[Rezension] Sebastian Fitzek – "Der erste letzte Tag"

Sebastian Fitzek – Der erste letzte Tag
Gegenwartsliteratur

Verlag: Argon-Verlag
ISBN-13: 978-3-839-81910-4
Dauer: 294 Minuten
Erschienen: 28.4.2021
Sprecher: Simon Jäger

Buchrückentext
„Livius Reimer macht sich auf den Weg von München nach Berlin, um seine Ehe zu retten. Als sein Flug gestrichen wird, muss er sich den einzig noch verfügbaren Mietwagen mit einer jungen Frau teilen, um die er sonst einen großen Bogen gemacht hätte. Zu schräg, zu laut, zu ungewöhnlich – mit ihrer unkonventionellen Sicht auf die Welt überfordert Lea von Armin Livius von der ersten Sekunde an. Bereits kurz nach der Abfahrt lässt Livius sich auf ein ungewöhnliches Gedankenexperiment von Lea ein – und weiß nicht, dass damit nicht nur ihr Roadtrip einen völlig neuen Verlauf nimmt, sondern sein ganzes Leben!“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Natürlich kenne ich Sebastian Fitzek als Thrillerautor, muss aber gestehen, dass mir die letzten Bücher immer weniger gefallen haben. Neugierig war ich daher schon, dass er nun einen „Kein-Thriller“ veröffentlicht hat – und dazu einen Roadtrip; so was lese ich sehr gerne, daher konnte ich natürlich nicht widerstehen.

Livius Reimer muss unbedingt von München nach Berlin, jedoch wird sein Flug gecancelt, und den letzten verfügbaren Mietwagen muss er sich mit Lea teilen – einer jungen Frau, die so ganz anders ist als er selbst und die einen Artikel schreiben will, wie man den letzten Tag seines Lebens gestalten soll. Livius lässt sich auf dieses Gedankenexperiment ein – und die gemeinsame Fahrt mit Lea nimmt einen verrückten Verlauf.

Die Idee – obwohl sie nicht neu ist, genauso wenig wie die Botschaft, die dahintersteckt – hat mir sehr gut gefallen, nur leider hat mir die Umsetzung nicht so zugesagt. Das liegt vor allem am Stil, in dem die Geschichte erzählt wird – eigentlich mag ich es, wenn ernste Themen mit einem gewissen Maß an Humor verknüpft werden, hier war es mir aber einfach zu viel. Es vergeht kein Satz, der nicht (leider oft gewollt) lustig ist oder sein soll, kein Absatz ohne eine schlagfertige Antwort, die zum Schmunzeln bringen soll und kein Abschnitt, der nicht einen verbalen Schlagabtausch zwischen den beiden ungleichen Protagonisten liefert. Ich fand das anstrengend, weil dem Hörer (und wahrscheinlich auch dem Leser) so keine Möglichkeit bleibt, mal etwas sacken zu lassen oder gar nachzudenken – es ging einfach immer weiter – hin und her. Dabei ist der Schreibstil locker und leicht, umgangssprachlich, also nicht schwer zu verstehen, aber anstrengend. Beim Lesen kann man da natürlich zwischendurch auch mal verweilen oder langsamer lesen – beim Hörbuch hat man diese Möglichkeit weniger - es sei denn, man schaltet ab. Simon Jäger als Sprecher hat mir trotzdem gefallen, auch wenn er diesen atemlosen Eindruck, der bei mir entstanden ist, sicher mit verstärkt hat. Trotzdem mag ich seine lebendige und engagierte Art, das Hörbuch einzusprechen, denn so wirken Livius und Lea sehr authentisch, und man merkt alleine durch die Stimmlage und Intonation, wie unterschiedlich die beiden sind. 

Livius wirkt eher wie ein gesetzter Charakter, der genaue Vorstellungen vom Leben hat, von denen er nur schwer abweichen kann – man könnte ihn auch konservativ nennen; und damit wird er für Lea, die alles andere als genau das ist, natürlich zur Zielscheibe. Sie ist quirlig, verrückt, nimmt niemals den direkten Weg, probiert Neues aus und hinterfragt alles – sehr zum Leidwesen von Livius, den im Moment eigene Probleme plagen, so dass er sich eigentlich nicht auf so was einlassen möchte. Aber er kann sich Lea nicht entziehen, die etwas Magisches an sich hat und die einen ganz eigenen Sog ausübt – eionen Sog, dem man sich auch als Hörer nicht entziehen kann. Ich kann nicht mal sagen, dass ich sie gerne mochte, und ich gestehe, dass ich mich Livius viel näher gefühlt habe, trotzdem gibt Lea tolle Impulse und ihre Energie ist wirklich ansteckend.

Insgesamt hat mich die Geschichte aber dennoch nicht fesseln können – um ehrlich zu sein, fand ich es langatmig und durch den Stil anstrengend. Immer wieder habe ich mich ertappt, dass meine Gedanken abgeschweift sind, obwohl doch der Plot genau meins ist. Das Ende hat es für mich dann auch nicht besser gemacht, denn das war mir – wie so vieles im Buch – zu überzogen. 

Ich weiß, dass der Autor von vielen gefeiert wird, und so sympathisch er als Mensch auch ist, konnte er mich mit diesem Buch leider auch nicht überzeugen. Ich gebe 3 von 5 Sternen, da mir sowohl die Botschaft, der Plot und vor allem der Sprecher dann doch gefallen haben.

Mein Fazit
Plot und Botschaft haben mich sehr angesprochen, leider aber nicht die Umsetzung, was vor allem an dem gewollt witzigen und anstrengenden Schreibstil gelegen hat. Ich habe so die ganze Geschichte als gehetzt und atemlos empfunden, Zeit für eigene Gedanken ist da nicht geblieben, obwohl es viele Anregungen zum Nachdenken gegeben hat. Ich gebe dem Hörbuch 3 von 5 Sternen.


WERBUNG: Vielen Dank an den Argon-Verlag und an Netgalley für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Teile mir deine Gedanken und Kommentare zu meinem Beitrag mit - ich freue mich sehr auf unseren Austausch!

DATENSCHUTZ: Mit dem Absenden deines Kommentars und dem Einverständnis der Kommentar-Folgefunktion bestätigst du, dass du meine Datenschutzerklärung sowie die Datenschutzerklärung von Google gelesen hast und akzeptierst.