Ulf Kvensler - Die Insel
Thriller
Originaltitel: „Brandmannen“ (2023)
Übersetzerin: Sabine Thiele
Verlag: Penguin-Verlag
ISBN-13: 978-3-641-31223-7
Seiten: 400 Seiten
Erschienen: 11.6.2025
Covergestaltung: bürosüd
Coverabbildungen: Getty Images, Cavan Images, www.buerosued.de
Zum Inhalt
„Als Isak und Madde die Reise nach Gotland antreten, sind sie voller Zweifel. Wie wird nach Jahren des Schweigens das Wiedersehen mit Isaks Vater verlaufen? Der Vater, vor dessen Unberechenbarkeit Isak immer gewarnt wurde. Doch als das junge Paar auf der Insel ankommt, sind sie überwältigt von der Schönheit, die sie empfängt. Vor allem die makellose Eleganz des väterlichen Anwesens beeindruckt beide sehr – so sehr, dass sie alle Warnungen in den Wind schlagen. Schließlich erwartet sie ein unvergesslicher Sommer. Während die schwüle Luft über Gotland aufsteigt und am Strand Cocktails serviert werden, nehmen die Spannungen in der Gruppe zu. Isak und Madde streiten sich immer häufiger, und lange verschwiegene Geheimnisse der Familie werden ans Tageslicht gebracht. Trotzdem ahnt niemand, welche unheilvollen Folgen die Vergangenheit auf die Zukunft aller Beteiligter wirklich haben wird …“ (Quelle: Verlagsseite)
Meine Meinung
Der erste Thriller Ulf Kvenslers hatte mich völlig begeistert, daher war ich neugierig auf sein neues Werk.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Isak, der als kleiner Junge den tragischen Verlust seiner Mutter und Schwester in einem Hausbrand erleben musste und dann bei seinem Großvater aufgewachsen ist. Sein Vater Fredrik hatte den Tod der Ehefrau nicht verarbeitet und war lange in psychiatrischer Behandlung, bevor er dann als Künstler bekannt und berühmt wurde – nur den Kontakt zu seinem überlebenden Sohn hatte er nie gesucht. Sein plötzliches Erscheinen nach zwanzig Jahren Funkstille wirft Isak daher völlig aus der Bahn. Fredrik, der an einem Gehirntumor leidet, lädt Isak und seine Freundin Madde auf die Insel Fårö bei Gotland ein, um die verlorene Zeit nachzuholen. Doch ist dies wirklich der einzige Grund für die Einladung?
Wirklich begeistert haben mich die dichte Atmosphäre und die subtile Spannung, die von der ersten Seite an herrschen und die mich völlig gefangen haben. Was anfangs scheinbar wie Luxus und Glamour wirkt, verwandelt sich mehr und mehr in ein nicht richtig fassbares Gefühl von Bedrohung und Gefahr – immer auch an der Grenze zur Paranormalität.
Die Charaktere sind vielschichtig gezeichnet. Isak ist mir zwar nicht unsympathisch, aber gerade zu Beginn wirkt er übertrieben vernünftig und gewissenhaft – er scheint keine Ecken zu haben und macht immer alles richtig und zur Zufriedenheit aller. Für mich war er dadurch etwas langweilig – erst im Laufe des Buches verändert er sich – er ist nicht mehr so gutgläubig, betrachtet die Dinge voller Skepsis, fühlt sich bedroht und auch von seinen Alpträumen geleitet. Vater Fredrik ist dagegen ganz anders – selbstbewusst, egozentrisch und manipulativ sind nur einige wenige seiner dominierenden negativen Charaktereigenschaften, und ihm glaubt man gerne, dass er Böses im Schilde führt. In seinem Haus lebt Barbro, eine unheimliche Figur, die etwas Unheilvolles ausstrahlt und deren Rolle leider am Ende nicht geklärt wurde. Eine Figur, die ich sehr mochte, war Isaks Großvater. Er hatte nach dem Brand eine schwierige Rolle, nicht nur, dass er selber trauerte und seine Frau zunehmend verlor, er fühlte sich auch verantwortlich für seinen Enkel – sein Wissen über das Drama und seine unerschütterlichen Prinzipien haben ihn innerlich fast zerrissen. Und das konnte ich gut spüren.
Die Lektüre war wirklich packend und fesselnd – nie wusste ich, wer nun wirklich die Wahrheit sagt, und durch den reichlichen Genuss von Alkohol und Drogen war auch nie klar, was nun wirklich passiert und was sich nur in den Köpfen einiger abspielt. Die Kapitel der Zeit auf Fårö waren immer wieder unterbrochen mit einem Blick in die Zukunft, in der nämlich Isak im Gefängnis sitzt, genauso aber auch durch Rückblenden in Isaks Kindheit und jüngere Vergangenheit. Der Schreibstil ist passend zu einem Thriller – es gibt viele Dialoge, gleichzeitig aber auch gute Beschreibungen, die die Natur Gotlands genauso wie die elitäre Welt der Kunstszene realistisch werden lassen. Neben dieser eindrücklichen Atmosphäre ist es vor allem auch die subtile Spannung, die von Anfang an herrscht; umso enttäuschter war ich dann am Ende, das zwar mit Überraschungen und Wendungen auftritt, bei dem aber auch viele Fragen ungeklärt und offen bleiben. Die große Anspannung, die sich über das gesamte Buch aufgebaut hat, endete für mich mit einem enttäuschten Gefühl im Bauch – nach dem Motto: „Das war es jetzt?“ Da hätte ich mir ein beeindruckenderes und klareres Finale gewünscht.
Mein Fazit
Ein beklemmender und fesselnder Psychothriller, der durch seine dichte Atmosphäre und seine vielschichtigen Charaktere glänzt. Die Kombination aus psychologischer Spannung, rätselhaften Wendungen und düstere Stimmung hat mich stets bei der Stange gehalten. Obwohl der Spannungsbogen sehr gut aufgebaut wurde, hat mich das Ende mit einem Gefühl der Enttäuschung zurückgelassen, da viele Fragen offen blieben. Wer damit aber keine Probleme hat, der wird mit diesem Thriller wirklich gut unterhalten.
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