20. Oktober 2018

[Leseeidnruck] Yoko Ogawa – "Liebe am Papierrand"

Yoko Ogawa – Liebe am Papierrand
Gegenwartsliteratur

Verlag: atb
Umschlaggestaltung: Mediabureau Di Stefano, Berlin unter Verwendung eines Motivs von © Jean Fan /Trevillion Images
ISBN 13: 978-3-746-63123-3
Seiten: 256 Seiten
Erschienen: 12. Oktober 2015
Originaltitel: „Yohaku no ai“
Übersetzer: Ursula Gräfe, Kimiko Nakayama-Ziegler

Buchrückentext
„Eine junge Frau, die ein rätselhaftes Ohrenleiden hat, lernt einen Stenographen kennen. Sie fühlt sich auf geheimnisvolle Weise zu ihm hingezogen und bittet ihn, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Dank seiner Aufzeichnungen beginnt sie die Rätsel ihrer Vergangenheit zu verstehen. Doch schon bald muss sie erkennen, dass der Stenograph nur eine begrenzte Menge Papier zur Verfügung hat …“

Meine Meinung
Wow – ich bin ohne große Erwartungen an dieses Buch herangetreten, wollte einfach nur mal etwas von dieser Autorin lesen. Dass mich das Buch und vor allem die Sprache so packen, hätte ich nicht gedacht.

Die Handlung war dabei für mich eher nebensächlich; eine junge Frau leidet plötzlich an einem Ohrenleiden und wendet sich an einen Stenographen, den sie bittet, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Doch während des Schreibens kommen die beiden sich nicht nur näher, sondern es enthüllen sich auch einige Rätsel der Vergangenheit.

Es ist vor allem die Sprache, die mich völlig eingenommen hat. Sie ist magisch und poetisch, voller Bilder und Metaphern, dabei angenehm zu lesen und voller Magie und Atmosphäre. Alles erscheint ein wenig geheimnisvoll und unwirklich, und tatsächlich macht die Geschichte auf den letzten 30 Seiten auch eine unerwartete Wendung durch, mit der ich nie gerechnet habe und die mir leider auch nicht zugesagt hat. Davor aber habe ich diese leicht verschwommene und mystische Stimmung sehr genossen.

Die Charaktere sind zudem sehr gelungen. Nicht nur das merkwürdige Ohrenleiden macht die Frau zu etwas besonderem, auch ihre Wahrnehmung, ihre Einstellung zum Leben und mit ihrem Gebrechen umzugehen – wie sie die Welt sieht, erinnert manchmal an einen Traum, wirkt manchmal surreal, obwohl es dann doch alles ganz glaubwürdig erscheint. Der Stenograph hat seinen Teil zu dem Mystischen, dem Geheimnisvollen beigetragen. Er wird oft reduziert auf seine Hände und hat auf mich behutsam und liebevoll gewirkt, vorsichtig und leise. 

Die ganze Geschichte ist eine leise, ruhige, und eigentlich geschieht auch gar nicht viel. Es ist die Atmosphäre, von der die Geschichte lebt und in die ich völlig abgetaucht bin. Sicher war das nicht mein letztes Buch der Autorin, so sehr hat sie mich gefangen mit ihren Worten – nur wegen des Endes ziehe ich einen halben Stern ab und gebe 4,5/5 Sternen. 


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