8. Oktober 2019

[Rezension] Ulrike Schweikert - "Die Charité: Aufbruch und Entscheidung"

Ulrike Schweikert - Die Charité: Aufbruch und Entscheidung (Die Charité #2)
Historischer Roman

Verlag: Rowohlt-Verlag
Covergestaltung: HAUPTMANN & KOMPANIE Werbeagentur, Zürich
Coverabbildung: Collaboration JS /Arcangel
ISBN 13: 978-3-499-27453-4
Seiten: 543 Seiten
Erschienen: 17. September 2019

Buchrückentext
„Berlin 1903: Rahel Hirsch ist eine leidenschaftliche Forscherin, die für die Medizin lebt. Als eine der ersten Ärztinnen fängt sie an der Charité an. Doch unter den männlichen Kollegen ist sie nach wie vor eine absolute Ausnahme. Von Gleichberechtigung ist man selbst in der sonst so fortschrittlichen Hauptstadt des Kaiserreichs noch weit entfernt. Das erlebt auch die junge Arbeitern Barbara täglich. Sie schuftet in der Wäscherei der Charité und muss immer wieder erfahren, was es bedeutet, wenn Männer Frauen als Besitz betrachten.
Ungleicher können die beiden Frauen nicht sein, und doch werden sie zu Freundinnen. Während Rahel sich gegen Widerstände in der Charité durchsetzen muss und sich in einen jungen Fliegerpiloten verliebt, schließt sich Barbara der Frauenbewegung an, kämpft für die Rechte der Arbeiterinnen und das Frauenwahlrecht. Doch dann bricht der erste Weltkrieg aus und verändert nicht nur die Leben von Barbara und Rahel für immer.“

Meine Meinung
Der zweite Band um die Charité ist ein bisschen anders als der erste – und man ihn auch getrost lesen, ohne den ersten zu kennen. Doch auch wenn diesmal nicht so sehr die Charité und die Medizin im Vordergrund stehen, ist er gelungen und hat mich gut unterhalten.

Im Mittelpunkt stehen zwei ganz unterschiedliche Frauen: Zum einen die Ärzten Rahel Hirsch, die 1903 als erste Ärztin in der Charité ihren Dienst antritt und die aus einfachen Verhältnissen stammende Barbara Schubert, die hart für ihr Überleben kämpfen muss und so Anschluss an die ersten Frauenbewegung in Berlin findet. Beide Frauen sind nicht nur interessante Charaktere und wichtig in der Geschichte der Emanzipation, beide gehen auch stringent ihren Weg, auch wenn dieser nicht immer einfach ist.

Ich mochte beide Frauen sehr gerne, vor allem aber das sie verbindende Glied, ihre Zielstrebigkeit und Beständigkeit. Die ersten Jahre steht dann auch genau dieser Kampf in einer von Männern dominierten Welt im Vordergrund und man erhält viele Einblicke in das damalige Leben. Dabei ist Rahels Leben ja eher ungewöhnlich, das von Barbara aber eines von vielen Frauen gelebte. Die Armut, die ständige Sorge um Unterkunft und Nahrung, die Abhängigkeit vom männlichen Geschlecht und die Willkürlichkeit, die das Leben der Frauen prägt. Diese Schilderungen fand ich sehr interessant. Bei Rahel nimmt man zwar auch am Kampf gegen die männliche Herrschaft teil, sie ist aber viel stiller und fast auch ein bisschen devot in der Welt der Charité. Zum Glück hat sie hier auch den einen oder anderen Unterstützer – so richtig Fahrt bekommt ihre Karriere dann aber erst mit Beginn des ersten Weltkriegs. Die meisten Männer zeihen in den Krieg, und die Frauen müssen das Leben organisieren. 

Die Charité steht diesmal nicht so sehr im Mittelpunkt und auch die Medizin wird immer nur am Rande erwähnt – zwar gibt es schon einige interessante Entdeckungen, im Vergleich zu Band 1 jedoch waren mir diese medizinischen Abschnitte nicht so sehr präsent.

Mit Beginn des ersten Weltkriegs kommt nochmal eine neue Dynamik in die Geschichte, und ab hier war ich auch richtig gepackt, während ich zuvor oft das Gefühl hatte, dass die Geschichte nur leise vor sich her plätschert. Die Schilderungen der Kriegserlebnisse, an der Front, im Lazarett und auch die Gefühle und Gedanken der eingezogenen Männer – das hat die Autorin sehr anschaulich und lebendig erzählt und mich so in ihrem Bann gezogen. 

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, kann die Stimmung und Atmosphäre der für die Frauen schwierigen Zeiten gut einfangen. Man merkt die gute Recherche der Autorin mit ihren anschaulichen Beschreibungen – das kurze abschließende Kapitel über Wahrheit und Dichtung schließt dann die Biographie von Rahel Hirsch.

Eine schöne Geschichte, die zwar nicht so viele Höhen zu bieten hat wie Band 1, die aber dennoch gut unterhält und ganz nebenbei auch vielleicht nicht ganz so bekannte Kapitel deutscher Geschichte beschreibt. Ich gebe 4 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Auch wenn dies der zweite Teil um die Charité ist, kann man diesen getrost ohne Kenntnis des ersten lesen, da ganz andere Figuren im Mittelpunkt stehen – und so sind die vorherrschenden Themen auch nicht nur die Medizin, sondern das Frauenrecht und auch der erste Weltkrieg nehmen viel Raum ein. Hat mir in den ersten beiden Dritteln ein bisschen die Spannung gefehlt, ändert sich das im letzten Abschnitt, wo ich das Buch dann kaum noch aus der Hand legen konnte. Von mir auf jeden Fall eine Empfehlung – ich gebe 4 von 5 Sternen.

Reihenfolge Die Charité
1. Hoffnung und Schicksal
2. Aufbruch und Entscheidung

WERBUNG: Vielen Dank an den Rowohlt-Verlag für die Breitstellung des Rezensionsexemplars.

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