15. Dezember 2021

[Höreindruck] Amélie Nothomb – "Klopf an dein Herz"

Amélie Nothomb – Klopf an dein Herz
Gegenwartsliteratur
 

Originaltitel: „Rappe-toi le coeur“
Übersetzerin: Brigitte Große
Verlag: Diogenes
ISBN-13: 978-3-257-69405-5
Dauer: ungekürzt, 167 Minuten
Erschienen: 23.6.2021
Sprecherin: Dana Golombek von Senden

   
Buchrückentext
Diane hat es als Kind nicht leicht, denn ihre Mutter lehnt sie ab. Die Schwester hingegen ist Mutters Liebling. Trotzdem entwickelt sich Diane zu einer starken Persönlichkeit. Sie wird Kardiologin und kümmert sich um kranke Herzen, ganz im Sinne des Dichters Alfred de Musset, der sagte: »Klopf an dein Herz, denn da sitzt dein Genie«. Doch damit entfesselt sie zerstörerische Kräfte.

Meine Meinung
So richtig warm bin ich mit den Büchern der Autorin bisher nicht geworden, und trotzdem kann ich es nicht lassen, es wieder und wieder zu versuchen. Leider konnte mich auch dieses Buch nicht richtig überzeugen – der Plot ist super, aber ich hätte ihn mir einfach ausführlicher erzählt gewünscht. 

Diane hat es in ihrer Kindheit schwer, trotzdem schafft sie es, sich von ihrer Mutter loszueisen und Medizin zu studieren. Ihr Ziel ist es, Kardiologin zu werden. Doch auch hier ist ihr Weg steinig und sie gerät von der einen in die andere Abhängigkeit.  

Die Idee der Geschichte hat mir wirklich sehr gut gefallen, denn es sind starke Persönlichkeiten, die hier im Mittelpunkt stehen, und die tiefe Einblicke auch in finstere Seelen mit sich bringen. Und hätte sich die Autorin mehr Zeit für die Geschichte genommen, bzw. ihr mehr Raum und Seiten eingeräumt, hätte sie mich mit dieser Charakterstudie auch überzeugen können – so aber bleibt leider alles sehr an der Oberfläche. Natürlich bietet sie so viel Raum für eigene Spekulationen, um aber die Charaktere mehr zu fühlen, wären mehr Einblicke in ihre Gedanken, Gefühlen und Handlungen sinnvoll gewesen. 

Diane ist eine Frau, die sich mit Mühen von ihrer Mutter freistrampelt – und als Ärztin hat sie tatsächlich ihre Berufung gefunden. Sie lebt für ihre Patienten und findet endlich die Anerkennung, nach der sie die ganze Zeit gelechzt hat. Eine weitere interessante Persönlichkeit ist ihre Professorin und Freundin Olivia, weil sie wie Janus zwei Gesichter hat und man als Leser/Hörer spürt, dass irgendwas nicht in Ordnung ist, sich das aber erst langsam herauskristallisiert. 

In der zweiten Hälfte baut sich langsam eine Spannung auf, die dann in einem Finale endet, dass man erahnen kann, das aber dennoch auch viele Fragen offen lässt. Nachdem die Autorin mich in der ersten Hälfte noch nicht so fesseln konnte, ist ihr die zweite dann sehr gut gelungen. Der Schreibstil ist eher trocken und kühl, vielleicht ist auch das der Grund, dass ich mich nicht gut einfühlen konnte – auf jeden Fall aber ist er gut hörbar. 

Die Sprecherin Dana Golombek von Senden kannte ich noch nicht, sie hat mir aber mit ihrer klaren Stimme sehr gut gefallen. Vor allem passt sie auch zu dem etwas distanzierten Stil, in dem die Geschichte erzählt ist und unterstreicht nochmal die eher kühle Atmosphäre.
Ich gebe für das Hörbuch 3 von 5 Sternen.


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