Irvin D. Yalom – Die rote Couch
Verlag: btb-Verlag
Umschlaggestaltung: Design Team, München
Umschlagfoto: Geoff Spear
ISBN 13: 978-3-442-72330-0
Seiten: 544 Seiten
Erschienen: 1. Oktober 1998
Originaltitel: „Lying on the Couch“
Übersetzer: Michaela Link
Zum Inhalt
„Ernest Lash, ein junger Psychoanalytiker aus San Francisco, glaubt an die Wirksamkeit seines Tuns, ist aber andererseits davon überzeugt, daß die klassischen Therapien dringend einer Erneuerung bedürfen. Eines Tages beauftragt ihn die Ethikkommission seines Fachbereichs mit der Untersuchung eines prekären Falls: Er soll die Arbeitsweise eines älteren, sehr berühmten Kollegen namens Seymour Trotter überprüfen, der angeklagt ist, ein Verhältnis mit einer vierzig Jahre jüngeren Patientin gehabt zu haben. Trotter beharrt darauf, dass Sex das einzige Mittel gewesen sei, um die junge Frau vor ihrem selbstzerstörerischen Verhalten zu retten. Zunächst ist Ernest entrüstet. Doch je mehr er sich mit der Sache beschäftigt, desto mehr fasziniert ihn die Idee, jedem Patienten bzw. jeder Patientin eine fallspezifische Behandlung zuteilwerden zu lassen.“ (Quelle: Verlagsseite)
Meine Meinung
Ich hatte bisher nichts von diesem Autor gelesen und bin durch einen Literaturkreis auf dieses Buch aufmerksam gemacht worden. Nach kleinen Startschwierigkeiten konnte es mich begeistern.
Man sollte schon ein wenig Interesse haben an der Art und Weise, wie Psychotherapeuten arbeiten, denn genau diese Arbeit steht im Mittelpunkt des Romans. Anfangs war ich etwas verwirrt und wusste nicht, ob ich all das, was hier geschildert wird, tatsächlich ernst nehmen kann. Dann habe ich für mich aber beschlossen, es als Satire zu sehen und konnte mich so sehr gut auf die Geschichte einlassen.
Im Mittelpunkt steht ein junger Psychotherapeut, Ernest Lash, der mit den klassischen Therapien hadert und daher eine neue Therapieform zu etablieren versucht: Er verpflichtet sich zu absoluter Ehrlichkeit seinem Schützling gegenüber. Dies jedoch bringt ihn direkt bei seiner ersten „Probandin“ in die Bredouille, denn diese hat ihn nur aufgesucht, um Rache zu üben.
Ich hatte ja schon gesagt, dass ich mich am Anfang sehr schwer getan habe, all das, was hier geschildert wird, ernst zu nehmen. Das lag vor allem daran, dass Sexualität in den Therapien eine große Rolle zu spielen scheint, und zwar nicht nur als Thema bei den Klienten, sondern tatsächlich auch gelebte Sexualität zwischen Therapeut und Klient. Zudem merkt man, dass die Geschichte in den Staaten spielt und dort anscheinend die Bedingungen der Psychotherapie ganz anders sind als in Deutschland – es scheint überall freie Plätze zu geben und eine Abrechnung erfolgt lediglich als Selbstzahler. Da verwundert es auch nicht, dass Therapiesitzungen in der Regel (auch bei nicht schweren Erkrankungen) mehrfach die Woche stattfinden. In Deutschland ist die Situation da eine ganz andere: Man muss auf freie Plätze warten, bekommt in der Regel einen Termin pro Woche und abgerechnet wird über die Krankenkasse.
Nachdem ich meine Erwartungen also angepasst hatte, konnte mich der Roman dann richtig begeistern. Nicht nur, weil ich die verschiedenen Gedankengänge der wirklich ganz unterschiedlichen Personen sehr mochte, sondern auch weil die Geschichte geschickt aufgebaut ist. Zunächst hat man auch den Eindruck, einfach nur verschiedene Menschen in Therapie zu erleben, dann aber verstricken sich deren Schicksale und die Fäden laufen am Ende alle zusammen. Das hat mir tatsächlich sehr gut gefallen. Während in der ersten Hälfte das Therapiegeschehen im Vordergrund zu stehen scheint, wird es in der zweiten Hälfte zunehmend spannend, nachdem es einen interessanten Twist in der Geschichte gegeben hat. Den werde ich natürlich nicht verraten. Die Charaktere sind außergewöhnlich, um nicht zu sagen „verrückt“ - und ich weiß gar nicht, wen ich für verrückter halten soll, die Patienten oder die Therapeuten. Auf jeden Fall aber sind sie fernab jeglicher Stereotypen Und häufig musste ich tatsächlich auch schmunzeln bei einzelnen doch sehr auf die Spitze getriebenen Charaktereigenschaften.
Der Schreibstil ist gut zu lesen, trotzdem aber im Inhalt anspruchsvoll; also nichts, was man mal eben nebenbei liest, sondern man muss sich schon auf das Buch konzentrieren. Je mehr ich drüber nachdenke, desto mehr mag ich die Geschichte, und ganz sicher werde ich zu weiteren Büchern des Autors greifen. Diesem hier gebe ich gute 4 von 5 Sternen.
Mein Fazit
Man sollte sich schon für Psychotherapie im Allgemeinen interessieren, da dieses Buch sich genau damit intensiv beschäftigt. Die Charaktere sind außergewöhnlich, der Schreibstil angenehm zu lesen, dennoch aber auch fordernd. Gefallen hat mir insbesondere, dass zunächst offene Handlungsstränge am Ende doch zusammen laufen. Ich gebe dem Buch gute 4 von 5 Sternen.
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