Sandra Lüpkes - Die Schule am Meer
Verlag: Kindler-Verlag
Umschlaggestaltung: any.way, Barbara Hanke und Cordula Schmidt
Umschlagabbildungen: Privatfoto: solarbird /Shutterstock
ISBN 13: 978-3-463-40722-7
Seiten: 576 Seiten
Erschienen: 10. März 2020
Zum Inhalt
„Juist, 1925: Tatkräftig und voller Ideale gründet eine Gruppe von Lehrern am äußersten Rand der Weimarer Republik ein ganz besonderes Internat. Mit eigenen Gärten, Seewasseraquarien und Theaterhalle. Es ist eine eingeschworene Gemeinschaft: die jüdische Lehrerin Anni Reiner, der Musikpädagoge Eduard Zuckmayer, der zehnjährige Maximilian, der sich mit dem Gruppenzwang manchmal schwer tut, sowie die resolute Insulanerin Kea, die in der Küche das Sagen hat. Doch das Klima an der Küste ist hart in jeder Hinsicht, und schon bald nehmen die Spannungen zu zwischen den Lehrkräften und mit den Insulanern, bei denen die Schule als Hort für Juden und Kommunisten verschrien ist. Im katastrophalen Eiswinter von 1929 ist die Insel wochenlang von der Außenwelt abgeschlossen. Man rückt ein wenig näher zusammen. Aber kann es Hoffnung geben, wenn der Rest der Welt auf den Abgrund zusteuert?“ (Quelle: Verlagsseite)
Meine Meinung
Gleich als ich das Buch in den Neuerscheinungen entdeckt hatte, war ich neugierig auf die Geschichte – zum einen, weil ich das Thema sehr interessant fand, zum anderen, weil sich die Geschichte an eine wahre anlehnt; und meine Neugierde hat sich gelohnt, denn ich mochte das Buch sehr gerne.
Die beiden Pädagogen Anni und Paul ziehen im Jahr 1925 mit ihren Kindern auf die Insel Juist – dort gründen sie ein Internat, in dem neue pädagogische Ideen umgesetzt werden. Doch nicht jeder von der Insel hat dafür Verständnis – und so muss die engagierte Truppe sich einigen Gegenwind gefallen lassen. Als sich dann auch noch zunehmend die Nationalsozialisten breit machen, wird es immer enger für die Schule, insbesondere auch für die Jüdin Anni.
Die Schule auf Juist hat es tatsächlich gegeben – und ich mochte die Vermischung von Fiktion und Wirklichkeit sehr. Erzählt wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven – zum einen gibt es die Lehrerin Anni, die als Jüdin schon früh gegen Vorurteile zu kämpfen hat, dabei aber stets das Wohl ihrer Schüler verfolgt; dann den Schüler Moskito, dessen Eltern in Bolivien leben und ihm eine besondere Ausbildung zukommen lassen wollen. Moskito braucht lange, um sich in der neuen Umgebung einzufinden, irgendwann aber platzt der Knoten, und ihm kommt eine ganz besondere Rolle zu. Eduard Zuckmayer, der unter dem Schatten seines berühmten Schriftsteller-Bruders lebt, wird Musiklehrer auf Juist und schließlich kommen auch die Köchin Kea und das Mädchen Marje mit ihrer Perspektive zu Wort – beide mochte ich sehr gerne, weil sie unkonventionell Dinge angehen, dabei natürlich auch schon mal anecken und trotzdem ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren – die beiden verbindet ein kleines Geheimnis, das ich natürlich hier nicht verraten werde.
Ich mochte den Schreibstil sehr, weil er zum einen eine ganz besondere Stimmung und Atmosphäre einfängt und sich gleichzeitig sehr leicht und flüssig lesen lässt. Durch die verschiedenen Perspektiven bekommt man ganz unterschiedlichen Sichtweisen mit, durch die vielen Dialoge wird alles zudem noch sehr lebendig. Auch die Beschreibungen, die die Autorin von der Insel bietet, sind wunderschön und haben bei mir ein Inselgefühl erzeugt – ich fühlte quasi den Wind in den Haaren und den Sand unter den Füßen.
Die Charaktere hat die Autorin sehr gut gezeichnet – nicht nur hat sie den fiktiven Figuren wirklich Leben eingehaucht und sie ganz wunderbar in den wahren Hintergrund verwebt, auch die historischen Figuren sind sehr gut getroffen und werden geradewegs zum Leben erweckt.
Trotz meiner Begeisterung muss ich aber einen Stern abziehen – die Stimmung ist fast die ganze Zeit unbekümmert und wirkt wie ein großes Abenteuer, dabei weiß man, dass Wolken aufziehen – das wird zwar immer wieder angedeutet, aber spüren konnte ich es nicht. Für mich hat diese Atmosphäre von Abenteuer und Urlaub nicht zu der wahren Stimmung gepasst – aber das ist Jammern auf hohem Niveau, denn trotzdem wurde ich ganz wunderbar unterhalten und habe ganz nebenbei eine Menge Neues gelernt. Ich gebe daher 4 von 5 Sternen.
Mein Fazit
Eine wunderbare Geschichte über eine Schule auf Juist, die es in den 1920er Jahren tatsächlich gegeben hat – die Charaktere sind liebevoll gestaltet, die Verknüpfung von realen Personen und fiktiven ist wunderbar gelungen und der angenehm zu lesende, lebendige Schreibstil trägt einen rasch durch die Geschichte. So sehr ich die Atmosphäre auch mochte, passte sie nicht zu den sich ankündigenden Wolken, die schon früh am Horizont aufgezogen sind. Trotzdem habe ich das Buch sehr gerne gelesen und gebe 4 von 5 Sternen.
WERBUNG: Vielen Dank an den Kindler-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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