25. Mai 2025

[Rezension] Johanna von Wild - "Der Zauber der Edelsteine"

Johanna von Wild - Der Zauber der Edelsteine
Historischer Roman
 

ISBN-13: 978-3-839-20765-9
Seiten: 408 Seiten
Ersterscheinung: 12.3.2025
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart unter Verwendung eines Bildes von: © HKTR-atelier /stock.adobe.com

   
Buchrückentext
„Breisgau, 1543. Emilia, die Tochter eines Edelsteinschleifers, ist verliebt in den Lehrjungen Elias. Ihr von Geldnöten geplagter Vater jedoch verspricht seine Tochter Paul Gabler. Als Elias davon erfährt, verlässt er Waldkirch und begibt sich, wie auch Paul, auf die Walz. Während seine Wege ihn bis ins ferne Antwerpen führen, wo er bei einem jüdischen Diamantschleifer lernt, dreht sich in der Heimat alles um den Zusammenschluss der Steinschleiferbruderschaft mit den Freiburger Meistern. Nach einigen Schicksalsschlägen ehelicht Emilia schließlich Pauls Bruder. Doch dann kehren Elias und Paul zurück …“ 

Meine Meinung
Das Buch entführt ins 16. Jahrhundert nach Waldkirch – einer Zeit, in der die Stadt als Zentrum der Edelsteinschleiferei galt. Im Mittelpunkt steht Emilia, die Tochter eines Edelsteinschleifers. Ihr Vater, von finanziellen Sorgen geplagt, hat eine Ehe mit dem wohlhabenden Paul Gabler arrangiert – sehr zum Missfallen Emilias, denn ihr Herz gehört Elias, dem jungen Lehrling ihres Vaters. Als Elias von den Plänen erfährt, verlässt er enttäuscht das Dorf und begibt sich auf die Walz. Auch Paul verlässt Waldkirch, um seine Fertigkeiten als Edelsteinschleifer weiterzuentwickeln. Zurück bleibt Emilia, die sich mit den Zwängen ihrer Zeit auseinandersetzen muss – und schließlich nimmt das Schicksal einen unerwarteten Lauf.

Die Handlung ist auf zwei Erzählstränge verteilt, die beide in Waldkirch beginnen und dort auch wieder zueinanderfinden. Während man Emilia durch ihren Alltag begleitet und viel über das Leben in der Stadt sowie die Kunst der Käseherstellung erfährt, folgt man Elias auf seiner Reise durch verschiedene Regionen – bis hin ins ferne Antwerpen. Dort sammelt er nicht nur handwerkliche Erfahrung, sondern wächst auch persönlich an den Herausforderungen, denen er begegnet. Mit der Zeit entwickelt er eine beeindruckende innere Stärke und macht sich zugleich als Edelsteinschleifer einen Namen. Und ganz nebenbei vermittelt der Roman faszinierende Einblicke in dieses traditionsreiche Handwerk – lebendig, informativ und sehr anschaulich erzählt.

Besonders gelungen ist die Figurengestaltung. Emilia ist herzensgut und liebenswert, ohne dabei naiv zu wirken. Sie besitzt eine klare eigene Meinung, die sie – ungewöhnlich für eine Frau ihrer Zeit – auch kundtut. Dabei ist sie keineswegs überzeichnet emanzipiert, sondern bleibt glaubwürdig in ihren Möglichkeiten und Grenzen. Mich hat beeindruckt, wie sie sich in einer männlich dominierten Welt behauptet, auch wenn sie nicht immer gegen die gesellschaftlichen Konventionen ankommt. Elias wiederum überzeugt mit seiner ruhigen Entschlossenheit. Er weiß, was er will, wirkt dabei aber nie herrisch oder dominant, sondern bleibt stets sympathisch. Auch die Nebenfiguren sind liebevoll und differenziert ausgearbeitet, so dass ich mir schnell ein Bild von jedem Charakter machen konnte.

Der Aufbau des Romans mit den zwei Erzählsträngen sorgt für Abwechslung und Tiefe. Während in Waldkirch das Leben mit seinen familiären Konflikten und gesellschaftlichen Entwicklungen geschildert wird und man Einblicke bekommt in die von Emilia geführte und vor allem weiterentwickelte Käseherstellung, führt Elias' Weg durch verschiedenste Regionen Europas – inklusive spannender Stationen bei zum Beispiel einem jüdischen Diamantschleifer in Antwerpen. Man merkt (und kann es im Nachwort dann auch noch mal lesen), dass die Autorin sehr gut recherchiert hat und vor allem aber die vielen Informationen wunderbar in die Handlung eingewoben hat, so dass es zum einen trotz einiger Beschreibungen niemals langweilig war, zum anderen aber der Alltag der damaligen Zeit lebendig und greifbar wurde. Nie wirkt das Wissen aufgesetzt oder belehrend, sondern stets unterhaltsam und informativ.

Der Schreibstil ist angenehm leicht und locker zu lesen, dabei aber keineswegs oberflächlich. Im Gegenteil: Die Sprache vermittelt das historische Flair der Zeit, ohne dabei antiquiert zu wirken. Die Handlung bleibt stets in Bewegung, keine Szene zieht sich unnötig in die Länge. Man merkt, wie viel Herzblut in diesem Roman steckt – und wie schade es ist, dass er bislang so wenig Beachtung gefunden hat.

Mein Fazit
Ein rundum gelungener historischer Roman! Er erzählt mit viel Gefühl, aber ohne Kitsch, von Menschen, die ihren Platz in der Welt suchen – und dabei mit ihrer Zeit, ihren Träumen und ihrem Herzen ringen. Auch wenn man mit Edelsteinen nicht viel zu tun hat, machen die liebevoll ausgearbeiteten Figuren, die kluge Handlung und die gelungene Verbindung von Geschichte und Alltag dieses Buch zu einem echten Leseerlebnis. Ein Highlight, das viel mehr Aufmerksamkeit verdient!

WERBUNG: Vielen Dank an die Autorin Johanna von Wild und den Gmeiner-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

2 Kommentare:

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