-Teilnehmer erzählen aus ihrer Vergangenheit – und mehr und mehr erfährt man, wie sehr die Leben aller miteinander verwoben sind. 

Dabei hat jeder sein Päckchen zu tragen – bei dem einen ist es größer, bei dem anderen ist es kleiner, der eine kann sich besser mit dem Geschehen arrangieren als der andere – und je mehr Puzzlesteine erzählt werden, umso mehr macht alles Sinn, bis am Ende alle Steine ineinanderpassen und ein großes, schlüssiges Bild ergeben. 

Ich hatte gedacht, es würde mehr mit der Wahrheit der Erinnerungen gespielt, unterschiedliche Sichtweisen eines gleichen Erlebnisses – dem ist aber nicht so. Denn letztlich wird einfach nur ein Geheimnis aufgeklärt – und so werden Erzähllücken langsam geschlossen. 

Der Schreibstil ist angenehm, locker und leicht zu lesen. Die verschiedenen Erzählstimmen klingen alle sehr ähnlich – da hätte ich mir mehr Varianz gewünscht. Durch viele Dialoge ist der Text sehr lebendig und die Seiten fliegen rasch dahin. Zudem baut die Autorin eine ganz subtile Spannung auf, so dass ich immer weiter lesen wollte, um endlich die Auflösung zu erfahren. 

Die Charaktere sind gut gestaltet – und ich fand sie alle sehr realistisch. Und wie im echten Leben fand ich auch einige unsympathisch, andere mochte ich dagegen. Stereotypen gibt es nicht, und jeder wirkt durch seine eigene Geschichte authentisch und glaubhaft.

Ein gelungenes Debüt, bei dem ich nur das Ende ein wenig „zu gut“ fand und bei dem mir alle offenen Fragen und Probleme zu reibungslos gelöst wurden. Dennoch wurde ich gut unterhalten und empfehle das Buch gerne weiter. 

Mein Fazit
Authentische Charaktere und ein subtiler Spannungsbogen haben mich durch diese Geschichte fliegen lassen – auf einer Dinnerparty taucht eine vor 20 Jahren verschollene Person wieder auf – zumindest denkt das ihre Schwester. Doch trügt sie da die Erinnerung? Ich mochte das Buch und wurde sehr gut unterhalten – von mir daher eine Empfehlung. 

WERBUNG: Vielen Dank an den Heyne-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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