23. Mai 2024

[Rezension] Vera Buck - "Das Baumhaus"

Vera Buck - Das Baumhaus
Thriller
 

 Verlag: Rowohlt-Verlag
 ISBN-13: 978-3-499-00971-6
 Seiten: 397 Seiten
 Erschienen: 14.5.2024
 Umschlaggestaltung: semper smile, München
 Umschlagabbildung: Jan Håkan Dahlström /plainpicture; Shutterstock

   
Buchrückentext
„Ich komme dort an, wo der Wald am dichtesten ist. Wo man nur als Kind oder Tier durch die engen Äste gelangt. Dahinter liegt eine Lichtung mit einer Esche. Verwunschen, eingewachsen. Und da, weit oben in den alten Zweigen, hängt etwas Dunkles. Ein Baumhaus. Eine Strickleiter. Eine verschwommene Erinnerung. Etwas Schreckliches ist dort geschehen.“ 

Meine Meinung
Henrik erbt ein Ferienhaus in Schweden und schwelgt in nostalgischen Erinnerungen – mit seiner Frau Nora und dem gemeinsamen Sohn Fynn will er daher dort den nächsten Urlaub verbringen. Einmal angekommen ist das Haus aber längst nicht mehr der verwunschene Ort von Henriks Erinnerung, sondern vielmehr ein heruntergekommener Schuppen. Als dann der kleine Fynn verschwindet, wird der Sommerurlaub zu einem Alptraum. 

Das Buch hat von Anfang an einen ganz eigenen Sog, so dass ich es rasch durchgelesen habe, immer in der Erwartung, dass Schreckliches passieren wird. Erzählt wird alles aus Sicht vier verschiedener Personen: Zum einen Henrik, der selbst fast noch wie ein Kind wirkt, so viele Geschichten, wie er sich im Kopf zusammenspinnt und Abenteuer, die er mit seinem Sohn ersinnt. Ihn mochte ich, weil er eine so sonnige und positive Art hat, die mitreißt – auch mich als Leserin. Das ändert sich aber im Laufe des Buches, und man bekommt auch eine schwierige Seite von Henrik geboten, die gar nicht mehr sonnig und positiv erscheint und die sich aber im Laufe des Buches dann erklärt. Dieser Switch aber macht natürlich nachdenklich. 

Eine weitere Perspektive ist die von Nora, Henriks Frau und Fynns Mutter – sie wirkt zunächst wie die perfekte Mutter, die alles organisiert und leider auch ein bisschen die Spaßbremse ist, man spürt bei ihr, dass es vor allem die Fürsorge und Sorge ist, die sie ein wenig trist und nüchtern aussehen lässt, in einigen Momenten blitzt aber auch eine lebenslustige Nora durch – und die fand ich durchaus sympathisch. Und als Fynn dann verschwindet, lernt man auch Nora mit noch mal anderen, durchaus emotionalen Seiten kennen. 

Die dritte Perspektive ist die von Rosa, einer junge Frau, die ihr morbides Hobby zum Beruf gemacht hat und den Einfluss von Kadavern auf die Fauna untersucht – bei ihren Studien entdeckt sie ein Kinderskelett und setzt mit diesem Fund einiges in Bewegung. Rosa ist ein sehr spezieller Charakter: Sie weiß nicht recht mit Menschen umzugehen, ist ihnen gegenüber zurückhaltend und skeptisch – und lässt sie das auch spüren. Warum sie so ist, erfährt man im Verlauf des Thrillers und auch, was es mit ihrer Erzählperspektive auf sich hat. 

Die vierte Sicht der Dinge ist die von Marla – ein 5-jähriges Mädchen, das entführt wurde und in einem Baumhaus gefangen gehalten wird.  

Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet, fernab jeglicher Stereotypen, in sich aber schlüssig, und jeder auch mit einer eigenen Vergangenheit. Durch die wechselnden Kapitel mit unterschiedlichen Erzählern entsteht eine Spannung, die sich immer weiter aufbaut. Gerade diese spannende Atmosphäre hat die Autorin sehr gut eingefangen – während zunächst alles wie ein idyllischer Sommerurlaub in den Wäldern Schwedens wirkt, ahnt man als Leser bereits die Katastrophe und spürt eine nicht näher fassbare Bedrückung und Düsternis. Nach und nach entwickelt sich alles zu einem Alptraum, die zunächst losen Fäden laufen schließlich doch alle zusammen, und am Ende war mir fast schwindelig von den vielen kleinen Puzzleteilen, die zwar alle ineinanderpassten, die mir dann aber doch zu konstruiert erschienen. Vielleicht waren es doch zu viele Themen, die die Autorin da aufgemacht hat, zu viele falsche Fährten und Twists, die es nicht unbedingt gebraucht hätte. Aber – es war wirklich spannend und je weiter ich gelesen habe, desto weniger konnte ich mich dem Sog des Thrillers entziehen. Von mir daher eine Empfehlung, wenn man Psychothriller mag und sich auf Stimmungen und Atmosphären gut einlassen kann. 

Mein Fazit
Spannend und fesselnd ist dieser Thriller, der aus vier verschiedenen Perspektiven erzählt wird und bei dem man als Leser früh die Bedrohung spürt – dem Sog konnte ich mich nicht mehr entziehen, das Ende war mir dann doch ein wenig zu konstruiert, auch wenn es in sich schlüssig und plausibel war. Auf jeden Fall aber ein atmosphärisch dichtes Buch, das mich gepackt hat und das ich kaum aus den Händen legen konnte. 

WERBUNG: Vielen Dank an Vorablesen und den Rowohlt-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

7 Kommentare:

  1. Hallo Sabine,

    das Buch habe ich schon seit dem ersten Aufploppen in den Vorschauen im Blick. Ich mag den Stil der Autorin sehr und wie ich lesen, gefällt es.

    Denkst du, dass es sich auch gut hören lässt? Oder wäre lesen die bessere Wahl?

    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Von der Atmosphäre her stelle ich mir das gut als Hörbuch vor. Es gibt halt 4 Erzählperspektiven - das finde ich in Hörbüchern manchmal schwierig. Und gerade am Ende gibt es einiges Hin und Her - ich glaube, ich würde es eher lesen als hören.

      Bin gespannt, für welches Medium du dich entscheidest.

      LG Sabine

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    2. Ja, das habe ich geahnt. Dann wird es wohl doch die Buchversion. Manches Mal klappt es mit mehreren Perspektiven recht gut. In dem Fall würde wohl die Geschichte beim Hören leiden.

      Liebe Grüße
      Nicole

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  2. Schönen guten Morgen!

    Das Buch hatte ich natürlich auch entdeckt - ich fand ja damals "Runa" von der Autorin so toll. Das nächste Buch - das mit den Artisten (den genauen Titel weiß ich grade nicht mehr) - war dann aber nicht mehr so meins. Deshalb wollte ich erstmal schauen wie die Rezensionen hier ausfallen.
    Deine ist jetzt die erste die ich sehe, und es klingt wirklich sehr spannend! Ich werde es mir auf jeden Fall merken wenn ich mal wieder Lust auf einen Thriller hab :)

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hast du die Wolfskinder nciht auch gelesen? Ich hätte geschworen, dass du das Buch auch sehr gut fandest.

      Ds jetzt war schon ein gutes und spannendes Buch - nur die Auflösung war nciht so meins. Mich würde echt interessiren wie es dir gefallen würde.

      LG Sabine

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    2. Ups, stimmt, natürlich! Das hab ich jetzt total vergessen! Das hatte mir auch richtig gut gefallen! Gut dass du es nochmal erwähnt hast. Vielleicht werde ich mir dann Das Baumhaus doch für den Herbst vormerken :)

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    3. *lach* - angefixt... ;-)

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