23. November 2020

[Rezension] Margaret Atwood - Katzenauge

Margaret Atwood - Katzenauge
Gegenwartsliteratur

Verlag: Piper-Verlag
Umschlaggestaltung: zero.media.net, München
Umschlagabbildung: „Young Girl in Green“ 1927, Tamara de Lempicka, Musee National d’Art Moderne, Centre Pompidou. Paris, France /Bridgeman Images
ISBN-13: 978-3-492-31117-5
Seiten: 517 Seiten
Erschienen: 3.4.2017
Originaltitel: „Cat’s Eye“
Übersetzer: Charlotte Frank

Zum Inhalt 
Die erwachsene Elaine erinnert sich an ihre Freundschaft mit Cordelia – eine Freundschaft kleiner Mädchen, in der Gemeinheit und Grausamkeit zum Alltag gehörten und die beide Frauen in ihrem weiteren Leben prägen.

Meine Meinung
Mich hatte „Alias Grace“ sehr begeistert, so dass ich nach weiteren Büchern der Autorin geschaut habe – und auf dieses gestoßen bin. Wieder hat mich die Autorin gut unterhalten, auch wenn mir am Ende viele Fragen durch den Kopf schwirrten.

Elaine ist eine erfolgreiche Malerin – im Rahmen einer Ausstellung kehrt sie nach Toronto zurück, wo sie aufgewachsen ist, und erinnert sich an ihre Kindheit. Cordelia war ihre beste Freundin und gleichzeitig aber auch die Person, die ihr das Leben schwer machte – mehr als ihre Ehemänner hat  Cordelia sie geprägt und zu dem gemacht, was sie nun ist.

Obwohl in dem Buch einiges passiert und auch heikle Themen wie Mobbing angesprochen werden, ist es eine sehr ruhig und fast schon unaufgeregt erzählte Geschichte über eine zutiefst ungewöhnliche und schmerzende Freundschaft. Cordelia und Elaine lernen sich kennen, als beide 8 Jahre alt sind – und während Elaine eher angepasst, ruhig und zurückgezogen ist, scheint Cordelia fast das Gegenteil: schlagfertig, aufreizend und häufig auch sehr grausam. Die Geschichte wird aus Sicht Elaines in Ich-Perspektive erzählt, so dass man ihr sehr nahe ist. Dennoch konnte ich viele ihrer Handlungen nicht verstehen. Sehr gefallen an ihrer Figur hat mir ihre Entwicklung – aus dem unterdrückten und abhängigen Mädchen wird eine selbstbewusste Frau, die selber bestimmt und (und das hat mir leider nicht gefallen) auch manipuliert. Dabei bleibt sie aber die ganze Zeit sympathisch, und auch wenn ich ihr Verhalten als Erwachsene nicht gutheiße, ist es aus ihrer Biographie heraus verständlich. 

Cordelia ist ein sehr ambivalenter Charakter – sie hat fiese und gemeine Züge, kann aber auch zugewandt sein – man weiß nur leider nie, was eigentlich ihre wahre Gesinnung ist, weil sie zudem auch eine exzellente Schauspielerin ist. Im Laufe der Freundschaft zwischen Cordelia und Elaine wandelt sich das Kräfteverhältnis – immer mehr gewinnt Elaine die Oberhand, und während sie als Erwachsene dann erfolgreich ist, kommt Cordelia überhaupt nicht mit dem Leben klar.

Natürlich gibt es neben dieser Kinder- und Frauenfreundschaft auch weitere Einblicke in Elaines Leben ihre Beziehungen, ihre Leidenschaften, immer aber bleibt die Prägung durch Cordelia.

Margaret Atwood hat einen sehr besonderen Schreibstil – er ist eindringlich und intensiv, dabei aber ruhig und mit einer untergründigen Spannung. Obwohl ja viel passiert, bleibt die Erzählweise ruhig. Nie wird die Autorin in irgendeiner Weise effekthascherisch, dafür aber ist die Stimmung irgendwie immer unheilvoll und unglaublich dicht. 

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und natürlich klärt sich im Verlauf auch, was es mit dem Titel „Katzenauge“ auf sich hat. Am Ende bleibe ich dennoch aber ratlos zurück, vor allem hätte ich gerne gewusst, was mit Cordelia weiter geworden ist. Gar nicht aus dem Kopf geht mir die Frage, wie anders wäre Elaines Leben gelaufen, hätte sie nicht Cordelia als Freundin gehabt – wie sehr beeinflusst ein Mensch den anderen. Das Buch hallt immer noch nach, und das macht es für mich zu etwas besonderem. Ich gebe 4 von 5 Sternen. 

Mein Fazit
Ein sehr besonderes Buch, in dem eine sehr eigenwillige Freundschaft im Mittelpunkt steht, die das weitere Leben der beiden Frauen maßgeblich beeinflusst. Besonders ist auch der Schreibstil, der so intensiv und eindringlich ist, dass die Atmosphäre zu klirren scheint vor Unheil und subtiler Spannung. Noch immer hallt die Geschichte bei mir nach, gerade weil am Ende einige Fragen bei mir offen sind. Ich gebe 4 von 5 Sternen.


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