[Höreindruck] David Grann - "Der Untergang der Wager"

David Grann - Der Untergang der Wager
Sachbuch
 

 Originaltitel: „The Wager“ (2023)
 Übersetzer: Rudolf Mast
 Verlag: Der Hörverlag
 ISBN-13: 978-3-8445-5125-9
 Dauer: 597 Minuten
 Erschienen: 22.4.2024
 Sprecher: Tobias Kluckert

   
Zum Inhalt
„Im Januar 1742 wird ein windschiefes Segelboot an die Küste Brasiliens gespült. An Bord 30 Männer, die einzigen Überlebenden des königlichen Eroberungsschiffs »The Wager«, das in einem Sturm zerschellt ist. Sechs Monate später landen drei Schiffbrüchige an der Küste Chiles und behaupten, die 30 Männer seien Meuterer, die sich den königlichen Befehlen widersetzt und skrupellos gemordet hätten… Wer lügt, wer sagt die Wahrheit? Das soll ein britisches Kriegsgericht entscheiden. Es geht um Leben oder Tod.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich hatte gedacht, einen Abenteuerroman auf Basis einer wahren Geschichte zu hören, und wusste nicht, dass es eher ein Sachbuch ist, in dem einzelne Kapitel romanhaft wiedergegeben sind – daher konnte mich das Buch nicht richtig überzeugen, obwohl es viele Stimmen gibt, die das Buch als spannend und voller Thrill beschrieben haben. 

Die ganze Geschichte beginnt im Jahr 1740 – ein Geschwader aus mehreren englischen Schiffen soll den Schatz einer spanischen Galeere in seinen Besitz bringen – darunter befindet sich auch das Schiff „Wager“. Die Reise ist jedoch beschwerlich, immer mehr verlieren sich die Schiffe, bis schließlich am tückischen Kap Horn die Wager auf sich allein gestellt ist und Schiffbruch erleidet. Die Mannschaft kann sich retten, doch es kommt zu einer Meuterei, so dass sich die Truppe trennt – die einen verfolgen weiter ihren militärischen Befehl, die anderen wollen den direkten Rückweg wagen. Beiden Gruppen begleitet man und verfolgt dann im Anschluss den Prozess vor dem Kriegsgericht, in dem über Mord, Meuterei und Befehlsverweigerung verhandelt wird. 

Es war interessant – und der Autor hat eine Menge recherchiert und die Ergebnisse seiner Recherchen auch in dieses Buch einfließen lassen. Man sollte sich also auf eine detaillierte Schilderung gefasst machen. Man lernt eine Menge über die Seefahrt des 18. Jahrhunderts, mit vielen Details nicht nur der politischen Hintergründe, sondern auch über das Leben an Bord und die misslichen Zustände. Das war durchaus interessant, mehr angesprochen hätte es mich aber in einer romanhaften Form, denn die Seeleute selber kommen nur selten zu Wort, und auch ihre Empfindungen werden nur indirekt beschrieben. Gerade das erste Drittel des Hörbuchs ist wenig spannend, als die Wager dann strandet und sich die Mannschaf auf eine Insel retten kann, wird es aber fesselnder. Hier gibt es dann auch immer wieder Passagen, die an einen Roman erinnern und die dann auch sehr spannend waren. Es wird nicht nur erklärt, wie hart der Kampf ums Überleben war, sondern auch die beginnende Meuterei, die Spaltung der Gruppe und dann auch die unterschiedlichen Routen zurück in die Heimat. Das Romanhafte wird aber immer wieder unterbrochen von Fakten, die das Geschehen einordnen – und so ist das letzte Drittel dann auch wieder mehr Sachbuch, in dem die Verhandlung beleuchtet wird und was letztlich aus den Hauptfiguren geworden ist. 

Tobias Kluckert als Sprecher hat mir sehr gut gefallen und dank ihm habe ich auch bei den weniger spannenden Kapiteln durchgehalten. Er hat auch den „Faktenteil“ sehr engagiert und begeistert vorgetragen, so dass ich nicht aufgegeben habe. 

Hätte ich geahnt, dass sich hinter diesem Titel doch mehr Sachbuch als Roman verbirgt, hätte ich wohl nicht dazu gegriffen – so habe ich aber doch eine ganze Menge gelernt und am Ende dann doch auch selber noch ein wenig recherchiert. Mit den richtigen Erwartungen kann daher das Buch sicher überzeugen. 


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