20. November 2021

[Rezension] Philippa Gregory – "Der Geliebte der Königin"

Philippa Gregory – Der Geliebte der Königin (Tudor-Reihe #6)
Historischer Roman
 

Originaltitel: „The Virgin’s Lover“
Übersetzerin: Barbara Först
Verlag: beHEARTBEAT
ISBN-13: 978-3-732-55286-3
Seiten: 655 Seiten
Erschienen: 1.7.2018
Covergestaltung: © Maria Seidel
Illustration: © Richard Jenkins

   
Zum Inhalt
„England, Herbst 1558: Elisabeth I. besteigt den Thron. Die jungfräuliche Königin wird von allen Seiten bedrängt, endlich zu heiraten. Doch es gibt nur einen Mann, den Elisabeth begehrt: ihren Jugendfreund Robert Dudley. Sir Robert ist allerdings bereits verheiratet – und ein verurteilter Verräter dazu. Keine guten Aussichten für das Verhältnis der beiden.
Inmitten der Intrigen, die um sie gesponnen werden, entwickelt sich schließlich für Elisabeth, Robert und das aufstrebende Königreich alles anders als geplant ...“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich liebe die Bücher von Philippa Gregory, weil sie es versteht, Wahrheit und Fiktion auf eine sehr unterhaltsame Weise miteinander zu verknüpfen. Leider fand ich diesen Band der Tudor-Reihe einen sehr schwachen.

Heinrich VIII ist tot, Königin Mary auch und Elisabeth ist nun Königin. Natürlich ist auch bei ihr ein großes Thema, wen sie heiraten soll – und natürlich ist es vor allem auch eine politische Entscheidung, ein für alle günstiges Bündnis durch eine Hochzeit zu schließen. Ihr engster Berater William Cecil trifft dafür alle Verhandlungen, aber auch jenseits der Hochzeitsplanung hat er alle Zügel in der Hand und ist der, der eigentlich die Politik macht. Elisabeths Jugendfreund Robert Dudley macht sich jedoch auch Hoffnung als Ehemann und lässt dabei keinen Versuch aus, Elisabeth für sich zu gewinnen. Und so gerät Elisabeth zwischen diverse Fronten.

Ich war enttäuscht von dieser Geschichte: Zwar erkennt man, dass es von Philippa Gregory geschrieben wurde, einfach durch ihre Art, eine Szene zu beschreiben oder auch die Geschichte aufzubauen, trotzdem aber hatte ich nicht erwartet, dass sich in diesem Buch lediglich eine Liebesgeschichte versteckt. Die Elisabeth, die ich als stark und dominant in Erinnerung hatte und deren Stärke sich ja auch schon in dem Buch davor im Kampf um den Thron gezeigt hat, diese Elisabeth gibt es in diesem Buch nicht. Sie ist kindlich und naiv, leicht führbar, aber das leider sowohl von solchen, die ihr wohlgesonnen sind, als auch von denen, die nur ihr eigenes Wohl sehen. Sie hat ihr lange angestrebtes Ziel, nämlich Königin zu sein, endlich erreicht, aber ihr Verhalten hat nichts königliches – sie benimmt sich weiter wie ein pubertierendes Mädchen, Entscheidungen kann sie einfach nicht treffen, und wenn sie welche trifft, revidiert sie sich auch gleich am nächsten Tag wieder. Es war geradezu schmerzhaft, diese schwache und naive Frau im Buch zu begleiten. Robert Dudley ist als Figur gut gezeichnet, aber natürlich ist er nicht sonderlich sympathisch. Nicht nur, dass er nur eins im Kopf hat, nämlich sich selbst, und damit auch nicht scheut, anderen vor den Kopf zu stoßen, er lernt auch einfach nicht aus seinen Fehlern, und tappt immer wieder in die gleichen Fallstricke. Mit William Cecil hat er einen sehr starken Gegner, und Cecil ist mein persönlicher wahrer Held in dieser Geschichte. Ihn habe ich wirklich geschätzt – er ist klug und intelligent, souverän und loyal, zum Glück ist und bleibt er engster Berater von Elisabeth und kann so schlimmes verhindern. 

Eine weitere Person, die viel Raum in diesem Buch einnimmt, ist Amy – sie ist die Ehefrau von Robert und auch sie ist sehr gut gezeichnet. Natürlich hatte sie sofort mein Mitleid, als klar wird, was Robert eigentlich will und wie er sie vernachlässigt, andererseits ist auch sie naiv und will das Offensichtliche einfach nicht wahrhaben. Gerade im letzten Drittel tritt sie nochmal mehr in den Vordergrund und lenkt die Geschichte  maßgeblich – mehr aber will ich nicht verraten.

Leider wird das Buch sehr beherrscht von der Liebschaft zwischen Elisabeth und Robert, es ist ein einziges hin und her, vor und zurück. Spaß hatte ich dabei nur wenig, zum einen, weil mir Elisabeth so gar nicht gefallen hat, und zum weiteren, weil ich gedacht habe, dass der Roman eine größere Zeitspanne von Elisabeths Leben umfasst – es ist aber wirklich nur die gemeinsame Zeit mit Robert am Hof. 

Dass die Autorin schreiben kann, hat sie mit vielen anderen Büchern schon bewiesen, dieses hier hat meinen Geschmack leider nicht getroffen, so dass ich 3 von 5 Sternen vergebe. 

Mein Fazit
Wer denkt, in diesem Roman über die starke Königin Elisabeth und ihre Regierungszeit zu lesen, wird enttäuscht sein – denn fast das ganze Buch über ist es ausschließlich ihre Liebschaft zu Robert Dudley, die im Mittelpunkt steht. Dadurch plätschert die Handlung vor sich hin und erst im letzten Drittel kommt etwas Spannung auf. Ich fand diesen Teil der Reihe leider sehr schwach und gebe daher 3 von 5 Sternen. 

Tudor-Reihe
1. Die ewige Prinzessin (Katharina von Aragon)
2. Die Schwester der Königin (Mary und Anne Boleyn)
3. Das Erbe der Königin (Anna von Kleve und Katherina Howard)
4. Die letzte Gemahlin des Königs (Catherina Parr)
5. Die Hofnärrin (Maria Tudor)
6. Der Geliebte der Königin (Elizabeth I. und Lord Leicester)

Gesamt-Reihenfolge der Plantagenet- und Tudor-Bücher
1. Rosenkriege - Die Mutter der Königin (1430)
2. Rosenkriege - Der Thron der roten Königin (1455)
3. Rosenkriege - Die Königin der Weißen Rose (1464)
4. Rosenkriege - Dornenschwestern (1465)
5. Rosenkriege - Das Erbe der weißen Rose (1485)
6. Tudor-Reihe - Die ewige Prinzessin (1491)
7. Rosenkriege - Der Königsfluch (1499)
8.Das Erbe der Tudors - Wolfsschwestern (1501)
9. Tudor-Reihe - Die Schwester der Königin (1521)
10. Tudor-Reihe - Das Erbe der Königin (1539)
11. Tudor-Reihe - Die letzte Gemahlin des Königs (1553)
12. Tudor-Reihe - Die Hofnärrin (1548)
13. Das Erbe der Tudors - Um Reich und Krone (1558) 
14. Tudor-Reihe - Der Geliebte der Königin (1558)

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