[Rezension] Jodi Picoult - "Zerbrechlich"

Jodi Picoult - Zerbrechlich
Gegenwartsliteratur

Verlag:Lübbe-Audio
Umschlaggestaltung und -abbildung: in Anlehnung an das Buchcover: Christin Wilhelm, www.grafik4u.de unter Verwendung von Bildern von © iStockphoto/Joop Snijder und Darja Vorontsova
ISBN-13: 978-3785743959
Dauer: 6 CDs, 421 min.
Erschienen: 25. September 2010
Sprecher:  Dana Geissler, Matthias Koeberlin, Marie Bierstedt

Zum Inhalt 
Die kleine Willow hat die seltene Glasknochenkrankheit – Osteogenesis imperfecta. Ihre Eltern Charlotte und Sean lieben ihre kleine Tochter abgöttisch, doch ständig lauert die Gefahr des Knochenbruchs, und tatsächlich hat sich Willow in ihren 6 Lebensjahren bereits unzählige Knochen gebrochen. Finanziell wird es daher in der Familie eng, so kam der Gedanke auf, eine Klage gegen die damals bereuende Frauenärztin auf „ungewollte Geburt“ einzuleiten. Die Chancen, einen solchen Prozess zu gewinnen, stehen nach Angaben der Anwälte nicht schlecht, doch Charlotte hat nicht bedacht, dass nicht alle Verständnis für ihre Entscheidung haben. Und so können nicht nur Knochen brechen, sondern auch Freundschaften, die Familie und die eigene Ehe…

Meine Meinung
Greift man zu Büchern von Jodi Picoult weiß man, dass es meist um ganz spezielle Themen geht. In diesem Buch steht die kleine Willow im Mittelpunkt – sie hat Osteogenesis imperfecta – die Glasknochenkrankheit – und wird daher nicht wie ein normales Kind aufwachsen und auch nicht wie ein normaler Erwachsener leben können, denn immer droht die Gefahr des Knochenbruchs, schon bei kleinster Belastung. Die Therapien kosten natürlich Geld, und dieses wird knapp in der Familie O’Keefe. Mit einer Klage gegen die vor der Geburt behandelnde Frauenärztin hofft Charlotte auf Erfolg.

Mir fällt diese Rezension sehr schwer, denn ich habe Charlotte mit ihrer Entscheidung, ihre Frauenärztin zu verklagen, einfach nicht verstehen können. Und so konnte ich natürlich auch nicht mit ihr fiebern. Ich hatte viel mehr Verständnis für alle anderen Personen im Umfeld – die Frauenärztin, die zudem noch engste Freundin von Charlotte ist, Sean, den Ehemann, der große Probleme mit der angestrebten Klage hat und daraus auch seine Konsequenzen zieht, die kleine Amelia, die Angst hat, die Eltern zu verlieren, und schließlich auch Willow, die das Ganze mit ihren 6 Jahren einfach noch nicht verstehen kann und sich natürlich unerwünscht fühlen muss.

Das Buch beschäftigt sich mit einer ethisch sehr schwierigen Fragestellung und das macht es für mich auch so schwer. Denn ich konnte Charlotte einfach nicht verstehen und hätte ihr gerne mehr als einmal meine Meinung gesagt. Für mich war sie in sich nicht schlüssig: sie liebt ihr Kind abgöttisch – ohne Frage – aber dann auf „ungewollte Geburt“ eine Klage zu starten, passt für mich einfach nicht zusammen. Und so habe ich natürlich auch die ganze Geschichte mit Abneigung gegen Charlotte gehört und mich viel mehr auf der Seite der Familie und der Gynäkologin gesehen.

Die Umsetzung als Hörbuch ist dabei großartig gelungen. Wie so oft in Büchern von Jodi Picoult wird auch diese Geschichte aus Sicht verschiedener Personen erzählt. Und jede Person hat im Hörbuch einen anderen Sprecher - und die haben wirklich einen großartigen Job gemacht. Jeden konnte ich sofort zuordnen, so dass ich trotz der Vielzahl an Erzählern nicht durcheinander gekommen bin. Der Schreib- bzw. Erzählstil ist – wie ich es von der Autorin nicht anders kenne – gewohnt flüssig. Man kann der Geschichte gut folgen, zudem ist sie gut recherchiert. 

Während es in der ersten Hälfte des Buches vor allem auch um die Vorgeschichte geht, man lernt die verschiedenen Charaktere kennen und die ganzen Erlebnisse seit Willows Geburt bis zur Klage, ist in der zweiten Hälfte vor allem der Prozess selber der Mittelpunkt. Und dieser ist – soweit ich das beurteilen kann – sehr amerikanisch. Da hat mich auch das Ende nicht gewundert, auch wenn ich es unverständlich fand und mich wirklich den Kopf hat schütteln lassen.

Vielleicht hätte ich das Buch nicht lesen/hören sollen, weil mir die Thematik einfach nicht zugesagt hat, doch es ist deshalb kein schlechtes Buch. Es ist ausgezeichnet recherchiert, die Charaktere gut gezeichnet und der Schreibstil flüssig und angenehm. Wer also mit dem Thema selber keine Probleme hat, dem kann ich dieses Buch durchaus empfehlen – ob es dann gute Unterhaltung ist, sollte jeder für sich beurteilen. Mich hat es leider oft wütend und auch traurig gemacht.

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