6. Mai 2024

[Rezension] Erica Ferencik - "Ein Lied vom Ende der Welt"

Erica Ferencik - Ein Lied vom Ende der Welt
Zukunftsroman, Gegenwartslitertaur
 

Originaltitel: „Girl in Ice“ (März 2022)
Übersetzer: Ulrike Wasel, Klaus Timmermann
ISBN-13: 978-3-844-54692-7
Dauer: 602 Minuten
Erschienen: 12.9.2022
Sprecherin: Katja Bürkle  

   
Zum Inhalt
„Ein Anruf wirft die Linguistin Valerie völlig aus der Bahn. Wyatt, ein Forschungskollege ihres toten Bruders, hat in der Arktis ein Mädchen gefunden, das eine unbekannte Sprache spricht. Obwohl Valerie den Ort fürchtet, an dem ihr Bruder starb, reist sie ins ewige Eis. Dort droht die Situation sie zu überwältigen: Die Natur ist wild, Wyatt brillant, aber unberechenbar. Einzig zu dem Mädchen Naaja spürt Valerie eine tiefe Verbindung, und es gelingt ihr, dessen Vertrauen zu gewinnen. Aber Naaja wird jeden Tag schwächer, und Wyatt verhält sich immer rätselhafter. Valerie weiß, dass sie auf ihre Intuition vertrauen und Naaja retten muss – selbst wenn sie damit ihr Leben aufs Spiel setzt ...“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Valerie ist Linguistin und spezialisiert auf alte nordische Sprachen. Als sie von  Wyatt, einem Forschungskollegen ihres verstorbenen Bruders, angeschrieben und um Hilfe gebeten wird, ist sie zunächst verunsichert – es reizt sie sehr, das Mädchen kennenzlernen, das in der Arktis gefunden wurde und eine ganz unbekannte Sprache spricht, andererseits muss sie so wieder an den ungeklärten Tod ihres Bruder auf genau einer solchen Arktisexpedition denken. Valerie nimmt den Auftrag an und reist in die Arktis. Die Annährung an das Mädchen Naaja gestaltet sich schwierig – und als sich dann ihr Zustand von Tag zu Tag verschlechtert, beginnt für Valerie auch ein Kampf mit ihren eigenen Ängsten. 

Im Moment mag ich Geschichten total gerne, die im ewigen Eis spielen – daher war auf diese gespannt. Der Plot ist sehr interessant – schon alleine, weil die Idee, dass ein Mädchen im Eis eingefroren gefunden wird, das dann nach dem Auftauen lebt, einerseits sehr interessant ist, andererseits aber auch gruselig und mystisch. 

Die Geschichte braucht etwas, um in Fahrt zu kommen, dann aber entwickelt sie einen solchen Sog, dass ich kaum aufhören konnte, dem Hörbuch zu lauschen. Die Zahl der Figuren ist begrenzt, so dass man sie nach und nach besser kennenlernt. Besonders gelungen aber ist Valerie, die auf der einen Seite sehr starke Seiten hat, die aber auch sehr verletzlich wird, wenn es um ihren verstorbenen Bruder geht. Da stößt sie bei der Expedition in die Arktis auch immer wieder an ihre Grenzen – und wird von dem Team leider nicht immer aufgefangen oder beruhigt; einige des Teams sind sehr undurchsichtig, wie zum Beispiel die Mechanikerin Jeanne als auch der Forschungsleiter Wyatt, andere bleiben eher im Hintergrund und für sich. 

Was mit der kleinen Naaja geschieht, ist unglaublich – nicht nur, dass sie nach dem Auftauen lebt, auch, wie sie in diesem merkwürden Gefüge aus nicht unbedingt zugewandten und sympathischen Menschen dann doch langsam Zutrauen entwickelt. Es war interessant zu verfolgen, wie Valerie und Naaja miteinander kommunizieren und wie sie zunächst schnell an ihre Grenzen stoßen, wie sie dann aber doch Fortschritte machen – und sich dann so zwischen den beiden ein inniges Band von Liebe und Freundschaft entwickelt. 

Was das Buch aber zu einem besonderen macht, ist die Atmosphäre in der Arktis – ich hatte viele Bilder vor Augen, konnte mich sehr gut in das Setting hineinversetzen: Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt, Eiswinde, eine Landschaft aus Schnee und Eis, dazu ewige Dunkelheit. Mit dem angenehmen Schreibstil hat die Autorin diese besondere Stimmung sehr gut eingefangen – es gibt Beschreibungen, die aber nie langatmig wurden, Gespräche und Dialoge, die die Geschichte lebendig machten, aber auch viele Innenansichten, die mich berührten. 

Das Ende ist dann sehr actionreich, und ein bisschen überschlagen sich die Ereignisse – das hätte für mich so nicht sein müssen, weil es einen Bruch gab in der vorher eher ruhigen Geschichte. Trotzdem war das Hörbuch insgesamt ein tolles Hörerlebnis, auch wenn manches dann doch unrealistisch war – ich war gefesselt und hatte tolle Hörstunden. 

3 Kommentare:

  1. Hallo Sabine,

    ganz vielen lieben Dank für diese Rezension und deine Empfehlung. Ich habe mir das Hörbuch sofort auf die Merkliste gesetzt, weil das wirklich nach einer interessanten Geschichte klingt. Auch irgendwie anders - das reizt mich! Und natürlich das kalte Setting.

    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Da bin ich gespannt, wenn du es hörst, wie es dir gefallen wird - ich habe immer noch eine ganz bestimmte Szene im Kopf... Wäre interessant, ob die auch bei anderen so präsent ist.

      LG Sabine

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    2. Ich melde mich, sobald ich es gehört habe. Dann sagst du mir, welche Szene du meinst.

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