24. Mai 2020

[Rezension] Sarah Waters - "Fremde Gäste"

Sarah Waters - Fremde Gäste
Historischer Roman

Verlag: Bastei Lübbe-Verlag
Umschlaggestaltung: Massimo Peter
Umschlagabbildung: © Arcangel /Nic Skertena
ISBN 13: 978-3-785-72565-8
Seiten: 687 Seiten
Erschienen: 14. Juli 2016
Originaltitel: „The Paying Guests“
Übersetzer: Ute Leibmann

Buchrückentext
„London in den Zwanzigerjahren. Die 28-jährige Frances Wray und ihre Mutter sind gezwungen, Untermieter in ihrem Stadthaus aufzunehmen, seit der Vater und die beiden Brüder im Krieg gefallen sind.
Mit der Ankunft von Lilian und Leonard Barber, einem modernen jungen Ehepaar, halten Grammophonmusik, Lebensfreude und Gelächter Einzug. Offene Türen gewähren Frances Einblicke in fremde Gewohnheiten, ans Tageslicht drängende Geheimnisse wecken verborgene Sehnsüchte in ihr. Bis ein schreckliches Ereignis nicht nur Frances‘ Welt gänzlich aus den Fugen geraten lässt ...“

Meine Meinung
Das Buch steht schon lange ungelesen bei mir herum, und es war reiner Zufall, dass ich zu ihm gegriffen habe. Jetzt muss ich sagen – wie dumm von mir, denn es hat mir sehr gut gefallen, und ich habe direkt nach Beenden der Lektüre nach weiteren Büchern der Autorin geschaut.

Ich hatte keine großen Erwartungen und auch keine richtige Vorstellung, um was es geht – so war dann auch der Überraschungseffekt groß, denn niemals hätte ich gedacht, eine Mischung aus Liebesroman, Kriminalgeschichte und Justizthriller in der Hand zu halten. 

Die Geschichte spielt in den 1920er Jahren, doch so, wie sie angelegt ist, könnte sie auch früher oder aber auch in der Gegenwart gespielt haben; sie ist also zeitlos, weil die Probleme, die den Mittelpunkt darstellen, leider immer noch bestehen. Sarah Waters hat einen angenehmen Schreibstil, der sehr ruhig ist und viel beschreibt – sowohl Personen als auch Szenerien. So hatte ich viele Bilder im Kopf, vor allem aber ist durch die Beschreibungen eine ganz besondere Atmosphäre und Stimmung entstanden, die sich zwischen melancholisch, unheil- und geheimnisvoll bewegt. Während es am Anfang noch sehr ruhig zugeht und eigentlich auch gar nicht viel passiert, kommt es nach ca. 100 Seiten zu einem Twist, der aus der ruhigen Geschichte eine spannende macht. Ich war zumindest gefesselt und habe das Buch nur noch schlecht beiseitelegen können. Immer noch ist die Erzählweise eher ruhig, trotzdem aber baut sich eine subtile Spannung auf, die sich dann tatsächlich erst am Ende des Buches gänzlich auflöst. An manchen Stellen war es auch mir etwas zu langatmig und detailliert, trotzdem aber konnte ich mich diesem besonderen Charme des Buches nicht entziehen.

Die Geschichte braucht nicht viele Personen, diese sind dafür aber sehr gut gezeichnet – und auch hier hat die Autorin sich Zeit gelassen. Ich habe es genossen, die verschiedenen Charaktere langsam kennenzulernen, vor allem aber war es auch spannend, in den Kopf insbesondere der Protagonistin reinzuschauen, und so ihre Gedanken und vor allem ihr Gefühlschaos mit zu verfolgen. 

Mich hat dieses Buch überrascht – und zwar im positiven Sinne. Zwar gab es auch langatmige Passagen, insgesamt jedoch mochte ich diese eindringliche und geheimnisvolle Geschichte, die untergründig durch eine subtile Spannung fesselt. Ich gebe gute 4 von 5 Sternen und freue mich schon auf weitere Bücher der Autorin.

Mein Fazit
Ruhig, eindringlich, atmosphärisch und trotzdem spannend – so würde ich diese in den 1920er Jahren spielende Geschichte beschreiben. Zwar gab es auch langatmige Passagen, trotzdem war ich von dem Buch gefesselt, vor allem auch, weil die Autorin geschickt die Genres Liebesroman, Kriminalgeschichte und Justizthriller miteinander verknüpft. Ich mochte das Buch sehr gerne und gebe gute 4 von 5 Sternen.


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