29. Dezember 2021

[Rezension] Ken Follett – "Die Tore der Welt"

Ken Follett – Die Tore der Welt (Kingsbridge #2)
Historischer Roman 
  

Originaltitel: „World Without End“
Übersetzer: Rainer Schumacher und Dietmar Schmidt
ISBN-13: 978-3-785-72353-1
Seiten: 1295 Seiten
Erschienen: 14.10.2008
Umschlaggestaltung: © Gery Walton/Meiklejohn Kirstin Osenau

   
Buchrückentext
„England im Jahr 1327. Vier junge Menschen versuchen ihr Glück zu machen: Der rebellische Merthin, ein Nachfahre des großen Baumeisters Jack. Sein Bruder Ralph, der in den Ritterstand aufstrebt. Das Mädchen Caris, das sich nach Freiheit sehnt. Und Gwenda, die Tochter eines Tagelöhners, die nur der Liebe folgen will. Und da ist noch Godwyn, ein aufstrebender Mönch, der nur ein Ziel vor Augen hat: Er will Prior der Abtei von Kingsbridge werden. Um jeden Preis.“

Meine Meinung
Vor einigen Jahren habe ich „Die Säulen der Erde“ gelesen und sehr gemocht. Dieser zweite Teil der Kingsbrigde-Reihe steht schon lange bei mir – ich gebe zu, dass ich die Dicke des Buches gescheut habe. Aber die Sorge ist unbegründet, denn es liest sich sehr gut, ist unterhaltsam und kurzweilig; an den ersten Band kommt es aber nicht heran, vielleicht auch, weil der Plot doch sehr ähnlich ist. 

Man kann dieses Buch auch ohne Kenntnis des ersten Bandes lesen – zwar spielt die Geschichte auch wieder in Kingsbridge, diesmal aber im Jahre 1327 beginnend, also etwa 200 Jahre nach „Die Säulen der Erde“. Vier Kinder werden unfreiwillig Zeuge eines Mordes und werden so in ein Geheimnis verwickelt. Und das verbindet natürlich die vier Kinder. Ralph und Merthin sind Brüder, aber ganz unterschiedlich – während Ralph schon als Kind gerne kämpft und natürlich unbedingt Ritter werden will, ist Merthin eher dem Handwerk zugeneigt und will in die Fußstapfen seines Vorfahren Jack the Builder treten. Caris und Gwenda sind beste Freundinnen, dabei stammen sie aus ganz unterschiedlichen Schichten. Caris ist aus wohlhabendem Haus und hat schon als Kind eigene Vorstellungen, Gwenda dagegen kämpft jeden Tag ums Überleben und bringt sich so immer wieder in Gefahr. 

Im Weiteren verfolgt man die vier unterschiedlichen Charaktere und was aus ihnen wird. Dabei erleben sie natürlich viele Abenteuer, Höhen aber auch Tiefen. Und natürlich gibt es einen Kampf zwischen den Obrigkeiten – denn die Priorei in Kingsbridge verfolgt andere Ziele als die Bewohner, und so wird immer wieder und auch auf beiden Seiten zu gemeinen Kniffen und Intrigen gegriffen.

Ich habe das Buch gerne gelesen, glaube aber, dass es gut war, dass so viel Zeit zum ersten Band verstrichen ist, da es doch viele Parallelen in der Geschichte gibt. Gefallen haben mir die vielen Einblicke in das mittelalterliche Leben, in Alltagssituationen und das in verschiedenen Schichten. Es war ein gefährliches und hartes Leben, das merkt man immer wieder, sicher weil die Menschen abhängig von Land und Wetter waren, aber auch, weil Glaube und Aberglaube zu merkwürdigen Entscheidungen geführt haben. 

