"Höreindruck" Sibylle Berg – "Der Tag, als meine Frau einen Mann fand"

Sibylle Berg – Der Tag, als meine Frau einen Mann fand

Gegenwartsliteratur
 

Verlag: Audio Media Verlag

ISBN-13: 978-3-956-39979-4

Dauer: ungekürzt, 369 Minuten

Erschienen: 2.7.2015

Ersterscheinung: 2.2.2015

Sprecher: Katja Riemann, August Zierner

   

Zum Inhalt

„Chloe und Rasmus sind seit fast zwanzig Jahren verheiratet, und ja, alles bestens, man hat sich entwickelt, man ist sich vertraut. Aber dass dieses Leben nun einfach so weitergehen soll, ist auch nicht auszuhalten. Rasmus will es noch einmal wissen: Eine neue Welt erobern, weit weg von zu Hause; zeigen, was er kann. Chloe ist immer bei ihm. Bis sie Benny trifft und sich noch einmal verliebt, wild und leidenschaftlich: Nicht an morgen denken, Sex die ganze Nacht, noch einmal jung sein, verdammt nochmal. Chloe erlebt den besten Sex ihres Lebens, und Rasmus die größte Katastrophe. Sibylle Berg stellt die Frage, die alle Paare irgendwann einmal beschäftigt: Ist Sex lebensnotwendig? Oder doch eher die Liebe?“ (Quelle: Hanser-Verlag)

Meine Meinung

Ich habe schon viel über die Autorin gehört und bin zufällig über dieses Hörbuch gestolpert – und ich bin sehr begeistert von der Präzision, mit der sie Menschen und Szenen beobachtet und auch beschreibt. 

Der Plot ist nicht besonders: Ein  Ehepaar, Rasmus und Chloé, geraten nach 20 Ehejahren in eine Lebenskrise. Rasmus versucht sich mehr oder weniger erfolgreich als Regisseur, Chloé lernt derweil einen Masseuer näher kennen – und lieben. 

Eine Dreiecksgeschichte, davon gibt es bereits viele. Und trotzdem ist dieser Roman sehr besonders – und das ist der Erzählweise Sibylle Bergs geschuldet. Immer abwechselnd kommen Chloé und Rasmus zu Wort – im Hörbuch wurde das wunderbar gelöst durch zwei Erzählstimmen – und beide schildern ihre Gefühle und Gedanken; es geht um Liebe und Vertrauen, um Sexualität und Körperlichkeit, um miteinander sprechen oder eben auch nicht.

Sibylle Berg legt ihren Finger tief in bestehende Wunden und zeichnet die Figuren überspitzt – und so entstehen Szenen, die mich mal zum Lachen, aber auch zum Weinen gebracht haben. Es ist die gnadenlose Ehrlichkeit, mit der sie beschrieben, direkt und auf den Punkt, ohne Schnörkel und Floskeln, die erst noch interpretiert werden wollen.

Auch der Verlauf der Geschichte ist besonders: Auch wenn es viele Szenen gibt, die so treffsicher auf den Punkt sind, weil sie knallharte Realität zeigen, setzt das Ende dem ganzen dann noch eins drauf - vielleicht ist es ein wenig zu viel gewesen, aber dafür bleibt sich die Autorin treu in ihrer pointierten und konzentrierten Art ohne Scheu vor harten Realitäten. Ich habe da Hörbuch sehr gerne gehört und gebe gute 4 von 5 Sternen.