22. April 2016

[Rezension] Jeffrey Archer - "Erbe und Schicksal "

Jeffrey Archer - Erbe und Schicksal (Clifton-Saga #3)
Historische Familiensaga

Verlag: Heyne-Verlag
Umschlagabbildung: Johannes Wiebel /punchdesign, unter Verwendung von Motiven von CollaberationJS /Arcangel Images und shutterstock.com
ISBN-13: 978-3-453-47136-8
Seiten: 510 Seiten
Erschienen: 11. April 2016
Originaltitel: „Best Kept Secret“
Übersetzer: Martin Ruf

Buchrückentext
„England 1945: Der Zweite Weltkrieg ist beendet. Harry Clifton, der sich aus den Hafendocks Bristols hochgearbeitet hat, und sein treuer Jugendfreund Giles Barrington, Sprössling der Schifffahrt-Dynastie Barrington, haben überlebt. Harry scheint endlich sein Glück mit Emma Barrington finden zu können, Giles beschreitet voller Hoffnung den steinigen Weg in die Politik. Doch lange Schatten drohen auf beide Familien zu fallen. Es beginnt eine neue Epoche voller Intrigen und Verrat.“ 

Meine Meinung
Ich habe mich sehr auf die Fortsetzung der Clifton-Saga gefreut, auch wenn ich den zweiten Band nach dem grandiosen Auftakt ja schon nicht mehr ganz so überzeugend, aber immer noch gut fand. Und auch mit diesem Band hat der Autor es geschafft, mich in eine andere Welt zu entführen, weil die Geschichte einfach fesselnd erzählt ist, dennoch aber habe ich diesmal auch einige Kritikpunkte.

Wieder wird die Geschichte um die Cliftons aus Sicht verschiedener Perspektiven erzählt – und gerade im ersten Band hat mir so gut gefallen, dass sich da Ereignisse überschnitten haben, so dass man sie aus Sicht verschiedener Figuren erzählt bekommen hat und damit das Ereignis selber auch immer unterschiedlich beleuchtet war. Dies ist diesmal nicht so – ganz im Gegenteil: Die Geschichte ist sehr linear erzählt, mir haben die Verwicklungen und Verwirrungen gefehlt und die Verknüpfungen der verschiedenen Erzählstränge. Eher hatte ich das Gefühl, dass es gilt, ein Abenteuer zu erzählen, ist dies aus Sicht einer Figur geschehen, dann wird es abgehakt und auch später nicht mehr näher drauf eingegangen. Oft habe ich mich in diesem Band gefragt, was ist denn nun mit dem geworden oder wie hat sie der und der entwickelt. Antowrten gab es dazu leider zu wenige – und wenn, dann nur in einem Nebensatz. Dazu kommen die großen Zeitsprünge – es sind oft mal 6 oder 7 Jahre, die einfach übersprungen werden und aus einem eben noch 8-jährigen Jungen ist plötzlich ein junger Erwachsener geworden, ohne dass auf die Jahre dazwischen groß eingegangen wird. Auch da hätte ich mir mehr Informationen gewünscht, dass eingegangen wird auf das, was die Figur in diesen Jahren alles so erlebt und dass nicht von den „großen Ereignissen“ gesprochen wird. 

Trotzdem ist das Buch fesselnd, und da merkt man einfach, dass Jeffrey Archer erzählen kann. Er vermag es, den Leser in seine Geschichte zu ziehen, ihn in eine andere Zeit zu katapultieren – und natürlich auch, die einzelnen Geschichten innerhalb der großen Ganzen spannend aufzubauen und die Auflösung immer erst kurz vor Schluss zu bringen. Es gibt Intrigen und Verleumdungen, Freundschaft und Hass, Liebe und Eifersucht – an Dramen fehlt es diesem Buch nun wirklich nicht. Und die machen das Buch sehr packend, als Leser will man es nicht aus der Hand legen, man muss weiterlesen, um die Lösung zu erfahren. Da trägt natürlich auch der Schreibstil bei, der zwar einfach, aber dennoch ansprechend ist und sich sehr gut lesen lässt. Er ist sehr lebendig und hat eine ganz eigene Sogwirkung auf mich als Leser.