Es hat Spaß gemacht, die vier Kinder zu begleiten, auch wenn sie nicht alle unbedingt sympathisch waren. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, aber sie sind auch klar den Guten oder den Bösen zugeordnet. Das war an mancher Stelle schon etwas anstrengend, denn eigentlich hat ja jeder Mensch gute, aber auch schlechte Seiten und Angewohnheiten, so dass die Figuren zum Teil nicht sehr authentisch wirkten. 

Die Geschichte lebt vor allem von verschiedensten Intrigen. Und ist die eine abgeschlossen, folgt ganz sicher direkt die nächste – das hat mir leider nicht gefallen. Ich hätte mir auch mal eine ruhigere Zeit gewünscht, in der nicht immer einer gegen irgendwen anders Böses im Schilde führt; aber das ist meinem persönlichen Geschmack geschuldet, dass ich so etwas nicht gut aushalten kann, vielleicht auch, weil ich nicht akzeptieren möchte, dass manche Menschen wirklich so schlecht sind. 

Dafür aber ist der Plot sehr gut durchdacht, und auch wenn es dauert, dass sich das initiale Geheimnis auflöst, ist am Ende alles geklärt, und alle offenen Fäden sind zusammengelaufen.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und lässt sich flüssig lesen – dazu entführt er auch in die mittelalterliche Zeit und kann die Stimmungen gut einfangen ohne dass es aber kompliziert oder schwer zu lesen ist. Trotz der vielen Seiten ist es zudem immer interessant und spannend, vielleicht sogar ein wenig atemlos, weil es immer irgendein Abenteuer oder eine Intrige gibt, in die man als Leser mit den Protagonisten hineinstolpert. Angst vor der Dicke und vor Langatmigkeit muss man deshalb wirklich nicht haben. 

Ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternen, weil die Charaktere schon etwas stereotyp geraten sind es mit zu viele Intrigen waren – dennoch empfehle ich das Buch als spannenden und unterhaltsamen historischen Roman.

Mein Fazit
Man muss vor der Dicke des Buches keine Angst haben, denn es ist von Anfang an spannend und interessant, und Ken Follett hat sich wirklich viel einfallen lassen, was die Hauptfiguren alles erleben. Mir war es etwas zu viel an Intrigen, und auch die Charaktere sind etwas stereotyp in Gut oder Böse eingeordnet. Dafür aber war die Atmosphäre toll, und ich habe mich gerne nach Kingsbridge begeben. Ich gebe dem Buch daher 4 von 5 Sternen. 

Reihenfolge Kingsbridge
2. Die Tore der Welt
3. Das Fundament der Ewigkeit
4. Der Morgen einer neuen Zeit 


2 Kommentare:

  1. Hi Sabine!

    Ich mochte Die Tore der Welt sehr und vielleicht kommt mir da auch mein mangelndes Gedächtnis zu gute *lach* Parallelen hab ich keine bemerkt, aber bei mir lagen sicher auch ein paar Jahre zwischen Band 1 und Band 2 ...
    Die Dicke merkt man hier wirklich nicht - ich bin auch durchgeflogen wie auch schon in Die Säulen der Erde, zwei wirklich tolle Bücher!

    Der dritte Band war dann leider etwas enttäuschend für mich. Ich hoffe, dir gefällt er besser, denn du wirst ihn ja sicher noch lesen?

    Das ist auch der Grund, warum der vierte noch nicht eingezogen ist bei mir, weil ich die Befürchtung habe, dass der noch mehr nachlässt (nach meinem Empfinden). Naja, mal schauen. Ich möchte ja wieder etwas mehr im historischen Sektor lesen, das hab ich in diesem Jahr ja sehr vernachlässigt...

    Einen guten Rutsch wünsch ich dir und nur das Beste fürs neue Jahr!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Liebe Aleshanee,

      bestimmt werde ich irgendwann auch den dritten Band lesen - aber das wird noch etwas dauern. Ich habe noch einige andere historichen Reihen hier, und da will ich in 2022 wirklich endlich weiterlesen ...

      Komme du auch gut ins neue Jahr!

      Liebe Grüße
      Sabine

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