9. Februar 2018

[Rezension] Delphine de Vigan - "Nach einer wahren Geschichte"

Delphine de Vigan - Nach einer wahren Geschichte
Gegenwartsliteratur

Verlag: Dumont-Verlag
Umschlaggestaltung: Lübbeke Naumann Thoben, Köln
Umschlagmotiv: ©plainpicture /neuebildanstalt /Wilken
ISBN 13: 978-3832198305
Seiten: 348 Seiten
Erschienen: 24. August 2016
Originaltitel: „D'après une histoire vraie“
Übersetzer: Doris Heinemann

Buchrückentext
„Als Delphine de Vigan die elegante L. kennenlernt, fühlt sie sich verstanden wie selten zuvor – bis ein Streit über ihren neuen Roman die scheue Erfolgsautorin in eine Krise stürzt. Bald übernimmt L. alle Aufgaben in Delphines Namen. Keiner weiß davon, und keiner kennt L. …“

Meine Meinung
Noch jetzt, einige Tage nach Beenden der Lektüre, lässt mich das Buch nicht los, immer noch hallt es nach, ich bin gepackt und verstört, vor allem aber begeistert von der Idee des Buches und dem Schreibstil.

Hat man zu Beginn des Buches noch den Eindruck, die Autorin erzählt von sich selbst, ist man sich darüber am Ende gar nicht mehr sicher. In der Geschichte geht es um Wahrheit und Fiktion, um Vereinnahmung und Identität, um Verlust derselben und um Realitäten. Und Seite um Seite hinterfragt man mehr und mehr, ob denn diese Geschichte nun eine wahre ist oder nicht. Die Autorin hat es immer wieder geschafft, mich ins Grübeln zu bringen, was erdacht und was wahr ist – und letztlich bleibt auch am Ende viel Spielraum für eigene Gedanken und Interpretationen. 

Zu dieser Unergründlichkeit hat vor allem auch der Schreibstil beigetragen, der eindringlich und einnehmend ist, dabei oft sachlich und kühl erscheint, dennoch aber Emotionen erzeugt. Mich hat er völlig eingesogen und eine ganz subtile Spannung erzeugt. 

Die beiden im Mittelpunkt stehenden Charaktere sind hervorragend gezeichnet. Die Wandlung der Ich-Erzählerin Delphine erfolgt in kleinen Schritten, zunächst kaum wahrnehmbar, dann aber immer offensichtlicher. Ihre Verzweiflung, ihre Unzulänglichkeit und ihre Not waren zum Greifen nahe – genauso wie das einnehmende Wesen von L., die sich immer tiefer in Delphines Leben eingräbt, bis sie es zu übernehmen scheint. Dabei spürt man die Gefahr, die von L. ausgeht, kann sie aber dennoch nicht richtig packen. 

Im Mittelteil hatte das Buch für mich leider einige Längen, weil die Geschichte stagnierte und nicht richtig weiterging, dennoch aber haben diese auch gut die Atmosphäre und Stimmung der Geschichte einfangen können – denn auch Delphines Leben war zu diesem Zeitpunkt eingefahren, in eine Sackgasse manövriert. Trotzdem ziehe ich dafür einen halben Stern ab, gebe 4,5 von 5 Sternen und werde auf jeden Fall nach anderen Büchern der Autorin schauen.

Mein Fazit
Eine eindringliche Geschichte, die sich mit Wahrheit und Fiktion beschäftigt, mit einem überraschenden Ende, was bei mir immer noch nachhallt. Die Charaktere sind exzellent ausgearbeitet, der Schreibstil angenehm, eindringlich und dennoch sachlich kühl. Mich hat die Autorin gepackt mit dieser Geschichte, und ich gebe 4,5 von 5 Sternen.


2 Kommentare:

  1. Das liest sich in der Tat sehr ungewöhnlich. Könnte mir vorstellen, dass mir das Buch entweder total gefällt oder ich überhaupt nicht reinfinde- ich werde auf alle Fälle einmal einen Blick hinein werfen!

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  2. Hey Sabine,

    vielen Dank für deine Rezension. Ich habe das Hörbuch zu dem Roman gehört und muss sagen, dass ich erst während der letzten halben Stunde die Idee hatte, es könnte sich hier um eine fiktive Geschichte handeln. Ich war überwiegend etwas genervt von Delphine, weil ich den Eindruck hatte, dass sie wahnsinnig viel auf L. projiziert. Natürlich ist L. kein Engel, aber es gehören auch irgendwie immer zwei Leute zu so einer Situation.
    Das Ende der Geschichte fand ich dann aber wirklich sehr gut gewählt. Damit hätte ich nicht gerechnet.

    Deine Rezension habe ich mal bei mir verlinkt.

    viele Grüße

    Emma

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