7. Februar 2018

[Rezension] Judith W. Taschler - "Roman ohne U"

Judith W. Taschler - Roman ohne U
Gegenwartsliteratur

Verlag: Droemer-Knaur Verlag
Covergestaltung: NETWORK! Werbeagentur GmbH
Coverabbildung: inpicture /Mira
ISBN 13: 978-3-426-30477-8
Seiten: 333 Seiten
Erschienen: 1. Februar 2016

Buchrückentext
„„Die Schreibmaschine funktioniert noch einwandfrei. Nur das U macht Faxen.“
So beginnt ein gebrochener Mann Mitte der Sechziger Jahre, nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft, seine Aufzeichnungen, den Roman ohne U. 1945 wurde er nach einem Dummejungenstreich in ein sibirisches Arbeitslager verschleppt. Mit der Pianistin Ludovica wagt er schließlich eine abenteuerliche Flucht. 
Jahrzehnte später erhält die Biografin Katharina Bergmüller, Mutter von vier Kindern, den Auftrag, aus diesen Erinnerungen ein Buch zu verfassen. Lange Zeit kann sie die Zusammenhänge zwischen dem Roman ohne U und der Geschichte ihrer Familie nicht erkennen. Dann stellt der Unfalltod ihres Mannes ihr Leben völlig auf den Kopf …“

Meine Meinung
Eine interessante Geschichte, die durch ihre Komplexität nicht immer leicht zu lesen ist, die aber fesselt und an einigen Stellen auch überrascht und schockiert. 

Eigentlich sind es drei Erzählstränge, die lange Zeit parallel laufen, dann aber geschickt miteinander verknüpft werden: Zum einen gibt es den Bericht eines Österreichers, der von seiner Zeit in einem Arbeitslager in Sibirien berichtet, dann den Erzählstrang eines Müllersohnes und den seines Sohnes und seiner Familie. Ich musste mich an vielen Stellen schon sehr konzentrieren, um die verschiedenen Handlungsstränge sortiert zu halten, zumal es nicht nur die verschiedenen Personen gibt, sondern auch deutliche Zeitsprünge. So erhält man viele Fragmente, die sich wie bei einem Puzzle nach und nach zusammenfügen und erst am Schluss dann ein großes Ganzes ergeben. Und hier hat die Autorin dann noch eine überraschende Wendung eingebaut, mit der sie mich tatsächlich auch kalt erwischt hat.

Gerade der Erzählstrang aus Sibirien hat mich sehr gepackt – und auch schockiert, denn es ist keine leichte Kost, was Thomas dort erlebt. Aber auch die Geschichte um den Müllersohn Julius und seine Frau Katharina ist spannend – sie punktet für mich durch ihre Tragik; trotzdem aber bleibt sie für mich authentisch und glaubhaft. 

Interessant an der Erzählweise ist zudem, dass einzelne Szenen aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden – ohne das Langeweile aufkommt, weil man eine Szene ja schon kennt, lernt man so andere Blickwinkel und andere Empfindungen kennen. Dabei ist der Schreibstil eher nüchtern und kühl und trotzdem hat die Autorin mich emotional erwischt. Die Geschichte lässt sich gut und flüssig lesen, nur der verschiedenen Erzählstränge wegen, muss man konzentriert sein und sollte keine längeren Pausen bei der Lektüre einlegen.

Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet, wenn auch nicht alle gleich sympathisch. Am meisten habe ich mit Thomas und Lu in Sibirien gefiebert – gerade Lu hat eine unglaubliche Energie und verliert trotz aller widriger Umstände nicht ihren Mut und Optimismus – Thomas ist da anders; nur seine Liebe hält ihn am Leben und oft ist er kurz davor, das Handtuch zu schmeißen und aufzugeben. Aber auch die anderen Charaktere sind gut gezeichnet – man lernt sie intensiv kennen, ihre Stärken, aber auch Schwächen und durch das fragmentarische Erzählen erfährt man auch viele Hintergründe, die manches Handeln besser verstehen lassen.

Es dauert lange, bis sich die Erzählstränge miteinander verknüpfen und manche waren mir dann auch zu kleinteilig, so dass sie langatmig wirkten und auf der Stelle zu scheinen schienen. Dafür ziehe ich einen Stern ab – dennoch bin ich gut unterhalten worden und gebe knappe 4 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Eine sehr komplexe Geschichte, die drei Erzählstränge beinhaltet, die auf verschiedenen Zeiten spielen und erst nach und nach verknüpft werden. Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet, der Schreibstil ist klar und präzise, dennoch aber nicht unemotional – an manchen Stellen war mir die Geschichte zu kleinteilig, trotzdem aber war ich gepackt und gefesselt und gebe daher knappe 4 von 5 Sternen. 


2 Kommentare:

  1. Obwohl mir das Buch bis eben unbekannt war, hast du mir deiner sehr gelungenen Rezi mein Interesse geweckt, liebe Sabine.
    Danke für den Buchtipp.
    Liebst, Hibi

    AntwortenLöschen
  2. Liebe Sabine,
    ich habe die österreichische Autrin ja auch mit "bleiben" entdeckt und nun hat auch die Bücherei endlich zugeschlagen und ein paar ihrer Romane gekauft. Sehr schön, denn die werde ich mir jetzt auch nach und nach holen =)
    Liebe Grüße
    Martina

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