[Rezension] Charlotte Thomas - "Die Madonna von Murano"

Charlotte Thomas - Die Madonna von Murano
Historischer Roman

Verlag: Bastei-Lübbe
Umschlaggestaltung: Nadine Littig /Atelier Versen, Bad Aibling
Titelillustration: akg-images /Erich Lessing /Bettmann /corbis
ISBN-13: 978-3-404-15934-5
Seiten: 1036 Seiten
Erschienen: 2008

Buchrückentext
„Venedig im Jahre 1475: Die Stadt feiert Karneval. In den verwinkelten Gassen der Serenissima versucht eine junge Frau verzweifelt, ihren Verfolgern zu entkommen. Sie ist hochschwanger, und sie weiß, die drei maskierten Männer wollen ihren Tod. Die Häscher holen sie ein, doch bevor sie stirbt, bringt sie das Kind zur Welt ... So beginnt das Leben von Sanchia, Ziehtochter des Glasmachers, die schon in ihrer frühen Jugend von der gefährlichen Vergangenheit ihrer Mutter eingeholt wird. Als sie Jahre später mit Lorenzo, dem wohlhabenden Spross eines Patriziers, eine verbotene Affäre beginnt, spitzen sich die Ereignisse auf dramatische Weise zu...“

Meine Meinung
Nachdem mir „Die Lagune des Löwen“ von Charlotte Thomas ja so gut gefallen hatte, wollte ich natürlich weitere Bücher der Autorin lesen – und auch mit „Die Madonna von Murano“ hat sie es geschafft, mich in eine andere Welt und Zeit zu entführen.

Die Autorin kann erzählen – ohne Zweifel. Es gibt einen großen roten Faden, der sich durch den ganzen Wälzer zieht, dazu aber viele Nebenhandlungen, mal wichtigere, mal unwichtigere, die sich erzählerisch um diesen roten Faden winden und dem Ganzen Spannung eine besondere Würze geben. Es gibt viele Überraschungen und Wendungen, so dass ich die Geschichte in keinster Weise vorhersehbar fand und damit natürlich auch der Spannungsbogen konstant hoch gehalten wurde. Dazu ranken sich Geheimnisse durch die Geschichte, die mal früher, mal später aufgelöst werden.

Das Buch ist in neun große Teile gegliedert und innerhalb dieser Teile gibt es dann noch mehrere Kapitel mit einer angenehmen Länge. Immer wieder enden einzelne Abschnitte und Kapitel mit kleinen Cliffhangern, dieses wurden dann zwar aufgelöst, doch meist gab es dazwischen einen kleinen Zeitsprung, so dass der Leser bei der Auflösung des Cliffhangers nicht wirklich dabei war, sondern nur das Ergebnis erzählt bekommen hat – das hat mir nicht so gut gefallen. Trotzdem aber hat es die Spannung erhöht, trotzdem hätte ich auch an diesen Stellen die Figuren gerne begleitet.

Die Charaktere sind alle sehr gut gezeichnet, mit Ecken und Kanten, jeder mit eigener Geschichte, so dass sie echt und authentisch wirkten. Sanchia als Protagonistin ist mir dabei wirklich ans Herz gewachsen und ich habe sie gerne begleitet. Sie ist eine mutige Frau, die ihr Herz am rechten Fleck trägt und sich auch mal auf unkonventionelle Wege begibt, dabei natürlich auch immer wieder in Gefahr gerät, aus der sie dann aber meist gerettet werden kann. Toll fand ich auch Pasquale, der vielleicht zu Beginn noch etwas tölpelhaft daherkommt, sich dann aber im Laufe der Geschichte zu einem wahren und verlässlichen Freund entpuppt. 

Der Schreibstil ist sehr angenehm, hat bei mir ein historisches Gefühl für das 15. Jahrhundert ausgelöst und ganz wunderbar die Atmosphäre Venedigs einfangen können. Überhaupt fand ich die ganze Geschichte sehr lebendig und voller Sinneseindrücke – ich hatte beim Lesen das Gefühl, die Kanäle riechen und die Farbenpracht der Stadt sehen zu können. Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass die Autorin viel und gut recherchiert hat, vor allem auch die Einblicke in die damalige Heilkunst und die Glas- und Spiegelherstellung haben mir sehr gut gefallen.

Mein Fazit
Ein wunderbarer Schmöker, der den Leser nach Venedig entführt und das 15. Jahrhundert lebendig werden lässt. Das Buch ist voller Überraschungen und bietet ein konstant hohes Spannungslevel, so dass die gut 1000 Seiten – sicherlich auch des lebendigen und flüssigen Schreibstils wegen – rasch durchgelesen sind. Ich habe die sympathische Protagonistin gerne begleitet – einzig nicht so gut gefallen haben mir die vielen kleinen Zeitsprünge, in denen dann leider aber viel passiert, was, erfährt der Leser erst im Nachhinein in wenigen Nebensätzen. Dennoch aber würde ich dieses Buch auf jeden Fall empfehlen, wenn man es liebt, in andere Zeiten und Welten einzutauchen – mich hat die Autorin nach Venedig entführt und stets hatte ich alles genau vor Augen. Ich gebe diesem Schmöker gerne 4 von 5 Sternen. 


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