9. September 2021

[Rezension] Helen Macdonald – "H wie Habicht"

Helen Macdonald – H wie Habicht
Gegenwartsliteratur
 

Originaltitel: „H is for Hawk“
Übersetzerin: Ulrike Kretschmer
ISBN-13: 978-3-869-09205-8
Dauer: 424 Minuten
Erschienen: 14.10.2016
Sprecherin: Cathlen Gawlich

   
Zum Inhalt
„Schon als Kind beschloss Helen Macdonald, Falknerin zu werden. Sie eignete sich das Fachvokabular an und las die Klassiker der Falknerei-Literatur. Ihr Vater unterstützte sie in dieser ungewöhnlichen Leidenschaft, er lehrte sie Geduld und Selbstvertrauen und blieb eine wichtige Bezugsperson in ihrem Leben. Als ihr Vater stirbt, setzt sich ein Gedanke in Helens Kopf fest: Sie muss ihren eigenen Habicht abrichten. Sie ersteht ein Habichtweibchen, das sie auf den Namen Mabel tauft, und begibt sich auf die abenteuerliche Reise, das wildeste aller wilden Tiere zu zähmen.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Niemals hätte ich gedacht, dass mir dieses Hörbuch so gut gefallen könnte, denn ich war tatsächlich sehr skeptisch, ob die Geschichte etwas für mich ist. Aber es hat gar nicht lange gedauert, da war ich total gefangen in der Geschichte – und habe mir danach sogar eine Falknerei „in echt“ angeschaut!

Dabei geht es in diesem Buch zwar schon sehr intensiv darum, wie man einen Habicht abrichtet, aber es werden auch andere Themen angesprochen. So nimmt die Depression, an der die Erzählerin nach dem Tod des Vaters leidet, einen nicht kleinen Raum ein, aber nicht in einer Art, die den Hörer runterzieht, sondern eher in einer aufklärenden Weise, ohne, dass dafür der erhobene Zeigefinger eingesetzt wird. Neben diesen beiden großen Themen gibt es zudem noch einen Erzählstrang, der es mir ein bisschen schwer gemacht hat – denn die Erzählern berichtet auch von einem Buch, in dem T.H. White davon erzählt, wie er einen Habicht abrichtet (und dieses Buch gibt es tatsächlich). 

Anfangs nennt die Autorin zudem noch viele Quellen an Büchern zu ganz unterschiedlichen Themen – das hat mich nicht so angesprochen und wirkte auf mich ein wenig „prahlend“; so nach dem Motto: schau mal, was ich alles schon gelesen habe.

Aber die Geschichte selber – großartig. Ich hätte nicht gedacht, dass mich dieser Raubvogel so faszinieren kann. Helen Macdonald versteht, diese sehr diffizile Beziehung zwischen dem Habicht „Mabel“ und ihr selber spannend und fesselnd zu erzählen, die Erfolge und auch Misserfolge, die die beiden miteinander durchmachen. Und eines wird klar: Einen Habicht macht man sich nicht einfach mal so zu eigen, und so schmerzlich diese Erkenntnis für sie selber ist, so sehr hat mich damit aber der Vogel auch begeistert. Dass eben der Mensch nicht über alles herrschen kann, bloß weil er es will.

Helen Macdonald schreibt mit viel Herzblut und man merkt, dass sie im Thema drinsteckt. Sie schreibt voller Inbrunst, und mich hat sie damit auch angesteckt. Auch wenn es viele Fachworte gibt, war es dennoch leicht, ihr zu folgen, und ganz nebenbei lernt man auch ein paar Dinge über Raubvögel, deren Haltung und vor allem deren Wesen. 

Cathlen Gawlichs Stimme mochte ich sehr, und ich habe ihr total gerne zugehört. Sie versteht, die unterschiedlichen Emotionen gut einzufangen – denn die Range ist groß zwischen Trauer, Enttäuschung, Freude und Lebenslust. 

Schade, dass die anderen Bücher der Autorin noch nicht als Hörbuch verfügbar sind – diesem hier gebe ich gute 4 von 5 Sternen.


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