30. Mai 2024

[Höreindruck] Thomas Hettche - "Sinkende Sterne"

Thomas Hettche - Sinkende Sterne
Gegenwartsliteratur
 

ISBN-13: 978-3-732-40891-7
Dauer: 342 Minuten
Erschienen: 7.9.2023
Sprecher: Thomas Sarbacher

   
Zum Inhalt
„Thomas Hettche erzählt, wie er nach dem Tod seiner Eltern in die Schweiz reist, um das Ferienhaus zu verkaufen, in dem er seine Kindheit verbracht hat. Doch was realistisch beginnt, wird schnell zu einer fantastischen, märchenhaften Geschichte, in der nichts ist, was es zu sein scheint. Ein Bergsturz  hat das Rhonetal in einen riesigen See verwandelt und das Wallis zurück in eine mittelalterliche, bedrohliche Welt. Sindbad und Odysseus haben ihren Auftritt, Sagen vom Zug der Toten Seelen über die Gipfel, eine unheimliche Bischöfin und Fragen nach Gender und Sexus, Sommertage auf der Alp und eine Jugendliebe des Erzählers.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich hatte von Thomas Hettche „Herzfaden“ gehört und sehr gemocht, daher war ich neugierig auf diese neue Geschichte – doch leider hat er mich nach einem tollen Einstieg rasch verloren. 

Der Beginn ist wirklich großartig – die Beschreibung, wie der Protagonist (der sich Thomas Hettche nennt, ich mir aber nicht sicher bin, ob es wirklich autobiografisch ist, was er beschreibt), ins Wallis reist, um das Haus seines verstorbenen Vaters aufzulösen, das ist sehr bildreich, einnehmend und fesselnd. Es gibt viele tolle Details, das Licht in den Bergen, das Tal im Dämmerlicht, die Erinnerungen, die das Haus beim Protagonisten auslöst, dann im weiteren das Wiedertreffen einer alten Freundin – und dann das langsame zutage kommen der eher schwierigen Vater-Sohn-Beziehung; all das hat mir sehr gut gefallen. 

Dann aber wird die Geschichte sehr skurill – nicht nur, dass er nach einem Gespräch mit dem Notar nicht im Wallis bleiben darf, dass eine Naturkatastrophe das Tal abgebtrennt hat vom Rest des Landes, nein, der Autor verliert sich dann in Geschichten und Gedanken, die von Sindbad zu Rilke schweifen, über Nietzsche bei Heidegger landen, und philosophischen Konstrukten, denen ich kaum folgen konnte (und auch nicht wollte). Viele bekannte Namen fallen, Wahrheit und Fiktion vermischen sich immer mehr, und ich weiß nicht, was der Autor damit bezwecken wollte – mir war es zu viel „name-dropping“ und zu viel erzwungene Intellektualität, die einfach nicht zu meiner Vorstellung des Romans passte. 

Dabei kann der Autor schreiben – der Schreibstil ist – zumindest am Anfang -einnehmend, bildreich und durchaus auch poetisch. Ich habe den Beginn wirklich sehr gemocht und konnte richtig eintauchen in die Bergwelt und in die Bilder, die ich beim Zuhören im Kopf hatte. Und auch der Sprecher Thomas Sarbacher hat mir sehr gefallen - mit seiner ruhigen und angenehmen Stimme hat er fantastisch gepasst – nur leider hat mich der Autor im weiteren Verlauf der Geschichte verloren. Sehr schade.  

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