[Rezension] Donna Tartt - "Die geheime Geschichte"

Donna Tartt - Die geheime Geschichte

Gegenwartsliteratur

Verlag: Goldmann-Verlag
Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: Malgorzata Maj/Arcangel
ISBN 13: 978-3-442-48057-9
Seiten: 572 Seiten
Erschienen: 16. Dezember 2013
Originaltitel: „The Secret History“
Übersetzer: Rainer Schmidt

Buchrückentext

„Richard Papen stammt aus einfachen Verhältnissen. Als er durch ein Stipendium das College besuchen kann, ist er gleich fasziniert von der ihm fremden Welt. Besonders zieht ihn eine Gruppe junger Studenten in den Bann, mit denen er nicht nur Griechisch lernt, sondern auch dem täglichen Alkohol huldigt. Doch bald spürt er, dass unter der Oberfläche unerschütterlicher Freundschaft Spannungen lauern und dass ein furchtbares Geheimnis seine Freunde belastet – ein Geheimnis, das auch ihn mehr und mehr in seinen dunklen, mörderischen Sog zieht.“

Meine Meinung

Schon sehr lange steht dieses Buch in meinem Bücherregal – auf der einen Seite habe ich mich sehr drauf gefreut, weil mir „Der Distelfink“ so gut gefallen hatte, auf der anderen Seite hatte ich auch Angst enttäuscht zu werden, weil meine Erwartungen einfach so hoch waren. Doch alle Sorgen waren völlig umsonst – ich fand auch dieses Buch der Autorin toll und ich bin richtig abgetaucht in der Geschichte.

Zu sagen, es ist ein reiner Kriminalroman, ist meines Erachtens falsch – ja, es geht auch um Mordfälle, in denen ermittelt wird. Vielmehr aber ist es eine Charakterstudie, und genau die Charaktere in einer spannungsgeladenen Atmosphäre waren es auch, die mich begeistert und überzeugt haben. 

Schon gleich zu Beginn erfährt der Leser, dass aus einer Gruppe von 5 Studenten einer von ihnen getötet wird – wie es dazu kam, was die Beweggründe waren und was der Mord mit den Tätern gemacht hat, erfährt man dann im weiteren Verlauf. 

Für mich war es vor allem die Sprache, die mich schon nach wenigen Seiten in ihren Bann gezogen hat. Der Schreibstil ist ausdrucksstark, ausschweifend, dennoch nicht langweilig, sondern informativ und dennoch nicht trocken – vielmehr voller Kraft und Energie. Die Autorin schafft eine unglaubliche Atmosphäre, die knistert und bei der man immer erwartet, dass jetzt doch bald etwas passieren muss. Es ist eine subtile Spannung, die sich zwar meist im Hintergrund hält, die aber über den ganzen Roman hinweg andauert und mich total gefesselt hat.

Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet. Zwar gab es keinen, in den ich mich richtig hineinversetzen konnte oder der mir richtig ans Herz gewachsen ist – dennoch aber habe ich mit den verschiedenen Figuren gefiebert. Und es ist eine illustre Truppe, die sich da zusammengeschlossen hat – jeder mit eigener Geschichte und meist außergewöhnlichen Charakterzügen. Es gibt den Dominanten, den Anführer, den Clown, den Ruhigen, den Intellektuellen – und alle leben etwas abseits der Norm, zurückgezogen und nur in Kontakt mit Griechischgruppe, die sie gemeinsam besuchen. Interessant sind vor allem die Beziehungen untereinander, denn nicht immer sind sich die Fünf einig. Es gibt Spannungen, interessante Gruppendynamiken und Liebschaften, bei denen die Autorin auch vor Tabus nicht Halt macht. Selten habe ich in einem Buch so differenzierte und tiefgründige Charaktere gefunden, mit denen ich gefiebert habe, obwohl sie mir nicht mal sympathisch waren.

Mir hat dieses Buch wirklich sehr gut gefallen, nicht nur der Sprache wegen, sondern weil so viele verschiedene Themen angesprochen werden. Es geht um Leben und Tod, um Freundschaft und Hass, um die Dynamik von Beziehungen, um Liebe und Loyalität – und das ganze auf eine unterhaltsame Weise, die mir wunderbare Lesestunden geschenkt hat. Von mir gibt es daher 5 von 5 Sternen.   

Mein Fazit

Ein wunderbarer Roman, der vor allem durch ausgezeichnete Charaktere und eine intensive, oft beklemmende Atmosphäre besticht. Die Sprache ist einzigartig, zwar ausschweifend, dennoch aber fesselnd und packend, voller Kraft und Detailreichtum, voller Bilder und versteckter Hinweise. Mich hat dieser Roman eher an einer Charakterstudie denn an einen Kriminalroman erinnert, ich wurde sehr gut unterhalten und gebe daher 5 von 5 Sternen.