16. Februar 2017

[Rezension] Simone van der Vlugt - "Das Klapperhaus"

Simone van der Vlugt - Das Klapperhaus
Historischer Roman, 2 Zeitebenen, Jugendbuch

Verlag: Sauerländer-Verlag
Umschlaggestaltung: heike ossenkop pinxit, CH-Basel
Umschlagabbildung: Foto des Gemäldes „Blick auf die Stadtwaage von Alkmaar“, © Broclyn Museum of Art /CORBIS
ISBN: 3-794-18032-1
Seiten: 216 Seiten
Erschienen: Januar 2005
Originaltitel: „Schijndood“
Übersetzer: Rolf Erdorf


Buchrückentext
„Alkmaar im Jahr 1655. Olivier, ein talentierter junger Maler mit einer viel versprechenden Zukunft, leidet seit einiger Zeit unter einem Hautausschlag, Die Diagnose der Ärzte lautet – Lepra. Olivier wird aus der menschlichen Gemeinschaft ausgestoßen; er muss die Stadt verlassen, den Aussätzigenmantel und eine Klappe tragen…“

Meine Meinung
Ich habe schon einige Bücher der Autorin gelesen und finde ihre historischen Kinder- und Jugendromane wirklich sehr gelungen – mit diesem hat sich mich nochmal mehr überrascht, denn die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen, eine in der Gegenwart und eine im Jahr 1655 – und die Verknüpfung ist wirklich gut gelungen.

Das Buch spielt in den Niederlanden und allein schon dieser Umstand hat mich sehr erfreut – in der Gegenwart lernt man Kris kennen, der in Amsterdam studiert und den schlimme Alpträume plagen, und das schon seit seiner Kindheit. Diese Alpträume scheinen sehr realistisch und machen ihm zunehmend Angst. Ein zweiter Erzählstrang spielt im Jahr 1655 in Alkmaar – hier steht Olivier im Mittelpunkt, bei dem Lepra festgestellt wurde und der deshalb in einem sogenannten Klapperhaus leben muss. Doch Olivier kann nicht glauben, dass der harmlose Ausschlag tatsächlich diese todbringende Krankheit sein soll und flieht aus dem Klapperhaus.

Wie beide Handlungsstränge zusammenhängen, muss man natürlich selber herausfinden und auch wenn das eigentlich kein großes Geheimnis ist, hat mir dieses Überraschungsmoment beim Lesen doch gut gefallen – und den will ich natürlich keinem nehmen. Ich fand beide Erzählstränge interessant, auch wenn ich den der Vergangenheit doch noch etwas ansprechender fand. Die Autorin beschreibt wirklich sehr bildgewaltig die Lebensumstände der damaligen Zeit und macht da auch vor Schilderungen von Krankheiten, deren Behandlungen und dem Umgang mit manchen keinen Halt. Manchen Jugendlichen mag das vielleicht abschrecken, mir aber haben diese Beschreibungen nochmal mehr gezeigt, wie hart und furchtbar das Leben damals war, wie unwissend die Menschen waren und deshalb nicht anders mit Erkrankungen umzugehen wussten. Toll war zudem die Stimmung und Atmosphäre, die die Autorin mit ihren Worten eingefangen hat – sie ist durchweg düster und melancholisch und passt wunderbar zur Geschichte um den jungen Olivier.

In der Gegenwart ist die Atmosphäre nicht ganz so düster, trotzdem aber merkt man auch hier, wie sehr Kris von den Träumen gefangen wird und wie sehr sie ihn beschäftigen – er kann einfach nicht aufhören, an sie zu denken, und mehr und mehr fragt er sich, um was es eigentlich in der immer wieder geträumten schrecklichen Szene geht. 

Gefallen hat mir vor allem der Schreibstil der Autorin, der sehr gut zu lesen ist und auch für Jugendliche bestens geeignet ist, dabei aber trotzdem die unterschiedlichen Stimmungen sehr gut einfängt – in der Vergangenheit ist es die düstere und beängstigende Stimmung, die sie Menschen  mit sich tragen, weil unheilbare Krankheiten durch Land ziehen, in der Gegenwart ist es die Verzweiflung, die Kris in sich trägt und die Zerrissenheit, was er mit den Informationen macht, die er im Laufe der Geschichte erhält.

Gefehlt haben mir am Ende dann aber doch einige Antworten auf Fragen, die ich mir beim Lesen gestellt habe. Der Schluß ist sehr offen gehalten, so dass man als Leser die Geschichte weiter spinnen kann, ich aber hätte mich über die eine oder andere Antwort sehr gefreut – so bleibt bei mir irgendwie das Gefühl, die Geschichte ist nicht zu Ende erzählt. Trotzdem hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich konnte gut ihm abtauchen – ich gebe 4 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Eine interessante Geschichte, die auf zwei Zeitebenen spielt und die die Autorin geschickt miteinander verknüpft. Gefallen haben mir vor allem die Beschreibungen und Schilderungen der Vergangenheit, die sehr gut die Lebensumstände und den schwierigen und oft auch grausamen Umgang mit Erkrankten zeigen, überzeugt hat mich auch die Stimmung und Atmosphäre, die die Autorin mit ihrem angenehmen und flüssig zu lesenden Schreibstil geschaffen hat. Wer mal einen Ausflug in das Genre „historischer Roman“ machen möchte und dicke Bücher scheut, der sollte sich diesen Jugendroman unbedingt mal anschauen – ich gebe 4 von 5 Sternen.  


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