21. März 2022

[Höreindruck] Henning Mankell – "Die rote Antilope"

Henning Mankell – Die rote Antilope
Historischer Roman
 

Originaltitel: „Vindens Son“ (Juni 2000)
Übersetzerin: Verena Reichel
ISBN-13: 978-3-844-50137-7
Dauer: 353 Minuten
Erschienen: 13.8.2007
Deutsche Ersterscheinung: Januar 2001
Sprecher: Edgar M. Böhlke

   
Zum Inhalt
„1877, eine Handelsstation in der Kalahari-Wüste. Der achtjährige Molo ist bei einem Massaker übersehen worden und in die Obhut eines selbst ernannten Insektenforschers geraten, der ihn mit nach Schweden nimmt. Der schwarze Junge wird Schuhe tragen, an Türen anklopfen und sich pausenlos anstarren lassen müssen. Er wird wissenschaftlich untersucht und dem staunenden Publikum vorgeführt werden. In seinen Träumen aber sieht der kleine Junge die rote Antilope, die sein leiblicher Vater in den Felsen geritzt hat...“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich kenne den Autor von seinen Krimis, die mir immer gut gefallen haben, deshalb war ich neugierig, ob er mich mit dieser Geschichte auch überzeugen kann. 

Im Mittelpunkt steht Daniel – ein dunkelhäutiger Junge, der von dem Insektensammler Hans Bengler Ende des 19. Jahrhunderts in einer Wüste gefunden und von ihm mit in seine skandinavische Heimat genommen wird. Daniel jedoch findet sich in seiner neuen Heimat nicht zurecht und will nichts sehnlicher, als zurück zu den Seinen. Daher plant er die Flucht und will unbedingt über das Wasser zurück.

Ich mochte die Geschichte, auch wenn sie traurig macht, weil ich sehr mit Daniel gelitten habe. Obwohl das Buch im 19. Jahrhundert spielt, ist das Thema sehr aktuell, denn in einer Zeit, in der Menschen fliehen müssen, sind sie auf der Suche nach einer neuen Heimat, einer Heimat, die Daniel nicht gefunden hat. 

Hans Bengler ist dabei keine große Hilfe, ganz im Gegenteil – seine Art, den Jungen zu sozialisieren, ist grausam und schmerzhaft, und spiegelt nicht nur die Persönlichkeit Benglers wieder, sondern gibt auch ein Bild der damaligen Zeit. Insofern ist die Figur Benglers sehr gut gelungen, aber natürlich fernab jeglicher Sympathien Die liegen vielmehr bei dem kleinen Daniel, dessen Schmerz; Heimweh und Wehmut ich spüren konnte und mit dem ich gelitten habe bei seinen Versuchen, zurück in seine Heimat zu gelangen. 

Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu hören, beeindruckt hat mich aber die Atmosphäre, die geschaffen wird. Die Stimmung in der Geschichte ist immer ein wenig traurig und melancholisch, und auch am Ende bin ich mit genau diesem bedrückten Gefühl zurückgeblieben. Sehr gut gewählt ist der mir bislang unbekannte Sprecher Edgar M. Böhlke, der eine angenehme, aber auch unaufgeregte Stimme hat, der damit aber diese besondere Stimmung sehr gut einfangen konnte.
Mir hat das Buch die Augen nochmals geöffnet und mich nachdenklich gestimmt, aber auf eine angenehme, bereichernde Weise. Ich gebe ihm daher 4 von 5 Sternen.

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