Mir gab es in diesem Buch „zu wenig Harry“ – für mich ist er der Protagonist, doch leider dreht es sich in diesem Buch viel mehr um Giles und um Harrys Sohn Sebastian, Harry bekommt leider nur wenig Geschichte in diesem Band der Clifton-Saga. Dafür gefällt mir die Entwicklung Emmas, Giles Schwester, umso besser, die nicht nur einfach zu Hause ist und sich um die Familie kümmert, sondern sich weiterentwickelt und Ambitionen zeigt, in die Firma der Familie einzusteigen.

Treu geblieben ist sich Jeffrey Archer auch am Schluss, denn wieder endet das Buch mit einem großen Cliffhanger. Ich persönlich mag das ja nicht so besonders – nicht, weil ich die Auflösung nicht erwarten kann (die kann man sich ja auch über die Vorschau zum nächsten Buch oder auf den ersten Seiten der Originalausgabe schnell selber holen), sondern eher, weil ich nicht finde, dass der Autor es nötig hat, den Leser so an sich zu binden und ihn mit einem Cliffhanger zum Kauf des nächsten Bandes zu animieren. Es ist doch die Familiengeschichte selber, die zählt und bei der ich weiterlesen möchte – und deshalb bleibe ich bei der Stange und lese auch den Folgeband, nicht aber, weil mich die Auflösung des Cliffhangers interessiert.

Trotz der Kritik ist das Buch sehr unterhaltsam und hat mich auch gefesselt, trotzdem habe ich diesen Band nochmal schwächer als den davor empfunden. Natürlich aber werde ich der Saga treu bleiben, auch wenn ich diesem Band „nur“ 3,5 von 5 Sternen gebe, und hoffe, dass es im nächsten Band wieder mehr um Harry geht – aber da bin ich optimistisch.

Mein Fazit
Die Clifton-Saga geht weiter – nur steht diesmal Harry leider nicht so sehr im Mittelpunkt des Geschehens, dafür andere „alte Bekannte“ die man aus den Vorgänger-Bänden schon kennt. Wieder wird die Geschichte aus Sicht verschiedener Figuren erzählt, diesmal aber eher linear und mit nur sehr wenigen Verwicklungen und Verstrickungen – und genau die haben mir gefehlt. Trotzdem weiß der Autor, den Leser zu fesseln und man mag gar nicht aufhören zu lesen, weil man wissen will, wie es weitergeht. Trotzdem fand ich diesen Band schwächer und gebe ihm 3,5 von 5 Sternen. Und werde die Saga natürlich weiterverfolgen.

Clifton Saga
1. Spiel der Zeit (Only time will tell)
2. Das Vermächtnis des Vaters (The sins of the father)
3. Erbe und Schicksal (Best kept secret)
4. Im Schatten unserer Wünsche (Be careful what you wish for)
5. Die Wege der Macht (Mightier than the sword)
6. Möge die Stunde kommen (Cometh the Hour)
7. Winter eines Lebens (This was a Man)

Vielen Dank an den Heyne-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars.

4 Kommentare:

  1. Hallöchen,
    ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich deine Rezension auf meinem Blog verlinkt habe. Du kannst dir das HIER anschauen.

    Alles Liebe, Nelly

    P.S.: Sorry, ich hab zu spät realisiert, dass ihr wieder ne Leserunde gemacht habt. Bin aber auch erst recht spät zum Lesen gekommen

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  2. Danke für's Verlinken- da habe ich natürlich nichts dagegen. :-)
    Schade, dass du diesmal bei der Leserunde nciht dabei warst - zum vierten Band wird es wieder eine geben. Wie sieht es dann bei dir aus?

    LG Sabine

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  3. Hallo Sabine,

    ich kann deine Rezi gut nachvollziehen.
    Besonders, dass Harry zu kurz kam. Insgesamt hat mich das Buch jedoch wieder sehr gut unterhalten und mir spannende Lesestunden beschert :-) Freue mich nun auf die Fortsetzung im Winter.

    Liebe Grüße,
    Tanja

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    1. Huhu Tanja,
      spannend war es auf jeden Fall - und Jeffrey Archer weiß einfach, wie er den Leser "bei Stange" hält. Ich bin auch schon gespannt auf den vierten Band! Wir haben die Bücher ja in einer Leserunde gelesen - vielleicht magst du beim nächsten Band mitlesen?

      LG Sabine

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