27. Dezember 2021

[Rezension] Margaret George – "Heinrich VIII. – Mein Leben"

Margaret George – Heinrich VIII. – Mein Leben
historischer Roman, Romanbiographie
 

Originaltitel: „The Autobiography of Henry VIII. With Notes by his Fool Will Somers“
Übersetzer: Rainer Schmidt
ISBN-13: 3-442-09746-0
Seiten: 1333 Seiten
Erschienen: 1986
Umschlaggestaltung: Designe Team, München
Umschlagabbildung: Archiv für Kunst und Geschichte, Berlin 

   
Buchrückentext
„Er hatte sechs Frauen und ließ zwei von ihnen köpfen; er brach mit dem Papst, der ihm die Scheidung von Katharina von Aragon verweigerte, und gründete die englische Staatskirche, zu deren Oberhaupt er sich erklärte; er ließ seinen Freund Thomas More, den Lordkanzler und Humanisten, hinrichten und wünschte sich verzweifelt einen Thronerben: Heinrich VIII., Englands faszinierendster König und Vater von Elisabeth I. Als selbstherrlicher, machtbesessener Monarch ist er in die Geschichte eingegangen – der Mensch ist fast verschwunden hinter den Schichten historischer Festschreibungen und blutrünstiger Legenden aus fünf Jahrhunderten.“

Meine Meinung
Dieses Jahr habe ich die Tudor-Reihe von Philippa Gregory gelesen – was liegt da näher, als den Blick auf die Dinge von anderer Seite zu wagen? Schon lange liegt dieser Wälzer über Heinrich VIII bei mir, und (wie so oft) ärgere ich mich nun, dass ich nicht früher zu diesem fantastischen Buch gegriffen habe!
Die Autorin hat eine interessante Erzählperspektive gewählt: Heinrich erzählt nämlich selber über sein Leben in Form eines Tagebuch. Dies wird aber erst nach seinem Tod von seinem ehemaligen Hofnarr Will Somers gefunden – und der kommentiert das, was Heinrich über sich, seine Liebschaften, seine Ehen und seine politischen Handlungen alles schreibt. 

Es ist großartig! Durch die Ich-Perspektive bekommt man ganz neue Einblicke in das Geschehen, auch wenn ich natürlich nicht alles gutheißen kann, was geschieht. Aber Heinrich ist ein einsamer Mann, getrieben von seiner Liebe zu seinem Land und zu diversen Frauen. Richtige Freunde hat er nicht, jeder, der ihm nahesteht, will nur etwas von dem Kuchen für sich haben – und das ist Heinrich sehr wohl bewusst. Und so scheint manche seiner grausamen Handlungen aus seiner Sicht durchaus nachvollziehbar.

Interessant ist auch, sein Handeln im Kontext der Zeit zu sehen – es geschehen viele damals unerklärliche Dinge, und man wusste es einfach nicht besser, als es bösen Mächten, dem Teufel und seinen Hexen zuzuschreiben. Aber natürlich ist Heinrich auch ein herrschsüchtiger Mann, cholerisch, grausam – und ganz im Inneren auch verletzlich und einsam. Margaret George hat Heinrich zum Leben erweckt, ihn menschlich werden lassen ohne ihn dabei nur gut oder nur böse darzustellen. Sie schreibt so eindrücklich, beschreibt die verschiedenen Schauplätze so lebendig, dass ich mich immer als Teil der Geschichte gefühlt habe. Und wahrscheinlich kann man es kaum glauben, aber trotz der vielen Seiten habe ich mich wirklich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt – es war stets spannend und fesselnd und hat mir so tolle Einblicke in die Tudorzeit gegeben, dass ich mich ärgere, das Buch so lange verschmäht zu haben!  

Natürlich geht es viel um die Beziehungen Heinrichs zu seinen verschiedenen Frauen, aber auch ins politische Geschehen wird man als Leser mit einbezogen. Ich fand auch das sehr spannend, wie denn ein König „arbeitet“ und wie viele Köpfe da zusammenstecken, um das Land zu regieren.

Und was natürlich auch dazu beigetragen hat, das sich mich in der Geschichte so wohl gefühlt habe, ist der Schreibstil – er ist der Zeit angemessen, trotzdem leicht zu lesen und vor allem sehr lebendig. Die Atmosphäre der Zeit und vor allem am Hof ist wunderbar eingefangen, und durch die Beschreibungen, die wirklich nie langatmig waren, hatte ich alles genau vor Augen. Auch wenn der König mit seinem Hofstaat unterwegs war, hat die Autorin Land und Leute und vor allem die Stimmung sehr gut eingefangen, und auch hier fühlte ich mich als Teil der Geschichte.

Jeder, der sich mit der Tudorzeit beschäftigt, sollte unbedingt zu diesem Buch greifen – es ist interessant, lehrreich und vor allem aber sehr unterhaltsam. Ich habe das Buch geliebt, und natürlich bekommt es daher von mir 5 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Das Leben Heinrichs VIII., diesmal aus seiner Sicht in Form seines eigenen Tagebuchs. Spannend, interessant und unglaublich unterhaltsam – und trotz der Dicke zu keinem Zeitpunkt langweilig. Dieses Buch hat die 5 Sterne auf jeden Fall verdient!


2 Kommentare:

  1. Hallo,

    da hast du ja einen echt dicken Wälzer gelesen, alle Achtung! Und wenn es dir bei diesen vielen Seiten nicht langweilig wurde, muss es schon ein 5-Sterne-Buch sein.
    Ich weiß nicht, ob ich mich an dieses Buch gewagt hätte, denn ich habe von der Person Heinrich VIII. durch seine vielen Morde einfach nur eine grauenhafte Vorstellung und Abneigung. Aber sicher ist sein Verhalten auch der Zeit geschuldet.
    Ich wünsche dir einen guten Jahreswechsel und ein glückliches 2022!
    Liebe Grüße
    Barbara

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    1. Liebe Barbara,,
      Andrea vom Blog Leseblick haben ja in 2021 die ganze Tudor-Reihe zusammen gelesen - und die aus Sicht der Frauen geschrieben. Da war es schon interessant, auch mal die andere Seite kennenzulernen. Ich will damit nicht sagen, dass ich Heinrichs Handlungen gutheiße, sie aber im Kontext der Zeit zu sehen - sehr spannend!"

      Komme gut ins neue Jahr!

      LG Sabine

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