Jacques Lusseyran - Das wiedergefundene Licht
Autobiographie
Originaltitel: „And there was light“ (1966)
Übersetzer: Uta Schmalzriedt, überarbeitet von Tobias Scheffel
Verlag: Klett-Cotta-Verlag
ISBN-13: 978-3-608-98805-5
Dauer: 592 Minuten
Erschienen: 17.8.2024
Sprecher: Peter Elter
Zum Inhalt
„Jacques Lusseyran verliert 1932 als achtjähriges Kind nach einem Unfall sein Augenlicht. Dank seiner Stärke und der Unterstützung durch seine Eltern schafft es der heranwachsende Junge, seine Blindheit zu akzeptieren und anders sehen zu lernen. Anders, das heißt für ihn die Entdeckung all jener Dinge, die ein Sehender wohl kaum wahrnehmen würde. Licht nimmt für ihn körperliche Gestalt an, und die Gegenstände um ihn herum werden Licht, auch die Farben, Töne, Gerüche und Formen. Sein Selbstvertrauen und seine innere Kraft haben eine fast magische Ausstrahlung auf Menschen, die Rat und Hilfe brauchen. Mit siebzehn Jahren gründet Jacques Lusseyran innerhalb der Résistance eine Organisation von Jugendlichen, die gegen die deutsche Besatzungsmacht kämpft. 1943 wird er mit seinen Freunden verhaftet und nach Buchenwald deportiert. Inmitten eigener und fremder Krankheit, Folter und Mord blieb der junge Lusseyran durch das, was er sein »inneres Licht« nennt, Widerstandskämpfer gegen Leid, Verzweiflung und Bosheit. Vielen konnte er, den sie als »den Mann der nicht gestorben ist« bewunderten, mit seinem unerschütterlichen Vertrauen helfen.“ (Quelle: Verlagsseite)
Meine Meinung
Die Lebensgeschichte des als Kind durch einen Unfall erblindeten Jacques Lusseyran, der sich als junger Erwachsener der Résistance anschließt; ein sehr beeindruckendes Buch!
Der Klappentext könnte denken lassen, dass der Schwerpunkt des Werks auf der Arbeit im Untergrund zur Zeit der Weltkriege liegt – dem ist aber nicht so. In der ersten Hälfte erzählt der Ich-Erzähler Jacques von seiner Kindheit und vor allem von der Zeit, in der er als frisch Erblindeter die Welt neu entdeckt. Gerade dieser Teil hat mich schwer beeindruckt – noch nie habe ich in einem Buch so eindrücklich und anschaulich gelesen, wie sich ein Blinder zurechtfindet, wie anders er die Welt wahrnimmt, wie er die verbliebenen Sinne einsetzt und so trotz fehlenden Augenlichts dennoch die Welt lesen und sich in ihr zurechtfinden kann. Diese ganzen Beschreibungen sind sehr plastisch und stecken voller Hoffnung – man merkt, dass der Autor seinen Lebenswillen trotz seiner Blindheit nie verloren hat und dass er für sich viele andere Wege fand, sich zurechtzufinden und das Leben zu genießen.
Später arbeitet er dann in der Résistance, hier vor allem durch Zeitungsmeldungen, in denen er Propaganda widerlegt und so versucht, die Menschen wachzurütteln. Sein weiterer Lebensweg ist dann geprägt von Verrat und Überlebenskampf, denn aus den eigenen Reihen wird er denunziert und landet im KZ Buchenwald.
Dass Jacques Lusseyran seine Geschichte später aufgeschrieben hat, zeigt, dass er überlebte, wie aber, das verrate ich nicht. Die Zeit der Verhaftung und danach im KZ ist grauenvoll – und auch dieser Teil erfüllt mich mit großem Respekt, wie Jacques weiter an seiner Überzeugung festhält und die Hoffnung niemals aufgibt.
Das Hörbuch hört sich spannend wie ein Krimi. Ich mochte die Sprache sehr – gerade in der ersten Hälfte, als der Autor erklärt, wie er die Welt neu für sich entdeckt, hat sie fast schon philosophischen Charakter. Das wird in der zweiten Hälfte weniger, dennoch aber wird die Atmosphäre weiter sehr gut eingefangen, vieles beschrieben, so dass ich alles genau vor Augen hatte. Der Sprecher Peter Elter hat das Hörbuch sehr gut eingesprochen und die vielen verschiedenen Facetten der Szenen und Stimmungen sehr gut transportiert. Eine gelungene Autobiographie, die ich sehr gerne empfehle!
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