5. März 2023

[Rezension] Bonnie Garmus – "Eine Frage der Chemie"

Bonnie Garmus – Eine Frage der Chemie
Gegenwartsliteratur
 

Originaltitel: „Lessons in Chemistry“ (4/2022)
Übersetzer: Ulrike Wasel, Klaus Timmermann
Verlag: Hörbuch Hamburg      
ISBN-13: 978-3-844-93071-9
Dauer: 828 Minuten
Erschienen: 31.3.2022
Sprecherin: Luise Helm

   
Zum Inhalt
„Elizabeth Zott ist eine Frau mit dem unverkennbaren Auftreten eines Menschen, der nicht durchschnittlich ist und es nie sein wird. Doch es ist 1961, und die Frauen tragen Hemdblusenkleider und treten Gartenvereinen bei. Niemand traut ihnen zu, Chemikerin zu werden. Außer Calvin Evans, dem einsamen, brillanten Nobelpreiskandidaten, der sich ausgerechnet in Elizabeths Verstand verliebt. Aber auch 1961 geht das Leben eigene Wege. Und so findet sich eine alleinerziehende Elizabeth Zott in der TV-Show »Essen um sechs« wieder. Doch für sie ist Kochen Chemie. Und Chemie bedeutet Veränderung der Zustände...“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Das Buch wurde sowohl vom Verlag als auch von diversen Lesern sehr angepriesen, so dass auch ich mich ihm nicht entziehen konnte – ich habe zwar nicht die große Liebe – wie angekündigt - zu Elizabeth Zott gespürt, dennoch aber war es eine unterhaltsame Geschichte. 

In den 1960er Jahren ist es in den USA nahezu unmöglich, als Frau als ernsthafte Wissenschaftlerin akzeptiert zu werden – und so geht es auch Elizabeth Zott. Sie ist Chemikerin und dazu eine Frau, die sagt, was sie denkt. Sie will eigentlich nur Anerkennung dessen, was sie leistet, muss aber leider lernen, dass die  Wissenschaft von Männern dominiert wird. Zwar führt sie eine Beziehung auf Augenhöhe, aber ihrem eigentlichen Traum kommt sie so nicht nach. Und so ist auch ihr weiteres Leben geprägt von Kampf und Anerkennung.

Die erste Hälfte hat mir wirklich sehr gut gefallen, denn die Autorin hat das Bild der Frau in en 1960er Jahren sehr gut gezeichnet und mit so vielen Bildern gearbeitet, dass bei mir nahezu ein Film entstanden ist. Grundsätzlich konnte ich Elizabeth Zott auch gut verstehen, gerade auch ihren Wunsch nach Gleichberechtigung und nach Anerkennung geleisteter Arbeit; mit ihrer Art hatte ich aber manchmal dann doch meine Probleme, und auf mich wirkte sie auch nicht immer sympathisch. Sie ist hartnäckig, und das auf eine oft unangenehme Art und Weise, dazu wirkt sie auf emotionaler Ebene sehr gehemmt – das zeigt sich dann vor allem in der zweiten Hälfte im Umgang mit ihrer Tochter. Die Geburt der Tochter hat nicht nur in das Leben von Elizabeth einen großen Umbruch gebracht, sondern auch in mein Erleben der Geschichte. Die Idee der Fernsehsendung war ganz nett, wirkte auf mich aber leider gar nicht glaubhaft, insbesondere nicht der sich durch die Sendung eingestellte Erfolg. Schlimm fand ich aber, wie sie mit ihrer Tochter umgeht und wie sie ihre Prioritäten im Leben setzt. So sehr ich ihren Kampf um Gleichstellung geschätzt habe, so sehr hatte ich aber auch das Gefühl, dass Elizabeth an nichts anderes mehr gedacht hat und dabei ihre Tochter vergessen hat. Im Umgang mit anderen Menschen wirkte sie zunehmend skurril und unangenehm penetrant, dabei hatte sie eine hölzern und sozial sehr inkompetente Art, die zwar manchmal eher komisch wirkt, die mir aber unangenehm war. 

Das Ende der Geschichte mag man als versöhnlich bezeichnen, ich aber habe es nach einer sehr deprimierenden zweiten Hälfte eher als kitschig empfunden.

Trotzdem habe ich das Hörbuch gerne gehört und es ist unterhaltsam, Elizabeth zu begleiten. Dazu hat auch die Sprecherin Luise Hem beigetragen, die der ganzen Geschichte sehr viel Leben eingehaucht hat. Daher gebe ich 4 von 5 Sternen. 


2 Kommentare:

  1. Liebe Sabine,
    ich kamm dir bei deinern Kritikpunkten zustimmen. Elisabeth ist eine sehr interessante Frau, wirkt aber auch kühl und pragmatisch. Einige Dinge sind sehr überzogen dargestellt, aber ich mochte das Buch trotzdem, denn es war einmal etwas völlig anderes und die Geschichte bleibt richtig im Kopf!
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Ich mochte es auch - ich hatte nach einigen Rezi nur eine ganz andere Elizabeth im Kopf.

      LG Sabine

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