Charlotte Link – Das andere Kind
Verlag: blanvalet-Verlag
Umschlaggestaltung: bürosüd°, München
Umschlagabbildung: plainpicture /Erickson
ISBN-13: 978-3-442-37632-2
Seiten: 667 Seiten
Erschienen: 8. Dezember 2010
Zum Inhalt
„In der nordenglischen Küstenstadt Scarborough wird eine Studentin erschlagen aufgefunden. Monatelang tappen die Ermittler im Dunkeln – dann geschieht ein ähnlicher Mord. Ein Zusammenhang zwischen den beiden Opfern ist nicht erkennbar. Und so klammert sich die ehrgeizige Polizistin Valerie Almond an das allzu Offensichtliche: an ein Zerwürfnis in der Familie des zweiten Opfers. Lange ist ihr der Blick jedoch verstellt für das Gift, das in dieser Familie wirkt, und dessen Ursprung sie bis weit in die Vergangenheit hinein zurückverfolgen müsste. Und fast zu lange dauert es, bis Valerie Almond begreift, dass ein kranker Täter seinen Rachedurst noch nicht gestillt hat …“ (Quelle: Verlagsseite)
Meine Meinung
Charlotte Link gehört ja zu meinen Lieblingsautorinnen – ich mag einfach ihre Art, Geschichten zu erzählen, mit unterschiedlichen Handlungsstränge, am besten noch auch verschiedenen Zeitebenen, und einer subtilen Spannung – und obwohl „Das andere Kind“ das alles zu bieten hatte, konnte es mich nicht richtig überzeugen.
Die Geschichte spielt in Scarborough, in dem zwei brutale Morde die Bewohner des kleinen nordenglischen Küstenstädtchens erschüttern. Die Polizei tappt lange im Dunkeln, ein Täter lässt sich nicht finden – und doch gibt es Hinweise, dass der Ursprung der Morde in der Vergangenheit zu suchen ist.
Während der Plot ja sehr spannend klingt, ist es der Einstieg in die Geschichte leider nicht. Es gibt nicht nur einen Protagonisten, sondern eine ganze Handvoll – und die lernt man auf den ersten 200 Seiten erst mal kennen. Dabei sind die Charakterisierungen wirklich gut gelungen, jede Figur hat eine eigene Geschichte, jeder hat sein Päckchen zu tragen. Dadurch werden sie zwar nicht immer sympathisch, dennoch aber glaubhaft und wirken wie aus dem Leben gegriffen. Doch die vielen verschiedenen Protagonisten waren für mich auch ein Problem, da nicht klar war, auf wen sich die Geschichte nun eigentlich fokussiert. Dass sie dann auch noch auf zwei Zeitebenen spielt, hat es nicht leichter gemacht, obwohl mir die Geschichte der Vergangenheit weitaus besser gefallen hat als die der Gegenwart und ich mich immer wieder auf diese Passagen gefreut habe.
Während am Anfang die Geschichten der vielen verschiedenen Figuren nichts miteinander zu tun zu haben scheinen, laufen die Fäden dann doch nach und nach zusammen. Und das mittlere Drittel des Buches fand ich dann auch fesselnd und spannend. Man sollte hier aber nicht einen klassischen Krimi erwarten, in dem die Polizei ermittelt und sich langsam der Täter herauskristallisiert. Die Polizeiarbeit wird eher am Rand geschildert – im Mittelpunkt stehen vielmehr die einzelnen Charaktere, ihre Beziehungen zueinander, vergangene Handlungen und ihre Auswirkungen auf die Gegenwart. Jeder scheint irgendwie als Täter in Frage zu kommen, jeder hat irgendwo einen Grund. Doch die Auflösung hat mich dann leider nicht überzeugen können. Als hätte man plötzlich einen anderen Menschen vor der Nase, entpuppt sich der Täter als gefühlskalter, selbstsicherer Mensch, der so vorher nie in Erscheinung getreten ist – und dieses Ende fand ich leider völlig unglaubwürdig.
Es ist keine reine Kriminalgeschichte, vielmehr geht es um große Themen wie Schuld und Sühne, Liebe und Hass, um Wahrheit und Lüge. Es tauchen viele verletzte Seelen in der Geschichte auf, jeder scheint nur mit sich beschäftigt und kann – oder will - sich der vielleicht schmerzhaften Wahrheit nicht stellen.
Für mich ist dies nicht das beste Buch der Autorin, dafür war die Spannung einfach nicht kontinuierlich genug und das Ende einfach zu unglaubwürdig – dennoch aber hat mich das Buch ganz gut unterhalten und in Abschnitten auch fesseln können, daher gebe ich 3,5/5 Sternen.
Mein Fazit
Sicherlich nicht das beste Buch der Autorin – dennoch aber hat es mich gut unterhalten. Nach einem etwas zögerlichen Einstieg wird es in der Mitte dann doch spannend und fesselnd – vor allem die Charaktere mit ihren Gefühlen und Handlungen fand ich interessant und sehr gut gezeichnet. Das Ende hat mich dann leider etwas enttäuscht – zwar hätte ich damit nicht gerechnet, ich fand es in dieser Gestaltung aber auch völlig unglaubwürdig. Durch den flüssigen Schreibstil und den doch fesselnden Mittelteil habe ich das Buch in kürzester Zeit durchgelesen, dennoch aber könnte es ich – trotz der tollen Idee – nicht gänzlich überzeugen. Ich gebe daher 3,5/5 Sternen.
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