[Rezension] Heidi Rehn - "Der Sommer der Freiheit"

Heidi Rehn - Der Sommer der Freiheit
Historischer Roman

Verlag: Knaur-Verlag
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: Jill Battaglia/Arcangel Images
ISBN-13: 978-3-426-51216-6
Seiten: 667 Seiten
Erschienen: 1. Juli 2014

Zum Inhalt 
Im Sommer 1913 führt Selma noch ein unbeschwertes Leben. Wie jedes Jahr fährt sie im Sommer mit ihrer Familie zur Sommerfrische nach Baden-Baden, leider kann ihr Verlobter Gero sie diesmal nicht begleiten. Zum Trost jedoch schickt er einen flotten Wagen und Selma, die gerade ihren Führerschein gemacht hat, macht damit Ausflüge in der Umgebung. Dabei macht sie natürlich auch die eine oder andere Bekanntschaft – doch gerade der Franzose Robert hat es ihr angetan, und es knistert gewaltig zwischen ihnen. Doch der Krieg steht vor der Türe und Robert wird bald auf der anderen Seite kämpfen…

Meine Meinung
Das Cover des Buches ist einfach traumhaft und hat mich sehr angesprochen – ebenso der Klappentext und die Leseprobe. Ich hatte Lust auf ein Buch, das zu Zeiten des Umbruchs spielt – gesellschaftlich und politisch – und war neugierig auf den Roman mit seinen Geschehnissen vor dem 1. Weltkrieg.

Doch leider muss ich sagen, dass ich von der Geschichte etwas enttäuscht bin. Vielleicht hatte ich einfach die falschen Erwartungen, aber ich bin nicht wirklich in der Geschichte angekommen, ich fühlte mich fremd im Buch und die Charaktere sind mir nicht ans Herz gewachsen.

Dabei liest sich der Roman wirklich sehr flüssig. Der Schreibstil von Heidi Rehn ist blumig, eher ausschweifend, dabei aber dennoch angenehm zu lesen. Vieles ist sehr ausführlich beschreiben, so dass ich mir zwar meist alles gut vorstellen konnte, doch leider blieb die Handlung dabei etwas auf der Strecke. Über viele Seiten hinweg ist kaum etwas geschehen, es gab mehr Beschreibungen von Gegenständen oder Gedanken, sicherlich auch Dialoge, die mir oft aber eher hölzern und gestelzt vorkamen und die Handlung leider auch nicht vorangetrieben haben. 

Das Buch ist in verschiedene Teile gegliedert, dazwischen wird auch schon mal ein Jahr übersprungen. Auch das finde ich nicht schlimm, doch leider hatte ich das Gefühl, dass genau in dieser übersprungenen Zeit wichtige Dinge geschehen, an denen man als Leser nicht teilnimmt, und von ihnen nur erfährt durch einen Nebensatz im nachfolgenden Abschnitt.

Selma als Protagonistin war mir leider eher unsympathisch. Zu Beginn ist sie sehr oberflächlich, will nur ihren Spaß haben, feiern und sich mit ihrem Verlobten vergnügen. Zwar macht sie im Laufe der Geschichte eine Entwicklung durch, wird verantwortungsvoller und engagiert sich, dennoch bleibt sie für mich irgendwie egoistisch und mir dadurch auch weiter unsympathisch. Richtig gut gefallen hat mir dagegen Oma Meta, die nur leider viel zu selten in der Geschichte auftauchte. Für die Zeit ist sie eine patente Frau, die die Dinge angeht und sagt, was sie denkt. Das führt zwar schon mal zu Missstimmungen in der Familie, doch ich habe vor dieser Frau wirklich den Hut gezogen. Auch gefallen hat mir Constanze, von Selma gerne als „das Küken“  bezeichnet. Sie ist ein fast schon das Gegenteil von Selma – nicht so sehr auf Unterhaltung und Feiern aus, sondern vielmehr ernsthaft an ihrer Zukunft und ihrem Studium interessiert. Dass sich zwischen den beiden eine Freundschaft entwickelt, hat mich eher gewundert, und leider muss ich auch sagen, dass Selma ihre Freundin oft ein bisschen von oben herab behandelt hat. 

Natürlich tauchen in dem Gespann auch noch drei Herren auf, Gero – der Verlobte von Selma, Robert, ein gemeinsamer Bekannter der beiden Freundinnen und Selmas Bruder Grisha. Zwischen ihnen und den beiden Freundinnen entstehen die unterschiedlichsten Beziehungen – sie sind mal Freunde, mal Geliebte, mal Feinde oder auch einfach nur Kameraden.

Die Geschichte an sich ist wirklich gut, nur mir war sie einfach zu langatmig erzählt, und mir fehlte die Spannung beziehungsweise das Gefühl, weiterlesen zu wollen. Letztlich war ich froh, als ich endlich den Schmöker beendet hatte – dennoch werde ich Heidi Rehn mit einem anderen Buch noch eine Chance geben, denn sie hat gute Recherche geleistet und konnte mich mit ihrem Schreibstil schon überzeugen. Wäre in diesem Buch einfach mehr passiert, hätte es mir bestimmt besser gefallen.

Mein Fazit
Eine interessante Geschichte, die mir leider zu langatmig erzählt war - zu wenig Handlung auf den vielen Seiten und zu wenig Spannung, die mich getrieben hätte, weiterlesen zu wollen. Dass mir die Protagonistin nicht sympathisch war, hat sicherlich noch dazu beigetragen, dass mir der Schmöker leider nicht gefallen hat. Dabei ist er gut geschrieben mit einem zwar ausschweifenden, aber angenehmen Schreibstil. Dieses Buch war leider nicht so meins, dennoch werde ich Heidi Rehn mit einem ihrer anderen Bücher noch eine Chance geben.


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