31. Juli 2021

[Rezension] Julia Freidank – "Das Brauhaus an der Isar – Das Vermächtnis"

Julia Freidank – Das Brauhaus an der Isar – Das Vermächtnis (Das Brauhaus #3)
Familiensaga, historischer Roman 

Umschlaggestaltung: FAVORITBUERO, München
Umschlagabbildung: Shutterstock; Bridgeman Images; ullstein bild – Walter Frentz; Richard Jenkins
ISBN-13: 978-3-499-00502-2
Seiten: 460 Seiten
Erschienen: 20.07.2021

Buchrückentext
„Die achtzehnjährige Lotte, deren Eltern vor den Nationalsozialisten fliehen mussten, arbeitet Ende 1944 für eine Schweizer Hilfsorganisation. Nach einem dramatischen Flugzeugabsturz im Grenzgebiet zu Deutschland schlägt sie sich bis München durch. Dort halten ihre Großeltern allen Wirren zum Trotz ihr Brauhaus am Laufen. Die Firma durch den Krieg zu retten bietet Lotte die Herausforderung, nach der sie sich immer gesehnt hat. Doch hier gilt sie als Halbjüdin. Mitten in diesen letzten Kriegsmonaten, während das Flächenbombardement München in eine brennende Hölle verwandelt, verliebt sie sich in den einfühlsamen Wissenschaftler Gero. Der jedoch arbeitet an einem geheimen, brisanten Projekt. Dazu bringt ausgerechnet der langersehnte Friede das Brucknerbräu an den Rand des Abgrunds – und die temperamentvolle Lotte an einen Punkt, an dem sie die Brauerei entweder retten oder ruinieren wird …“  

Meine Meinung
Dies ist der letzte Teil der Brauhaus-Saga, der aber nicht nahtlos an den Vorgänger anschließt und auch den Fokus auf ein neues Familienmitglied setzt – daher kann man das Buch auch ohne Kenntnis der Vorgänger gut lesen. Als Trilogie ist die Geschichte natürlich runder, weil man dann viel mehr Gespür dafür bekommt, dass auch Brauereien unter der Naziherrschaft zu leiden hatten und was sie für viele Unternehmer aus diesem Bereich bedeutet hat.

Diesmal steht Lotte im Mittelpunkt des Geschehens – ihre Großeltern haben damals Brucknerbräu aufgebaut, sie selber ist bisher in den USA aufgewachsen, da ihre Eltern fliehen mussten. Lotte verschlägt es eher zufällig nach Deutschland, sie überlebt einen Flugzeugabsturz nur knapp, als sie für eine Hilfsorganisation gefälschte Pässe transportieren soll und landet so bei ihren Großeltern in München. Die Brauerei kämpft weiter unter den Wirren der letzten Kriegstage – und hier sieht Lotte ihre Herausforderung: sie entschließt sich, in Deutschland zu bleiben. Natürlich spielen bei dieser Entscheidung auch die Gefühle zu einem jungen Mann eine Rolle – doch Gero umgibt ein Geheimnis, dass sie gerne lüften möchte.

Der Einstieg in die Geschichte ist spannend, und so recht weiß man am Anfang noch nicht, wohin die Geschichte laufen wird. Da hat die Autorin sich aber einige interessante Erzählstränge überlegt – zum einen geht es natürlich um das Überleben der Brauerei in den letzten Kriegstagen und dann auch in der Zeit der amerikanischen Übernahme, zum andern aber bekommt man auch Einblicke in die Forschung der Atomphysik. 

Gelungen ist die Darstellung des Überlebenskampfs, den die Menschen auch nach der Machtübernahme noch zu führen hatten – es mangelte einfach an allem und nur durch den Schwarzmarkt konnte man irgendwie überleben; wenn man denn auch Ware zum Tauschen hatte. Lotte ist eine sympathische Protagonistin, die ihren eigenen Kopf hat und damit auch schon mal gegen Wände rennt, die aber auch ein Ziel hat, das sie unbedingt erreichen will. So ganz verstanden habe ich ihre Entscheidung nicht, in Deutschland zu bleiben, denn als Halbjüdin ist es für sie sehr gefährlich, wie sie dann aber ihren Weg geht und sich durchkämpft, ist schon beeindruckend. Ich habe sie gerne begleitet und neue Einblicke in diese schwierige Zeit des Wiederaufbaus erhalten. Auch Gero, der junge Wissenschaftler, den seine Leidenschaft vor der Kriegsfront rettet, ist eine sympathische Figur, vor allem seine Zerrissenheit wurde sehr gut dargestellt. Den Erzählstrang um die Atomphysik fand ich persönlich nicht so gelungen, weil ich ihn irgendwie als sehr gewollt empfunden habe – bestimmt hat die Autorin da gut recherchiert, aber gepackt hat mich dieser Part leider nicht. 

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und fand ich ihn auch zur dargestellten Zeit passend – gerade die Atmosphäre hat die Autorin sehr gut einfangen können, insbesondere die Szenen, in denen München nochmal angegriffen wurde und in denen die Not der Menschen wirklich sehr plastisch beschrieben war.

Nach dem spannenden Einstieg plätscherte dann die Geschichte leider länger vor sich hin – und irgendwie hatte ich das Gefühl, die Autorin konnte sich nicht entscheiden, ob es mehr ums Brauhaus oder doch um die Physik gehen soll. Im letzten Drittel gibt es dann doch noch ein paar spannende Szenen, aber diese werden sehr schnell aufgelöst, so dass für mein Empfunden die Spannung nie lange gehalten werden konnte.

Es ist eine unterhaltsame Geschichte, die gute Einblicke in das Nachkriegsmünchen liefert – trotzdem hat sie mich nicht durchweg packen können, so dass ich 3,5 von 5 Sternen vergebe.

Mein Fazit
Der Abschlussband der Brauhaussaga hat mich insgesamt nicht so packen können, obwohl es sympathische Protagonisten gibt, die ich auch gerne begleitet habe. Auch die Stimmung hat die Autorin sehr gut einfangen können, bei der Handlung hat mir aber die Spannung gefehlt, irgendetwas, was mich mehr gepackt hätte. Daher gebe ich 3,5 von 5 Sternen.

Reihenfolge
    Kurzgeschichte „Das Mädchen auf der Wiesn“
3. Das Vermächtnis

WERBUNG: Vielen Dank an den Rowohlt-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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